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10 Jahre Metal Keller – Die Szene in Potsdam lebt

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Der Metal Keller Potsdam …

… blickt auf knapp 100 Shows und 10 Jahre Bestehen zurück. Grund genug, aus dem Studentenkeller herauszukommen und am Freitag, den 08.09.2017, ein Open-Air zu veranstalten. Bis heute gab es jeweils jeden zweiten Freitag im Monat Metal pur in einem der wenigen verbliebenen Schuppen dieser Art in Brandenburg. Und genau dieser Rhythmus wird sich fortsetzen! Wer in Potsdam nicht in das Archiv zum ausräuchern geht, besucht die Veranstaltungsreihe im StudentenInnenkeller, oder eben beide. Der Wert für die Szene ist beachtlich. Zum Jubiläum draußen zu feiern, rächt sich leider ein bisschen. Doch welcher Metaller lässt sich schon von Nieselregen einen Strich durch die Rechnung machen? Schon gegen 19:00 Uhr füllt sich der Platz auf dem Campusgelände, welches übrigens eindrucksvoller nicht sein könnte. Um dem schlechten Wetter entgegenzuwirken, gibt es Burger vom Grill und verdammt viel Bier. Damit ist für das Wohl jedes Besuchers gesorgt: Während die Kinder im Rauch des Grills herumhüpfen und allerhand Abenteuer erleben, gönnt sich Papa Musik. Genug der Laberei, ich gehe jetzt auch zur Bühne! 


Als erste Band des Abends geben die Lokalhelden KOPROM ihre Spielart zum Besten. Entgegen meiner Erwartungen wird auch nicht viel drumherum geredet. Man bedankt sich lediglich schnell bei den Veranstaltern, um so schnell wie möglich in Monotonie zu versinken. Energisch ist dieser Auftritt nämlich überhaupt nicht. Dargeboten wird langsamer Death Metal, dem ich nicht viel abgewinnen kann. Hinzu kommen ein paar verzeihliche Patzer. Trotzdem greift aus irgendeinem Grund nichts ineinander. Außer ein paar Intro-Riffs verbleibt nicht viel in meinem Gedächtnis. Etwas verkorkst und unbeweglich rattert die Gruppe einen Song nach dem anderen ab. Ob sie daran Spaß haben, kann ich nicht so gut beurteilen. Verdammt, hätte ich nur meine Brille mitgenommen. So würde ich leicht hochgezogene Mundwinkel einfacher entdecken. Andererseits ist eine introvertierte Band auch eine nette Abwechslung. Ich werde die Potsdamer nachher bei WELICORUSS bestimmt noch vermissen. 

Penisneid und Rastalocken

Bei EXXPERIOR geht es in den Texten um eine große Bandbreite von Themen. Von Penisneid über den „Mann in Flammen“ bis zur „Rüstung des Hasses“ ist alles vertreten, was sich ein Meddl-Fan wünschen kann. Kein Wunder, dass das Publikum ab der ersten Note hin und weg ist. Mich überzeugen hier und da einzelne Passagen, aber die Dunkelheit scheint den Berlinern gut zu tun. Desto später es wird, umso besser klingt auch diese Thrash Metal-Walze. Zum Ende hin wird Gitarrist Tom sogar emotional. Was einst als Ein-Mann-Projekt startete, ist eine ganze (Live-)Band geworden. Unterstützt von seinen neuen Kumpels, lässt sich so alles realisieren, was er irgendwann mal für Demos aufnahm oder konzipierte. Dabei sind geile Riffs entstanden, die ziemlich oft glänzen – egal ob in den Intros oder den Breaks. Der Behauptung, dass der Sänger alle Gesangsarten erfolgreich imitieren kann, muss ich leider widersprechen. Dennoch taugt seine Stimme durchaus für diese kleine, feine Band. 

 

Als nächstes trumpfen DEHUMAN REIGN mit der beeindruckendsten Mähnenlänge des Abends auf. Die bestimmt ein Leben lang gewachsenen Rastalocken des Gitarristen kommen während des Auftritts allen Mitgliedern gefährlich nah. Nichtsdestotrotz verletzt er niemanden der eingeübten Truppe. Jedoch sollten die Berliner ihr synchrones Headbangen noch üben. Hier gibt es Nachholbedarf!
Und was steckt hinter dieser Oberfläche? Ihr harscher, druckvoller Death Metal bringt genau die Geschwindigkeit mit sich, die ich bei KOPROM vermisst habe. Was sie noch von ihren Vorgängern unterscheidet: Die Wertschätzung der Herren gilt mehr dem Publikum, als den Veranstaltern. 

„Bei dem Pisswetter wäre ich längst Zuhause.“

So würdigt Sänger Alex das Durchhaltevermögen der Potsdamer Metal-Szene. Eine nette Geste, die auch ordentlich Applaus erntet. Zurück zur Musik: Auch der zweitgrößten Band des Abends bleiben Pannen nicht erspart. Nach dem sie zum dritten Mal einen „letzten“ Song angekündigt und gespielt hatten, kommt nach unkoordinierten Rufen auch noch eine Zugabe. Da bin ich ein bisschen verdutzt. Immerhin können sie mit ihrem Death Metal nichts falsch machen. Da ist ein zusätzlicher Song immer willkommen. 

 

Eine gefühlte Ewigkeit später ist es soweit. Endlich machen sich fast alle Symphonic Metal-Fans im Publikum in die Hose. WELICORUSS eröffnen ihre melodramatische Show in gewohnt übertriebener Manier. Schade, dass sie mit ihrer Bemalung im grellen und bunten Licht der Bühne nicht gerade furchterregend aussehen. Trotz einer verzweifelten Nachfrage der Band bleibt das Licht an. Es lässt sich wohl nicht dimmen und sie damit ziemlich fehl am Platz aussehen. Davon unbeeindruckt werden die extrovertierten Fäustlein geschwungen, Fratzen gezogen und die Zuschauer zum Mitbrüllen animiert.
Mich nervt leider nicht nur ihre überzogene Art, sondern auch die Mucke. Da fehlt irgendwo das animalische Etwas, was man sogar im symphonischen Black Metal verorten kann. Stattdessen ist bei den Russen alles glattgebügelt und möglichst episch. Das soll aber der Stimmung nicht schaden. Ganz im Gegenteil, die Menge tobt, grölt mit und kann es nicht fassen, als das Set zu Ende ist. Und immerhin konnte Sänger Alexey mich etwas amüsieren. Als seiner Aufforderung im Takt zu klatschen gerade mal fünf Leute nachkommen, lässt er sich nicht beirren und lobt die Potsdamer trotzdem in den größten Tönen.

„Potsdam, you are fucking awesome!“

Jetzt kann ich nur die Entscheidung treffen, nicht zur Aftershow-Party im Keller zu gehen. Verzeiht mir, ich bin schlichtweg zu müde. An der Veranstaltung kann es nicht liegen. Geile Bands von hier und aus der Ferne durfte sich die Szene in Potsdam kostenlos geben. Damit ist in Brandenburg mal wieder was los gewesen. Und glaubt mir, hier ist selten was los. 

Ich hoffe einfach auf zehn weitere Jahre Metal Keller im StudentInnenklub!


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