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2019 – Der Folk-Metal-Rückblick [Part 2]

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Willkommen im zweiten Teil des Folk-Metal-Rückblicks 2019!

Die heutige Episode befasst sich mit Elfen, Zwergen und Trollen.

ELVENKING – „Reader Of The Runes – Divination“

Knappe zwei Jahre nach der letzten Veröffentlichung beehren uns die Elfen aus Italien auch schon mit ihrem Nachfolgewerk. Leider lehnt sich „Reader Of The Runes – Divination“ nicht wirklich weit aus dem Fenster. Die musikalische Mischung besteht wie gewohnt aus Power Metal, Akkustikgitarren und Gefiedel, wobei diesmal eine stärkere Tendenz zu rockigeren Riffs und Heavy Metal durchscheint.

Mein Problem mit der Scheibe: Irgendwie kommt einem vieles schon bekannt vor – das selbst beim ersten Durchlauf. Auch sind diesmal die wenigsten Melodien so wirklich catchy. Zwei Umstände, die leider dazu führen, dass „Reader Of The Runes – Divination“ weder besonders heraussticht noch großartig im Kopf bleibt. Und das trotz qualitativ hochwertiger Musik, gutem Aufnahmesound und gewohnt gekonntem Songwriting.

Es gibt ein paar Ausnahmemomente – so etwa die Blast-Beat-untermalte, dunkle Energie, die „Malefica Doctrine“ zum Teil ausstrahlt oder die gelegentlichen schönen Akkustik-Zwischenspiele. Diese wirken sehr erfrischend, und genau das ist es, woran es dem Gesamtwerk leider ein bisschen fehlt: Frische! Definitiv kein schlechtes Album, wer die Band allerdings schon länger kennt, wird hier kaum etwas Neues entdecken. Vielleicht eine gutes Einstiegsplatte.

WIND ROSE – „Wintersaga“

In Italien gibt’s aber nicht nur Elfen, sondern auch Zwerge! WIND ROSE haben es in den letzten Jahren geschafft, sich aus dem Untergrund an die Oberfläche zu graben und einen gewissen Bekanntheitsgrad zu erlangen. Vor Allem die lustige Cover-Version des Youtuber-Songs „Diggy Diggy Hole“ hat Wellen geschlagen. Doch wie ich herausfand, lohnt es sich auf jeden Fall, einen tieferen Blick in die Goldminen der Zwergenkompanie zu werfen!

Der musikalische Stil ist heutzutage definitiv ein anderer als zu Anfangseiten. Heavy Metal von damals ist epischem Folk Metal gewichen: „Wintersaga“ erinnert zuweilen stark an ENSIFERUM (allerdings mit tieferen Main Vox), aber auch deutliche TURISAS-Allüren und der ein oder andere Schwenker Richtung WINTERSUN-Gefilde sind rauszuhören. Also quasi Finnen-Metal – aus Italien.

WIND ROSE tragen richtig dick auf, mit mächtigen Männerchören, eingängigen Melodien und Keyboard-Bombast wo es nur geht. Das Ganze natürlich eigenkleidet in cheesy-tolkienesquer Fantasy-Thematik (meist mit einer Prise Selbstironie und Humor).

Was soll man dazu noch sagen? Das Rad hat man nicht neu erfunden, doch hier wurde definitiv gute Arbeit geleistet! Ob mit Schunkelfaktor oder Dramatik und Bombast – jedes der acht Lieder ist auf seine Weise eine Hymne.

TROLLFEST – „Norwegian Fairytales“

Hektisch und wirr wie eh und je geht es im Unterholz der norwegischen Wälder zu. TROLLFESTS „Norwegian Fairytales“ ist nichts für schwache Nerven! Ja, so manch einer würde der Kombination aus Blast Beats, Balkan-Tonleitern, schiefen Taktaktarten und heiserem Gekreische wohl schier das Prädikat „anstrengend“ verleihen. Doch es gibt definitiv mehr über diese Band auszusagen.

TROLLFEST machen seit jeher ihr eigenes Ding: Chaos und Quatsch, doch das mit äußerster technischer Raffinesse und Präzision. Ein weiser Mann soll einmal gesagt haben: „Wenn FINNTROLL eine Horde besoffener Trolle sind, sind TROLLFEST genau das – nur hart auf Koks.“ Die Ähnlichkeiten zwischen beiden Bands drücken sich meiner Meinung nach aber heute nur noch im Namen und im heftigen Gebrauch von Humppa-Feeling aus.

Wovon die Texte handeln, kann ich leider nicht sagen (sind sie doch in einer erfundenen Sprachmischung aus Deutsch und Norwegisch verfasst). Schätze mal es geht um norwegische Märchen? Instrumental dominieren jedenfalls neben Metal-Kombo vor allem Akkordeon und Saxophon die Melodienfraktion, und neben den wohlklingenden Schreien des Fronters tritt auf dieser Scheibe gelegentlich auch (tatsächlich wohlklingender) Frauengesang ins Rampenlicht. Auf einen erlösenden 4/4-Takt wartet man in vielen der Tracks vergebens.

So ist auch dieses Album wieder eine Art avantgardistisches Kunstwerk. Eine Party, die definitiv nicht darauf ausgelegt ist, für jeden verdaulich zu sein – oder verstanden zu werden. Vielleicht der wahre Hipster-Scheiß unserer Zeit.

Wir sehen uns nächste Woche in Teil 3!


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