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Schwarz wie die Nacht – CRADLE OF FILTH und MOONSPELL in Leipzig

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Macht euch bereit, jetzt wirds düster! So oder so ähnlich war auch mein erster Gedanke, als ich am letzten Samstag den Hellraiser in Leipzig betrat. Überall tummelten sich mystische Gesellen in schwarzen Gewändern und fantastischen Masken – das weckt Erinnerungen an das alljährliche, ebenfalls in Leipzig stattfindende WGT. Schließlich ist auch Gothic Metal angesagt! CRADLE OF FILTH sind von der Insel rübergeschwommen, um Fans in ganz Europa mit ihrer Musik zu beglücken. Dabei haben sie ihre langjährigen Freunde und Brüder im Geiste MOONSPELL aus Portugal mit an Bord, die ebenso wie CRADLE ein neues Album im Gepäck haben. Eine Bombenkombi – so sahen das auch die Besucher des Hellraiser. Zum ersten Livetermin in Deutschland war die Bude knackevoll, sprich: schon Wochen vor dem Konzert restlos ausverkauft. But without further I do, lasst uns hinabgleiten in die finsteren Gefilde von Dani Filth und Co..

EINE FEURIGE BRISE AUS DEM SÜDEN: MOONSPELL

Die Jungs vom Metalflaggschiff Portugals MOONSPELL treten als ebenbürtige Vorhut der Briten auf. Und damit nicht zu knapp, schließlich haben sie für diese Tour ihr neuestes Album „1755“ an Bord, das vorgestellt werden will (die Review zur Platte findet ihr HIER). Während CRADLE OF FILTH an diesem Abend mit 2 Stunden Show eine deutliche Überlänge hinlegen, knabbern MOONSPELL gerade so an einer Dreiviertelstunde. Nichtsdestotrotz zeigen die Herren, was sie nach wie vor auf dem Kasten haben. Als Opener legen sie an diesem Abend wie erwartet den ersten Song von „1755“ vor, die überarbeitete Version des Hits „Em Nome Do Medo“. Ein Knaller, schließlich gehört der Song seit Jahren bei vielen Fans zu den Top-Favoriten.

Mit „1755“, „In Tremor Dei“ und „Desastre“ folgt dann quasi die Tracklist der neuen Platte. Kraftvoll schaffen MOONSPELL eine überwältigende Atmosphäre, Sänger Fernandos charakteristische Gesangsstimme lässt die Luft brennen. Viel portugiesisches Publikum haben die Koryphäen angelockt, auch die portugiesische Flagge weht im Publikum. Kein Wunder, schließlich sind die neuen Stücke komplett in der Landessprache vertont und damit natürlich auf breite Begeisterung beim heimischen Publikum gestoßen.

Allerdings lassen sich die Jungs auch bei den Klassikern nicht lumpen. „Night Eternal“ mischt die Atmosphäre im Club ordentlich auf, die Party ist perfekt. Es fällt ehrlich schwer, bei all der Bewegung auf und vor der Bühne mitzuhalten. Schließlich mischt man noch weitere Songs des neuen Albums mit Hits wie „Alma Mater“ und „Full Moon Madness“. Spätestens da ist das gesamte Publikum von den hitzigen Südländern mitgerissen und es wird klar, wo MOONSPELL trotz all der kleinen stilistischen Veränderungen der letzten Alben ihre Wurzeln haben: In der schwarzen Szene.

 

DIE HELDEN DER NACHT: CRADLE OF FILTH

Schon kurze Zeit später betreten die Briten die Bühne und setzen alles daran, ihren Vorstreitern den Thron des Publikumslieblings streitig zu machen. Dani Filth und seine Crew zeigen, dass ihr weltweiter Erfolg nicht von ungefähr kommt. Gerne lassen sie sich vom begeisterten Publikum feiern und fahren schwere Geschütze auf. Dazu bieten sie ein durchmischtes Komplettpaket, dass die finsteren Herzen all ihrer Fans zum Schmelzen bringen dürfte. Von 1998 bis heute, von „Beneath The Howling Stars“ bis „Heartbreak and Seance“ ist quasi alles dabei.

Wer CRADLE OF FILTH kauft, bekommt sie auch. Immer.

Dani glänzt mit seinem hervorragenden Stimmumfang und haut einen präzisen spitzen Schrei nach dem nächsten heraus, die die Wände des Clubs erzittern lassen. Selbst wenn man kein Fan dieser Band ist, muss man sich dennoch ihre grandiosen musikalischen Qualitäten eingestehen. Für die eingeschworene Fangemeinde gleicht das Konzert eher einem 5-Sterne-Buffet à la Gothic Metal: Eine Portion „Bathory Aria“ mit einer Prise „Her Ghost In The Fog“, abgerundet mit etwas „Dusk And Her Embrace“ und einer ausgewählten Menge frischer Songs von „Cryptoriana“.

Zum Ärger vieler Fans und der Band gibt es im Publikum einige wenige, ziemlich auffallend alkoholisierte Crowdsurfer, die es sich scheinbar zum Ziel gemacht haben, einigen Leuten aus Publikum und Security ans Bein zu pissen, was immer wieder zu kleineren Tumulten in der Crowd führt. Nach einer Ansage Filths ist dem jedoch größtenteils Einhalt geboten. Davon abgesehen leistet auch Co-Sängerin Lindsey Schoolcraft sowohl am Keyboard als auch gesanglich eine herausstechend starke Arbeit. Dabei ergänzt sie sich hervorragend mit Danis Gesangsstimme.

Die Briten schließen die erste Hälfte ihres Gigs mit Know The Lion By His Claws“ und schmeißen nur wenige Minuten später noch 7 Songs hinterher. Eine umfangreiche Show, für mich fast etwas zu lang. Die eingeschworenen Fans durfte der Spielumfang allerdings freuen. Mit nur 3 Songs ist das neueste Album zwar nur spärlich vertreten, allerdings ist die abwechslungsreiche Setlist mit Songs aus 10 (!) verschiedenen (und damit fast allen bisher erschienenen) Alben doch recht beeindruckend. Zum Schluss lassen sich Dani Filth und Kollegen von ihren Fans noch einmal ordentlich feiern, bevor es für diesen Abend auch schon wieder in die Heia geht.

MEIN FAZIT

Dieser Abend war geprägt von zwei musikalisch sehr starken Bands, die sich im fast schon klassischen Doppelpack aufgemacht haben, ganz Europa und später auch Amerika mit ihrer Musik zu beglücken. Von CRADLE hätte ich mir gerne mehr Songs vom neuen Album gewünscht, unter dessen Flagge diese Tour ja fährt. Aber wer wagt bei dieser Songauswahl schon zu meckern? Schade fand ich die unausgeglichenen Spielzeiten – da wäre sicherlich noch einiges gegangen. Trotz alledem kann ich jedem, der für die Musik der beiden Gruppen etwas übrig hat, diese Tour nur ans Herz legen. Ihr werdet ganz sicher nicht enttäuscht werden von diesen zwei starken Koryphäen des Gothic Metals!

Wer Bock hat, noch an der Tour teilzunehmen, hat noch folgende Termine zur Auswahl:

03.02. Osnabrück +++ 04.02. Köln +++ 06.02. Bochum +++ 07.02. Frankfurt +++ 08.02. Nürnberg +++ 09.02. Saarbrücken +++ 10.02. CH-Pratteln +++ 23.02. Stuttgart +++ 24.02. TBA +++ 25.02. A-Dornbirn +++ 26.02. A-Wien +++ 27.02. München +++ 02.03. Flensburg

Tickets gibts HIER.


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2 Kommentare

  1. Joscha
    7. Februar 2018 bei 14:48 — Antworten

    Habe sie gestern in Bochum gesehen und war total begeistert von der Setlist. Man muss Cradle Of Filth hoch anrechnen, dass sie nicht eine dieser Bands sind, die lediglich ihre populären Hits runterzocken. Wie ist es denn normalerweise? Opener ist der erste Song vom aktuellen Album, der restliche Abend besteht aus weiteren Songs vom aktuellen Album und den Klassikern, die einfach gespielt gehören. Und da kommen Cradle Of Filth, hauen als Opener einen 14 Jahre alten Song („Gilded Cunt“) raus und spielen Hymnen wie „Bathory Aria“ und „The Promise Of Fever“ statt den populäreren Albumvettern „Cruelty Brought Thee Orchids“ und „Mannequin“. Und auch ein Argument sich Bands nicht nur auf Festivals anzuschauen, wo sie knappe Spielzeiten haben, in denen sie lieber eine sichere Hit-Playlist darbieten, sondern öfter zu Einzelshows zu gehen, bei denen Songs gespielt werden, die es sonst nicht auf die Bühne schaffen. Da lohnt es sich dann auch, sich eine Band mehr als einmal live anzuschauen.

    • 12. Februar 2018 bei 15:13 — Antworten

      Da gebe ich dir auf jeden Fall Recht. Sie widersprechen dem Standard-Konzept, sodass man wirklich auf jedem Konzert die gesamte Bandbreite ihrer Musik mitbekommt. Ich finde aber, dass es die Mischung macht. Zum Beispiel könnte das neue Album bei solch einer langen Spielzeit mit wenigstens 4-5 Songs vertreten sein 😉

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