Wer Surtur sät, wird Lohe ernten!
SURTURS LOHE – Seelenheim
Dauer: 47:04 Min.
Label: Einheit Produktionen
Release: 02.09. 2016
Aus den Tiefen der Thüringer Wälder, im finst’ren Tannengrund, aber auch unter der Linden, ertönen unbekannte, neue Klänge. Teils rau und kalt, teils warm und atmosphärisch. Denn die Meininger Geschichtenerzähler SURTURS LOHE sind mit einem neuen Album zurück – „Seelenheim“ – und vertonen ein weiteres Mal Sagen und Mythen sowie Geschichten aus dem grünen Herzen Deutschlands.
Die erste Nummer weckt schon zu Beginn der Scheibe mein Interesse. Das Intro „Der Kaiser im Berg“ handelt von der Legende um Barbarossa, mit der ich zwar vertraut bin, die ich allerdings noch nie so episch in Szene gesetzt gehört habe, wie hier.
Der Track kommt völlig ohne Clean-Gesang aus, büßt aber dennoch nichts ein.
Nachdem nun das Intro abgehakt ist, fackeln wir nicht lange. Ruckzuck gibt es auf die Fresse! Im Titel „Lohe Surt“ werden die Instrumente nicht gerade mit Samthandschuhen angefasst. Das befürworte ich. Screams, ausgiebige Bassdrum-Action, Blasts und etwas Gitarrengefiddel lassen meinen Unrumpf hibbelig werden, denn ich will mich bewegen. Der Track kommt völlig ohne Clean-Gesang aus (ungewöhnlich für die Meininger), büßt aber dennoch nichts ein. So ein klein wenig erinnert mich das Stück an die alten FIMBULVET-Tage. Ob da der Herr Heidenherz (Gitarre bei SURTURS LOHE und Mastermind bei FIMBULVET) nicht die Mütze beim Songwriting aufhatte? Es ist und bleibt ein Rätsel.
Der Titeltrack „Seelenheim“ beginnt leise und gediegen mit gezupften Gitarren. Die Melodie verheißt Ungewissheit und Dunkelheit. Ich habe das Bild eines Irrlichtes in einem nebeligen Wald im Kopf, das versucht, mich immer weiter in den Wald zu locken. Der Eindruck von Unsicherheit verstärkt sich während des ganzen Songs. Stetig kommt etwas neues dazu, sei es Geflüster, Frauengesang, Drums, bis hin zum Ausbruch. Es geht vorwärts! Und zwar so, wie ich es vor allem im Thüringer Pagan Metal liebe: schnelle Schlagzeug-Pattern mit viel Action am Fußpedal und dazu Klargesang. Coole Atmo, die sich da aufbaut!
„Unter der Linden“ klingt da schon weniger nach Ungewissheit, dafür aber nach verflossener Liebe, Vergangenheit und Sehnsucht nach eben dieser. Die Nummer startet sehr sinnig. Zu hören sind akustische Gitarren, Flöten sowie klarer Frauen- und Männergesang im Dialog. Leider verstehe ich den Text nicht komplett, aber auch lyrisch scheint es sich bei diesem Stück um eine Art Romanze/Ballade zu handeln. Langsam steigert sich das Instrumental, allerdings bleibt das Tempo eher entspannt.
Besinnlich geht es auch vorerst weiter. „Gotengrab“ sagt zu Anfang Trauer und Bedrücktheit aus, wie ich finde. Man soll in sich gehen. Allerdings löst sich diese Bedrücktheit im Laufe des Songs auf und der Track geht unwahrscheinlich episch in die Breite, als die verzerrten Gitarren und die Drums einsetzen. Ich habe sofort Bilder von Felsen und nebeligen Schluchten im Kopf, am Himmel kreisen Raben. Als würde man eine sehr nahestehende Person ins Reich der Toten entlassen und ihrer gedenken. Man muss loslassen und den/die Verstorbene(n) in eine andere Welt gleiten lassen… Ich liebe es, wenn ich von Musik Bilder in den Kopf projiziert bekomme.
„Sumar kehre Heim“ legt vom Tempo her wieder einen Zahn zu, auch der Charakter dieser Nummer ist viel freundlicher, positiver und energiegeladener, als der der beiden vorherigen Titel. Mit eben so viel Kraft, wie Sonnenstrahlen die Wolken zerbrechen, und uns Licht und gute Laune bringen, kommt also auch „Sumar kehre Heim“ daher. Außerdem birgt dieses Stück ein verdammt geiles Solo in sich – also: den Haargummi raus aus den Loden, und ab gehts! Dies ist übrigens der einzige Song, den man von diesem Album derzeit auf YouTube findet. Na warten wir mal ab, was da noch kommt.
Es folgt ein recht kurzes Klavierzwischenstück namens „Schwertleite“, das, so denke ich mal, als Intro zum letzten und auch längsten Song der Platte gedacht ist. Schon dieses Klavier-Intro fetzt, die letzte Nummer „Schildwacht“ stellt für mich allerdings den besten Track des Albums dar. Die Stimmung während eines einzelnen Titels ändert sich so oft, und doch klingt das Lied nach einer Einheit (hööhöö, Wortwitz) – von traurig mystisch, über stärkend und kraftvoll, bis hin zu verträumt, ruhig und melancholisch, bis am Ende nur noch das Klavier zu hören ist, und die gesamte Platte so langsam verstummt.
Wer die Musik aus dem Capital of Pagan Metal (nämlich Thüringen) so zu schätzen weiß, wie ich, der wird SURTURS LOHE ebenso zu schätzen wissen. Die Meininger sind meines Erachtens seit mehreren Jahren musikalisch auf einem ziemlich hohen Level, entwickeln sich aber dennoch von Album zu Album ein kleines Stück weiter. Stets verfolgen sie ihren eigenen wiedererkennbaren, ausgereiften Stil, und auch „Seelenheim“ reiht sich wunderbar in die bisherigen Veröffentlichungen der Band ein. Das Silberscheibchen bietet Abwechslung, Spannung und Momente, sich gehen zu lassen, aber ebenso auch Momente, sich zu besinnen oder gar vor sich hinzuträumen. Das gibt ein dickes Bienchen ins Hausaufgabenheft!
Wepräsenz: Surturs Lohe Einheit
Facebook: Surturs Lohe Official
Autorenbewertung
Vorteile
+ einzigartiger Stil
+ auch nach diesem Album immer noch SURTURS LOHE
Nachteile
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