Die Wüste bebt wieder (aber ruhig) – John Garcia
JOHN GARCIA – The Coyote Who Spoke In Tongues
Veröffentlichungsdatum: 27.01.2017
Dauer: 39:23 Min.
Label: Napalm Records
Genre: Akustik Stoner
So, mal wieder Review-Zeit im Hause Promillo! Schon seit Tagen bekomme ich auf Facebook Werbung des neuen FREEDOM HAWK-Albums. Also mal die Promoliste durchforstet und siehe da, wir haben die Platte tatsächlich zugesandt bekommen. Also den guten alten Windows Media Player startklar gemacht und das Album durchgehört. Klingt sogar richtig gut! Problem: „Sunlight“ von FREEDOM HAWK stammt ursprünglich aus dem Jahr 2009 und wurde nun nochmal neu aufgelegt!
„Junge Junge Junge Junge Junge…“ Ronny Schäfer
Und jetzt? Wie weiter? Nachdem ich das Review im Kopf schon geschrieben habe, wird die Festplatte zurückgesetzt. Jetzt brauch ich was leicht Verdauliches! Da trifft es sich, dass ja so manches ehemalige KYUSS-Mitglied in schöner Regelmäßigkeit neue Alben rausbringt. Nein, ich schreibe jetzt nicht über die aktuelle BRANT BJORK-Platte, die jetzt auch schon wieder fast in halbes Jahr auf dem Markt ist. Nein, es geht um die Stimme! JOHN GARCIA hat mit „The Coyote Who Spoke In Tongues“ sein zweites Album aus der Wüste exportiert.
Und wo wir gerade beim Thema Re-Release waren… Stolze 9 Songs finden sich auf der neuen Platte wieder. Allerdings nur 5 komplett neu geschriebene Titel! Die übrigen 4 Titel sind Akustikversionen von den KYUSS-Hits „Green Machine“, „Gardenia“, „El Rodeo“ und „Space Cadet“.
Ein großes deutsches Musikmagazin schrieb, dass GARCIA mit den neu interpretierten KYUSS-Klassikern Gefahr läuft, das Vermächtnis seiner Kult-Band zu entzaubern. Verstehe ich überhaupt nicht. Im Gegenteil! Der alte Wüstenfuchs beweist mit „The Coyote Who Spoke In Tongues“ mehr denn je, dass seine ehemalige Ausnahmeband immer noch fester Bestandteil in seinem musikalischem Schaffen ist. Genauso gut könnte man den Spieß umdrehen und die 5 neu komponierten Songs in ein fuzziges, basslastiges E-Gitarren-Gewand kleiden. Der Großteil der Stoner Rock-Szene würde wahrscheinlich vermuten, dass sich die Konfliktparteien JOSH HOMME vs. JOHN GARCIA nun endlich mal gemeinsam an den Tresen gesetzt und in dichtem Kneipendunst das Kriegsbeil begraben haben. Darauf werde ich vermutlich noch ewig warten müssen.
Mit „Kylie“ wird „The Coyote Who Spoke In Tongues“ gleich mal genauso trocken gestartet, wie JOHNs Heimat, das kalifornische Palm Desert, ist. Wie immer ist seine Stimme unverkennbar und ich weiß sofort, woran ich bin. Das Highlight des Songs ist ohne Frage der Refrain, der von einem unglaublich griffigen Gitarrenriff lebt. Irgendwie erinnert mich diese Passage an TENACIOUS D. Liegt wohl am Gesang und dem akustischen Geklampfe.
„Green Machine“- der absolute Überhit! Nachdem ich mir die neue Version zum ersten Mal gegeben habe, krieg ich gleich wieder richtig Bock auf diesen Song. Nach 5 Livevideos jetzt wieder zurück zum aktuellen Geschehen. Mit sehr viel Gefühl wird die „grüne Maschine“ vorgetragen, ohne aber in nur einer einzigen Sekunde den ursprünglichen Spirit zu verlieren. Selbiges gilt auch ohne Abstriche für „Space Cadet“, „Gardenia“ und „El Rodeo“.
„Give Me 250ML“ hat da schon deutlich weniger Hitpotential. Dennoch überzeugt er mich durch seine Tieftönig- und Tiefgründigkeit. „The Hollingsworth Session“ hätte sich, vertont mit elektrischen Instrumenten, ohne überstehende Kanten in egal welches Album der KYUSS-Diskografie eingefügt. Und genau das ist es, wovon dieses Album lebt: der Geist!
Wenn mich jemand fragt:
Ey Promillo, wie klingt eigentlich die Wüste?
Wie Wüste klingt, willst du wissen? Dann hör die mal „Argleben II“ an. Hier hörst du alles, was dir die Wüste bietet. Einerseits Tristesse, auf der anderen Seite aber auch die pure Lebhaftigkeit. JOHN GARCIA ist einfach ein Meister darin, jedes einzelne Sandkorn der Wüste Kaliforniens aufzugreifen und zu vertonen. „Court Order„ bringt das Album dann auch leider schon wieder instrumental-akustisch zum Ende.
Kleiner Tipp zum Ende:
Du hörst unglaublich gern Stoner Rock und willst deine/n Partner/in auch mit diesem Virus infizieren, obwohl sie/er eher auf die sanfteren Klänge steht? Dann ist „The Coyoto Who Spoke In Tongues“ genau das richtige für euch. Ihr werdet zu 100% auf eure Kosten kommen. Beide!
Autorenbewertung
Vorteile
+ schicker Sound
+ schicke Neueinspielungen
+ schicke neue Songs, die hängenbleiben
Nachteile
- die Ungewissheit, welche Klassiker es auf das nächste Album schaffen
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