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Peter Pan ist abgestürzt – NEVERLAND IN ASHES

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NEVERLAND IN ASHES – Conversations
Veröffentlichungsdatum: 19.05.2017
Dauer: 52:52 Min.
Label: Eigenveröffentlichung/Soulfood
Stil: Melodic Death Metal/Modern Metal

Die Welt ist schlecht. Das Leben ist hart. Die Menschen sind böse. Sad but true. Diese Wahrheiten muss jeder von uns im Zuge des Erwachsenwerdens verdauen, während er auf die Ruinen seiner heilen Welt zurückblickt. Nimmerland ist nur eine Fiktion. Auf dieser Tatsache fußt der Name der vierköpfigen Modern-Metal-Band NEVERLAND IN ASHES aus Köln, gegründet 2007 von Christian Sticher und Milan Steinbach. Nach dem Debütalbum „8:16“ (2010) und der EP „Earth:June“ (2011) folgt nun nach längerer Wartezeit (und ganz ohne Doppelpunkt) der neue Longplayer „Conversations“.

GROSSES KINO, RUNDE SACHE

Ihren Melodic Death Metal ziehen die Jungs recht modern auf. Nicht nur, dass immer wieder der ein oder andere Synthesizer-Klang in die Songs hereinschneit. Nein, auch Breakdowns schleichen sich immer wieder zwischen die Riffs Marke IN FLAMES, AT THE GATES oder INSOMNIUM. So zum Beispiel im Stück „To The Stars“ (persönlich mein Favorit auf dem Album): Erst klassisches Göteborg-Riffing und ein extrem starker Refrain, dann bricht ein Breakdown hervor, der mir sofort den prominenten „OH! MY! GOD!“-Gang Shout aus ASKING ALEXANDRIAs „The Final Episode“ ins Ohr zaubert. Mit einem melodischen Mittelteil steuern NEVERLAND IN ASHES den Song jedoch schnell zurück in schwedische Gefilde. Vor dem letzten Refrain bekommt der Titel dann einen noch epischeren Anstrich. Großes MeloDeath-Kino!

Ähnlich verhält es sich bei „I vs I“, zu dessen Refrain mir erstmals ein wohliger Schauer die Wirbelsäule emporkriecht. So ähnlich könnten IN FLAMES heute klingen, wenn sie sich nicht komplett von ihrer Vergangenheit distanziert hätten. Anderes Thema… Während ich noch darüber sinniere, walzt auf einmal ein Core-lastiger Breakdown um die Ecke. Surprise, motherf*****! Geschickter und kompakter kann man kaum alle Zutaten, die einen MeloDeath-Song im Jahr 2017 ausmachen sollten, in 3:22 Minuten packen. Rund, runder, „I vs I“.

JEDE STIMME ZÄHLT – AUCH IM METAL

Neben den genretypischen Screams setzen NEVERLAND IN ASHES auch Klargesang ein. Allerdings nur sehr dezent – zum Glück, denn stimmlich ist hier noch Luft nach oben. So zum Beispiel im Track „Supernova“, der mit seinem abrissbirnenhaften Anfangsriff, der Grundaggressivität und dem Mittelteil im 3/4-Takt eigentlich alles hat, um einen Vergleich mit z.B. ARCH ENEMY nicht scheuen zu müssen. Richtig dickes Brett! Lediglich die cleanen Vocals im Refrain stören mich eben. So sehr ich musikalische und stimmliche Varianz auch befürworte – vielleicht lasst ihr den Klargesang auf dem nächsten Album lieber weg…

Was lässt sich sonst noch über „Conversations“ sagen? Mit „Clockwork“ hat auch ein 90-sekündiges Akustik-Instrumental seinen Weg unter die 13 Tracks gefunden. Wenngleich in dieser Kategorie für mich niemals etwas an „And The World Returned“ von AT THE GATES heranreichen wird, so leitet „Clockwork“ doch sehr stimmungsvoll mittels einer Sirene zu „Sweets And The Lights“ über. Dessen spaciger Synthie-Sound stellt einen weiteren interessanten Klangklecks auf dem Album dar. Dann gibt es wieder modernes Geholze, getragene Gitarren-Leads – und verbesserungswürdigen Klargesang.

Extrem positiv muss ich an dieser Stelle noch den Beginn von „Fight Or Flight“ hervorheben. Dieser Lead treibt mir die Tränen in die Augen, einfach nur grandios! Leider kommt der Rest des Stücks da nicht ganz hinterher, so dass nur Anfang und Refrain richtig glänzen können. Hier wäre mehr drin gewesen… Eine Feststellung, die ich auf das gesamte Album übertragen muss.

FÜLLMATERIAL UND DIE LANGZEITWIRKUNG

NEVERLAND IN ASHES waren einige Zeit weg vom Fenster, mussten bandintern umstrukturieren, und standen derweil auch nicht auf der Bühne. Dass sich über die Jahre eine Menge Ideen angesammelt haben, kann ich voll und ganz nachvollziehen. Aber nicht jede davon hätte es zwingend verdient gehabt, aufgenommen zu werden. So fallen Songs wie „Mountain Tops“, „Of Change And Fall“, „Promises“ und „#9“ eher in die Kategorie Mittelmaß – nicht wirklich schlecht, aber eben nicht gut genug. Besagte Tracks strecken das Album dann letztlich auch nur unnötig in die Länge und laden eher zum skippen ein.

NEVERLAND IN ASHES

Da ich jedoch dem Genre an sich sehr zugewandt bin, und den Versuch honorieren möchte, eben nicht wie der drölfzigste 08/15-Göteborg-MeloDeath-Metalcore-Abklatsch zu klingen, bleibe ich „Conversations“ letztendlich doch wohlgesonnen. Beim nunmehr dritten Durchhören packt mich inzwischen auch so mancher Part, der mir vorher nicht zusagte. Noch ein paar Rotations mehr, und die Scheibe könnte sich tatsächlich zu einem Dauerbrenner in meinem Player entwickeln. Daher rate ich auch allen Hörern, die vielleicht mit dem Klargesang oder den modernen Einsprengseln zunächst fremdeln, dem Album eine Chance zu geben.

NEVERLAND IN ASHES im Web und bei Facebook

 

Bild mit freundlicher Genehmigung von Neverland In Ashes

Autorenbewertung

7
"Conversations" beinhaltet ein paar richtige Knallersongs, die beispielhaft demonstrieren, wie Melodic Death Metal im Jahr 2017 klingen kann. Andererseits entstehen durch eher mittelmäßige Songs auch Längen. Insgesamt aber ein feines Album, das einen gelungenen Balanceakt zwischen Tradition und Moderne hinlegt, und dem jeder geneigte Hörer mal ein Ohr leihen sollte.
ø 0 / 5 bei 0 Benutzerbewertungen
7 / 10 Punkten

Vorteile

+ starke Melodien
+ starke Refrains
+ moderner Einschlag
+ Schlagzeug knallt gut

Nachteile

- teils mittelmäßige Songs
- Album dadurch etwas zu lang
- Klargesang ausbaufähig

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