Senf der Woche #19 – VERGESSENE SCHÄTZE
Jawoll, SILENCE goes cuisine! Wer seine Pommes nicht nur Schranke, sondern auch mal mit den Variationen des Granum Sinapis veredelt wissen möchte, ist hier genau richtig. Senf in seinen urigsten und verspieltesten Varianten und zu den unterschiedlichsten Gerichten serviert, dargeboten von der SILENCE-Crew.
Thema heute: Welche eher unbekannten und/oder vernachlässigten Songs bekannter Bands verdienen mehr Anerkennung und sollten öfter gespielt werden?
Jonas meint:
Von den Massen kaum gewürdigte Lieder bekannter Interpreten gibt es zur Genüge. Das grundlegende Problem ist, dass viele sie nicht einmal kennen.
Außerhalb des Metals fallen mir da die PINK FLOYD-Songs auf dem Soundtrack zu „Zabriskie Point“ ein. 1997 erfuhr dieser eine Neuauflage und Roger Waters und Kollegen steuerten einen „neuen“ Song bei. Einen passenderen Titel als „Unknown Song“ hätten sie für die instrumentale Flower-Power-Reise nicht wählen können. Bis heute gibt es Spekulationen darüber, welche anderen Songs der Band Melodien aus dem Lied enthalten und in wie vielen unterschiedlichen Ausführungen er veröffentlicht wurde.
Im Metal hat es mir METALLICAs „The Unforgiven II“ besonders angetan. Natürlich kommt er nicht an den ersten Teil „The Unforgiven“ heran und es gibt glaube ich keinen einzigen METALLICA-Track, der wirklich unbekannt ist. Und verglichen mit dem, was auf „St. Anger“, „Lulu“ und „Death Magnetic“ passiert, findet dieser Song viel mehr Akzeptanz. Er ahmt die Struktur des ersten Teils nach und wird durch ein Horn eingeleitet. Etwas schmunzeln darf der Hörer auch, wenn der Wortwitz „Because you’re unforgiven too“ im Text vorkommt. Alles in allem ein runder METALLICA-Auftritt. Trotzdem wird dieses Stück viel zu oft übersehen. Die Band selbst scheint es auch nicht in ihr Herz geschlossen zu haben. 2015 wurde es zum ersten Mal seit 1997 live gespielt.
Sebastian findet:
Es gibt bekannte Bands, weniger bekannte Bands, und es gibt Proberaumleichen. Genauso gibt es bekannte Songs, weniger bekannte Songs, und solche, die es nie auf eine Platte geschafft haben. All das lässt sich kombinieren. Theoretisch.
IRON MAIDEN sind eine bekannte Band. MOTÖRHEAD auch. Dass die eisernen Jungfrauen Hits wie „Number Of The Beast“ oder „Run To The Hills“ quasi bei jeder Show am Start haben, weiß jeder. „Sign Of The Cross“ zählt jedoch zu den wohl eher unbekannten Songs. Zumindest wird es live wohl nicht so oft gespielt. Dabei ist der gut zehnminütige Titel ein Reißer. Große Momente, ein echter Spannungsbogen und viel Raum für Soli. Eigentlich genau das, was man sich wünscht. Für mich einer der besten Songs der Band.
Auch MOTÖRHEAD haben neben altbekannten Klassikern mehr in petto als Spielkarten. „Louie Louie“ zum Beispiel. In einer einschlägigen Videodoku von Ronnie James Dio mal als das Riff schlechthin bezeichnet, hat sich die Band dabei eines der coolsten Standardstücke der Pop- und Rockmusik angenommen und ihm einen meiner Meinung nach ernstzunehmenden Sound und Charakter verliehen. So macht Rock ‘n‘ Roll Laune.
Neben den Gründungsvätern gibt es aber auch aus späteren Generationen an Bands Liedgut, welches mehr Beachtung verdient. Tuomas Holopainen von NIGHTWISH hat beispielsweise das Leben von Dagobert Duck vertont. Nicht unbedingt Metal im herkömmlichen Sinne, aber Songs wie „To Be Rich“ verdienen es meiner Meinung nach durchaus, sich damit zu beschäftigen.
Don Promillo sagt:
Wie oft denke ich mir, dass ich so manchen Song bei der allseits beliebten Metaldisco nicht mehr hören kann? Zugegebenermaßen lehne ich dieses Stück Kulturgut in letzter Zeit immer mehr ab, da ich von „Seek & Destroy“, „Paranoid“ und „Run To The Hills“ einfach nur Kotzattacken kriegen will, aber nicht weil ich die Bands nicht mag, sondern weil ihre Gassenhauer mittlerweile einfach nur noch ausgelutscht sind.
Nehmen wir doch mal BLACK SABBATH. Neben „Paranoid“ bekommt man mit viel Glück noch „War Pigs“ zu hören. Das war es dann aber auch schon. Grandiose Songs wie „Snowblind“ oder „Electric Funeral“ stehen leider scheinbar unter Verschluss. Auch ANGEL WITCH-Fans kennen dieses Problem. Scheinbar kennt der lokale Schallplattenunterhalter nur den Song „Angel Witch“ des gleichnamigen Albums „Angel Witch“! Doch diese Platte hat mit „Sorceress“ deutlich mehr zu bieten als nur refrainlastige Songs.
Noch schlimmer erwischt es da IRON MAIDEN. Mittlerweile ist mir die Lust auf ihre „Hits“ so richtig vergangen. Es laufen nur noch die selben Kamellen und manch ein Album scheint es im Gedächtnis des DJs gar nicht zu geben. Kleiner Tipp: Das Album beginnt mit „K“ und endet auf „illers“!
Eigentlich bleibt dem DJ dann auch nur eine Lösung, um alle zu besänftigen: den ganzen Abend ABBA laufen lassen, denn die jungen aufstrebenden Schweden schrieben bisher nur Hits!
Ihr kennt noch mehr Beispiele? Dann her damit!
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