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CELLAR DARLING Interview – Lust auf Experimente

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SUMMERBREEZE 2017, es ist Freitag Mittag, und CELLAR DARLING haben als eine der ersten Bands an diesem Festivaltag gespielt. Trotz der etwas undankbaren Uhrzeit waren dennoch schon einige Besucher zugegen, um die noch relativ neue Formation bei gutem Wetter zu sehen. Der Veranstalter jedenfalls scheint durchaus Vetrauen in die Gruppe zu setzen, lässt er sie bereits auf der großen Bühne spielen.

Nach einer kleinen Verschnaufpause nach dem Gig kommen dann Sängerin Anna Murphy und Gitarrist Ivo Henzi in den VIP-Bereich, um ein wenig über die Band und Musik an sich zu plaudern.

S: Ihr habt heute Mittag schon hier gespielt. Wie seid ihr so zufrieden mit dem Auftritt?

Ivo: Genau, wir haben vorhin bereits gespielt. Es war super. Wir hatten viele Leute vor der Bühne und sind wirklich zufrieden, wie es gelaufen ist.

S: Für die Uhrzeit waren ja schon erstaunlich viele Zuschauer da.

Anna: Ich war auch sehr überrascht. Wir wussten natürlich nicht, was uns erwartet. Wir tanzen ja musikalisch ein wenig aus der Reihe. Es war echt noch früh. Ich denke, wenn ich ein Festivalbesucher wäre, dann würde ich noch verkatert irgendwo im Gras liegen um die Uhrzeit. Daher war es wirklich sehr schön, dass so  viele Leute da waren und auch schon richtig abgegangen sind. Das war super.

S: Ihr seid ja jetzt grob ein Jahr in der Konstellation unterwegs und spielt jetzt schon richtig auf Festivals. Was bedeutet es euch, schon so auftreten zu können mit dieser Gruppe, und dass ihr so angenommen werdet?

Anna: An mir zieht das irgendwie so vorbei. Ich beobachte das irgendwie wie so von außen. Es ist natürlich sehr überwältigend, weil wir auch nicht wussten, was uns erwartet. Und was passieren wird. Wir haben mal drauf los komponiert, gemacht, gespielt, und jetzt sind wir hier. Es ist Wahnsinn.

Ivo: Wir haben nicht damit gerechnet, dass wir jetzt hier spielen. Also, ich. Vielleicht Merlin schon.

S: Umso schöner ist es dann doch, wenn es so läuft und solche Reaktionen kommen.

Ivo: Es läuft super.

S: War das damals schon so klar, in dieser Zusammensetzung zusammen spielen zu wollen? Und auch so die Richtung, in die ihr musikalisch gegangen seid? Oder war das eher intuitiv?

Ivo: Eigentlich spontan, oder? Wir haben einfach mal drauf los gespielt und geschaut, was raus kommt, und nichts forciert. Wir haben nicht gesagt „wir wollen das machen“, oder „wir wollen das nicht machen“. Gar nicht. Wir haben einfach gemacht, und das ist das Ergebnis.

S: Ist ELUVEITIE noch so präsent, dass da auch Fans noch Verbindungen ziehen?

Ivo: Ja klar, ist ja logisch. Wir haben natürlich viele Fans mitgenommen, von damals. Und natürlich kommen immer die Vergleiche, was ist jetzt besser etc. Aber das ist ok. Das ist ja normal. Wir haben damit gerechnet. Aber das Feedback ist gut. Das meiste Feesback ist super, daher …

Anna: Da merkt man auch, wie offen die Leute sind für neue Musik. Ich denke, so soll es ja auch sein. Wenn wir jetzt  ELUVEITIE 2 geworden wären, das hätte wenig Sinn gemacht. ELUVEITIE gibt es schon. Die machen das, was sie machen. Super. Und wir machen etwas Neues.

Musik ist Musik!

S: Das ist auch das, was ich oft in Bezug auf CELLAR DARLING gehört habe, dass die Leute eher gespannt sind, was da jetzt kommt. Einfach wie vorher weitermachen hätte zu nichts geführt.

Ivo: Klar.

S: Ihr habt ja sogar schon mit AMORPHIS gespielt.

Ivo: Ja genau, eine Show, ganz am Anfang.

Anna: Als Opener war das.

S: Ist das auch etwas, was für euch spricht, dass ihr musikalisch nicht so festgelegt und flexibel seid, wo und mit wem ihr spielt?

Ivo: Ja klar. Das mit AMORPHIS war natürlich eine gute Gelegenheit. Aber wir wollen uns jetzt auch nicht festlegen, nur mit solchen Bands zu spielen, sondern wir sind offen für alles. Fast alles. Vielleicht kein Grindcore. Obwohl, du vielleicht schon …

Anna: Doch, schon! Vielleicht nicht Schlager.

Ivo: Ok, vielleicht nicht Schlager.

Anna: Oder Reggae.

Ivo: Das geht nicht.

Anna: Aber sonst… Musik ist Musik!

S: Das heißt, ihr könnt euch auch vorstellen, auf anderen Festivals zu spielen, die auch nicht unbedingt so einen Fokus auf Metal haben?

Ivo: Genau. Das wäre auch eigentlich das Ziel, dass wir wirklich auch breit gefächert auftreten können. So sieht man ja auch mehr und lernt auch noch was Neues.

S: Wenn ich nicht irre, spielen ELUVEITIE dieses Jahr auch hier. Habt ihr da inzwischen eine Distanz dazu, wenn man sich in so einem Rahmen evtl. trifft?

Ivo: Ja, es ist schon immer noch komisch. Mich stört es jetzt nicht direkt. Es ist ja jetzt auch schon über ein Jahr her. Wir machen so unser Ding, sie machen ihr Ding. Wir sind alle zufrieden, so wie es ist, es gibt auch kein böses Blut mehr, so von meiner Seite. Es ist ganz ok. Hoffentlich gibt es jetzt zwei gute Bands. Das ist das, was wir uns wünschen.

 

Alles schon mal gehört …

S: Eine Zeit lang schien es im Metal ja, als ginge es vorangig nur noch darum, immer nur noch schneller und lauter zu spielen. Momentan gibt es, wie ihr auch, viele Bands, die eher auch mit Sound und Instrumentierung experimentieren. Denkt ihr, da ist was dran?

Anna: Ich denke halt, irgendwann hat man alles schonmal irgendwo gehört. Es gibt nicht so viele Töne und nicht so viele Harmonien. Irgendwann ist alles ein wenig ausgelutscht. Und ich merke, dass immer mehr Menschen auf so experimentelle, progressive Sachen anspringen. Für mich ist das ein Stück weit auch eine logische Entwicklung. Ich meine, das ist genau das, was wir momentan ja auch machen. Jeder Song auf dem Album ist auf seine Weise irgendwie anders. Ich denke, wir sind eine sehr zeitgemäße Band. Ich denke, die, die immer noch ihr Ding machen, und ihren Sound gefunden haben, mal als Beispiel AC/DC, ich meine, die können das jahrelang machen, und es wird funktionieren.

Ivo: Die Leute wollen das, und sie kriegen das. Und das ist auch gut so.

Anna: Aber für neue Bands, da funktioniert das nicht. Da muss man sich schon was überlegen.

Ivo: Man muss schon speziell gut sein in dem, was man macht. So, dass man auffällt.

S: Es gibt ja auch viele junge Bands wie THE VINTAGE CARAVAN, die spielen mit dem, was sie machen, auch auf Jazz Festivals.

Ivo: Ja, das habe ich auch schon gehört. Ich finde das cool, irgendwie. Wenn es keine Grenzen mehr gibt, wenn es einfach nur noch Musik ist. Das gefällt mir.

Also momentan nennen wir uns The New Wave of Folk Rock …

S: Also würdet ihr euch auch nicht einem speziellen Genre einordnen?

Anna: Ja, also momentan nennen wir uns The New Wave of Folk Rock. Folk Rock beinhaltet sehr viele Sachen, das ist ein sehr breit gefächeter Begriff. Am Anfang haben wir halt gedacht, wir sagen nichts, wir lassen die Leute entscheiden. Und das war dann schon ein wenig komisch. Da kamen viele Begriffe von Symphonic Metal, bis Progressiv Rock. Alles mögliche, wo wir fanden, das passt doch einfach nicht so. Daher wollten wir das schon dann auch selbst in die Hand nehmen, und die Leute ein bisschen führen.

S: Viele wollen ja auch wissen, was sie erwartet, wenn eine neue Band kommt.

Ivo: Ja eben.

S: Denkt ihr, ihr habt schon euren Sound gefunden? Oder wie schaut ihr in die Zukunft?

Anna: Für dieses Album haben wir ihn gefunden. Und jetzt …

Ivo: Mal schauen.

Anna: Mal schauen, ja.

Ivo: Wir arbeiten schon dran. Wir haben schon mit ein paar Sachen angefangen. Mal schauen, wo es uns hin führt.

Anna: Wir setzen uns keine Grenzen. Es kann sein, dass es extremer wird, es kann sein, dass es softer wird. Es kann alles sein. Es muss uns einfach gefallen, und irgendwie passen.

Ivo: Aber ich werde weiterhin E-Gitarre spielen. Das wird schon bleiben.

Anna: (lacht) Ich werde zusätzlich Theremin spielen.

S: Das wäre wirklich was Neues.

Anna: Ok, jetzt hab ich es gesagt, jetzt muss ich es wirklich auch machen.

S: Ich bin gespannt. Die Fans scheinen ja jedenfalls auch  sehr offen zu sein für das, was von euch noch so kommt.

Ivo: Wir auch. Und das wird es.

 

Die beiden zeigen, dass sie viel Spaß an der neuen Gruppe haben und sehr positiv und offen in die Zukunft von CELLAR DARLING schauen. Dass sie da keine Scheuklappen aufziehen wollen und darauf vertrauen, dass sie mit ihrer Musik bei den Fans auf offene Ohren stossen werden, macht sie sehr sympathisch. Es ist schön zu sehen, dass so eine Entwicklung möglich ist und Musiker trotz ihrer Vergangenheit in einer großen Band etwas Eigenes starten können, und damit so gut angenommen werden. Es bleibt jedenfalls sehr spannend, was diese sympathische Gruppe noch von sich hören lässt.

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