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HARRY STYLES – eine echte Alternative?

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Einfach mal ein bisschen Abwechslung. Niemand möchte wochenlang das Gleiche essen, den immer gleichen Tagesablauf haben oder jeden Tag das selbe T-Shirt tragen. Aber wie abwechslungsreich ist eigentlich dein Musikgeschmack? Sind für dich der nächst-härtere Breakdown, die noch schnelleren Blastbeats oder meinetwegen auch das neueste Metal-Cover eines bekannten Songs wirklich Abwechslung? Oder ist es im Endeffekt doch nur ein kurzer Ausflug, bevor du dich zurück in die bekannten Gefilde verkriechst und in den dir wohlbekannten Klängen versinkst? Warum nicht einmal komplett ausbrechen? Sich möglicherweise sogar den eigenen Vorurteilen stellen? Sicher halten viele von euch die Nase gerne mal in eine komplett andere Musikrichtung. Aber wann wird das zur echten Alternative und was heißt das überhaupt ?

Auf den Text gekommen

Für mich persönlich bedeutet eine echte Alternative mehr als nur ein kurzes Zwischenspiel, um den zusammengepressten musikalischen Brei in meinem Kopf ein wenig zu lockern. Für einen Moment weg von den Shouts, Screams, schnellen Gitarren und donnernden Drums. Handgemacht sollte es trotzdem sein, ohne viel Spektakel und unnütze musikalische „Accessoires“. Mit Inhalten, die aus dem Leben gegriffen sind. Am liebsten flüchte ich mich dafür in ruhige Musik, allerdings sollte die nie nur instrumentaler Natur sein. Auch wenn ich Melodien, seien sie nun auf der Gitarre, Piano oder auch Streichinstrumenten gespielt, unglaublich faszinierend und fesselnd finde, ist es am Ende der Text, der mich komplett in den Bann des Liedes zieht. Das schaffen für mich derzeit nur wenige Künstler. Ob das an meiner Empfindung liegt? Möglicherweise.

Oder packt einfach niemand  Themen, die mich beschäftigen, auch in die Art von Musik, die ich dazu hören will?

Wahrscheinlich. Ist diese Musik deswegen schlecht? Keineswegs. Umso mehr begeistert es mich, dass es doch noch einige Künstler und Songs gibt, die punktgenau meinen Nerv treffen. Das schaffte zuletzt die Band SEPTEMBER STORIES aus der Kleinstadt Findlay, Ohio. Die Mischung aus Erzählungen, die sich unter die Haut brennen, und Melodien, in denen man versinken kann, hat mich gepackt und nicht mehr losgelassen. Und genau das zeichnet eine Alternative für mich aus. Sie muss zur echten Konkurrenz für meinen alltäglichen Musikkonsum werden. Umso mehr hat mich fasziniert, wie mich der folgende Künstler in seinen Bann gezogen hat.

HARRY STYLES. Ein Name, bei dem sich bei vielen der Mageninhalt einen Weg nach draußen suchen will. Bei anderen muss mit Sicherheit zuerst eine kurze Internetrecherche nachhelfen, um ein Bild in den Kopf zu zaubern. Und das nur, um dann die selben Körperreaktionen hervorzurufen. Stichpunkt Vorurteile? 

Zugegeben, Boygroups und deren Vermarktung finde ich selbst verabscheuenswürdig. Mich beschleicht dabei immer das Gefühl, deren äußere Erscheinung würde nur mit Musik umrahmt werden, damit ihre Teenie-Fans auch etwas haben, wofür sie Geld ausgeben können. Nichts anderes geschah dabei auch mit ONE DIRECTION, der Ex-Band von Harry Styles. Unbestritten eine der erfolgreichsten Pop-Bands der 2000er Jahre, wenn nicht sogar aller Zeiten. Genug Rekorde dafür haben sie ja gebrochen. Dass Musik, welche in den meisten Fällen aus der Feder anderer Leute fließt (man werfe einen Blick auf die Songwriter der einzelnen Songs) auf Dauer nicht erfüllend sein kann, liegt dabei nicht fern. Es kam wie es kommen musste. Nach sechs Jahren war 2016 Schluss. Die Musiker gingen eigene Wege, teilweise mit durschlagendem Erfolg. Das faszinierende daran ist, wie weit die neu gewählten Musikrichtungen auseinander gehen. Bestes Beispiel: Harry Styles. Wenn ihr mich nun brennen sehen wollt, dann gern. Aber hört doch bitte vorher einmal in sein Album hinein. Es fällt schwer zu beschreiben, was genau es ist, was dieses Werk für mich so besonders macht. Irgend etwas muss es aber sein, da es nun schon seit einem halben Jahr durch meine Playlists schleicht und immer wieder den Weg in mein Ohr findet. 

Sich der Musik hingeben

Besinne ich mich dann genau auf das, was ich da eigentlich höre, fällt mir die Antwort leicht. Es ist die bereits genannte Abwechslung, die stimmungsvolle Instrumentierung und die einzelnen Textzeilen. Wie zu erwarten dreht es sich natürlich viel um Frauen und Gefühle, die Art und Weise wie er diese Inhalte verpackt ist jedoch keinesfalls auf Niveau des neuesten Kuschelrock-Samplers. Gibts sowas eigentlich noch? Man merkt in jedem Song die Leidenschaft, mit welcher er Worte und Musik nach eigenen Vorstellungen zusammensetzt. Ihr merkt, zumindest bei mir schließt sich bei diesem Album der Kreis von dem, was ich von einer Alternative erwarte und dem, was ich letztendlich bekomme. Und es ist ein wahres Kunstwerk, welches der Junge da erschaffen hat. Egal ob der Intro Song „Meet Me In The Hallway„, welcher mich sofort entspannt zurückfallen ließ und trotzdem eine ungeahnte Power besitzt oder „Kiwi„, welcher einfach unglaublich antreibend ist. Es ist beeindruckend was passieren kann, wenn man sich nur auf etwas komplett anderes einlässt. Die Art, wie er aus an klassischen Rock anmutenden Klängen, dem ein oder anderen besonderen Instrument und seiner facettenreichen Stimme einen Mix auf die Beine stellt, ist auf eine unheimliche Weise musikalisch unfassbar befriedigend. Um dies alles zu verstehen, hört doch ebenfalls mal in den Song „Only Angel“ rein. Dieser komprimiert das alles wunderbar auf viereinhalb Minuten. Außerdem erinnert mich die Cowbell in dem Song an „Don’t Fear The Reaper“ von BLUE ÖYSTER CULT. Zudem hält dieses Gefühl dauerhaft an! Somit ist auch auch mein letzter Kritikpunkt für (meine) echten Alternativen aus der Welt. Für mich ist es deshalb auch eines meiner Lieblingsalben dieses Jahres und auf alle Fälle das, welches mich am meisten überrascht hat. Und jetzt seid ihr dran.

Was sind eure echten Alternativen und was zeichnet diese aus? Kennt ihr auch Künstler, die möglicherweise den Musikstil erfolgreich gewechselt haben und deshalb nun bei euch an Anerkennung gewinnen? Oder gibt es vielleicht sogar Musik, für die ihr euch schämt, dass ihr sie unglaublich gut findet? Immer her mit euren Reaktionen und Anregungen!

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6 Kommentare

  1. Julian
    28. November 2017 bei 23:53 — Antworten

    Wie Christian bin auch ich ein Freund von A Silver Mount Zion und Godspeed You! Black Emperor, aber deswegen kommentiere ich hier nicht. Nein, tatsächlich hat es mir in den letzten Wochen ein Song eines Künstlers angetan – ja, ich schäme mich auch 😀 -, von dem ich das wohl nie erwartet hätte: Moneyboy.
    Von Zeit zu Zeit hab ich ihn mal zur Belustigung gehört, und so war es auch bei seiner aktuellen Single zunächst, doch irgendwie war ‚Monte Carlo‘ anders. Recht musikalischer Trap, ein genialer Beat, humorvoll, abgehoben und ein totaler Ohrwurm. Hat mich komplett überrascht und irgendwie fasziniert?

    • Rudi
      29. November 2017 bei 8:04 — Antworten

      Haha, versteh ich. 😀 Das Teil hat ja nicht umsonst 2,5 Millionen Klicks!

      Burr Scurr

      Rudi

  2. Carina
    25. November 2017 bei 8:06 — Antworten

    Lieber Rudi, du sprichst bzw. schreibst mir aus der Seele. Mit One Direction konnte auch ich vorher wenig anfangen und hab eher verächtlich reagiert, wenn auf sie zu sprechen kam. Dann höre ich im Radio Sign of the Times und verliebe mich bei den ersten Klängen…Das Album ist seither das, welches mir mindestens einmal täglich Gesellschaft leistet. Es ist unaufgeregt, entspannt, mit Texten, die von Herzen zu kommen scheinen.
    Du hast recht – ab und zu sollten wir unsere Vorurteile überwinden – es kann sich echt lohnen.

    • 25. November 2017 bei 18:11 — Antworten

      Hallo Carina,

      danke für die warmen Worte! Auch bei mir war es Sign of the Times, was mich auf das Album aufmerksam machte. Dass die anderen Lieder dem in Nichts nachstehen, hab ich damals gar nicht erwartet. Ich denke die Mischung macht es so besonders. Ein echter Geheimtipp.

      Beste Grüße

      Rudi

  3. Christian
    24. November 2017 bei 23:27 — Antworten

    Ich höre viel Jazz… so die Bachinterpretationen von Jaques Loussier und dann auch so sehr freies. dudeliges.
    Außerdem bin ich gerade auf Postrock gestoßen. Also die Seite von Postrock, die nicht quasi an der Grenze zu Post Metal ist (Wie If these Trees Coulk Talk oder We Lost the Sea), sondern eher Godspeed You! Black Emperor und besonders das Nebenprojekt (Thee) Silver Mount Zion (Memorial Orchestra).
    Und dann habe ich noch was tatsächlich sehr ruhiges für mich entdeckt: Das Debütalbum von Get Well Soon finde ich sehr gut. Einfach so ein träumerischer Sound mit etwas trockenem Humor…

    • 25. November 2017 bei 18:16 — Antworten

      Hey Christian,

      geile Mischung! Klassisches in allen Varianten geht eigentlich immer. In der Postrock-Sache bin ich leider nicht sehr bewandert, ich führ mir die Bands aber mal zu Gemüte! Danke für die Empfehlungen. 😉

      Beste Grüße

      Rudi

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