CONJURER – Der Hype ist real
CONJURER – „Mire“
Veröffentlichungsdatum: 23.02.2018
Länge: 43:56 Min.
Label: Holy Roar Records
Genre: Black Metal/Doom/Post-Metal
Yay, wieder ein Debüt-Album. Ich liebe Debüt-Alben! Und am liebsten habe ich die, die spannend sind. So wie „Mire“ von CONJURER. Laut und extrem – das können die Briten, die seit 2015 vor allem live unterwegs sind. Ich habe sie leider noch nicht sehen können, werde das aber ganz bald nachholen, denn das, was sie hier vorlegen, klingt so, als könnten sie mir live ganz und gar den Kopf verdrehen.
Schwerfällig, sludgig und zäh empfängt mich „Mire“. Hier wird nicht mit Atonalität und Brutalität gegeizt. Das Rad kommt ins Rollen, reißt mich mit Groove und schwarzmetallischer Spielart à la RATTATTATTATTAT! mit in seinen Sumpf. Darüber bügelt mir die Growlstimme die Falten aus dem Gesicht. Die Songs bieten in ihrer durschnittlichen Spieldauer von sechs bis sieben Minuten – neben diesen Black Metal-Episoden – aber auch genug Abwechslung, die eine breitere Hörerschaft ansprechen könnten. Postige, unheilvolle und drückende Passagen werden immer wieder gefolgt von scheinbar unberechenbaren Ausbrüchen von Chaos. Chaos in Form von Doom, Death, Sludge und Black – gestützt durch verzweifelt rauen Gesang.
All diese Einflüsse sind gut erkennbar, lassen sich aber keinesfalls klar voneinander abgrenzen. Vielmehr gelingt CONJURER eine großartige Zusammenstellung der verschiedenen Spieltechniken, die in ihrer Verbundenheit noch deutlich ekliger und dreckiger sind, als die einzelnen Komponenten selbst. Gesellschaftstauglich klingt auf jeden Fall anders! Diese Rohheit ist genau das, was man (oder zumindest ich) brauche, um mich abzureagieren. Feinster Krach mit Geschrei!
Mutmaßliche Einflüsse könnten DEAFHEAVEN sein, genauso wie GOJIRA. Aber auch zu CROWBAR und NEUROSIS lässt sich die eine oder andere Verbindung ziehen. „Retch“ assoziiere ich hingegen sofort mit ARCHITECTs „Early Grave“. Eine äußerst gelungene Zusammenstellung, wie ich finde. Und ganz sicher als Liveerlebnis noch deutlich beeindruckender als aus der Konserve.
Anspieltipp: Der ausladende und mitreißende Track „Thankless“ ist mit seinen achteinhalb Minuten auch der längste der Platte. Fantastisch wirkt er dank seines abwechslungsreichen Ablaufs, der Atempausen und sogar Cleangesang zulässt und gleichzeitig so bedrückend ist, dass es mir die Kehle zuschnürt.
Das komplette Album kannst und solltest du dir auf der Bandcamp-Seite der Kapelle anhören.
Autorenbewertung
Vorteile
+ kein 08/15-Genremix
+ Umsetzung der mutmaßlichen Einflüsse
+ die Songs bekommen ausreichend Raum, sich zu entwickeln
Nachteile
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