Wenn Cyborgs zu Metallern werden und warum das so gut zusammen passt!
CYBER HATE – Beyond Human
Veröffentlichungsdatum: 19.05.2015
Dauer: 38min
Label: Independent
Erinnert sich eigentlich noch jemand an die Band …AND OCEANS? Nicht? Naja gut, die Band hat in den fast 30 Jahren, die sie schon unterwegs ist, 7 mal den Namen gewechselt, da ist es schwer sich einen bestimmten zu merken. Mir dagegen hat sich die Band mit ihrem Album „A.M.G.O.D.“ von 2001 nachhaltig im Gehirn festgesetzt, welches mir vor einigen Jahren durch Zufall ans Ohr getragen wurde. Der Grund dafür sind die sehr futuristischen, nach Sci-Fi und Computern klingenden Synthies (KRAFTWERK, anyone?), die dem ursprünglichen Symphonic Black Metal beigemischt wurden und Songs wie „Intelligence is Sexy“ oder „Tears Have No Name“ einen ganz eigenen Charme verleihen. Doch genau das ist mir im Metal in der Form bis vor Kurzem zwar unter anderem bei THE UNGUIDED untergekommen, konnte mich da aber nicht genug fesseln. Es war einfach nicht dasselbe.
Doch dann geschah es: eine junge kroatische Gruppe mit dem Namen CYBER HATE (ex-CYBER HELL) schlich sich auf einen von mir abonniertem Kanal und schaffte es, meine Aufmerksamkeit auf sich und ihr Debüt „Beyond Human“ zu lenken. Das gelang ihnen derart gut, dass ich das Album, völlig gebannt auf das Artwork starrend, zweimal durchhörte, nur um danach die Band anzuschreiben, fest entschlossen das Album zu kaufen. Dass die Band die CD kostenlos versandte war da wirklich nebensächlich.
Doch bei den Synthies enden bereits die Gemeinsamkeiten, die die Kroaten mit den finnischen Symphonic Blackern verbinden. Stattdessen spielt die Band sehr melodischen Modern/Groove Metal, der bereits beim ersten Song „Trapped Inside“ Fuß und Nacken rhythmisch mitwippen lässt. Dabei überrascht der sehr gute und klare Sound, für den Drummer Dean Cvetanović verantwortlich war. Keins der Instrumente versinkt im Sound oder sticht unangenehm hervor, an dieser Stelle also alles richtig gemacht. Rhythmisch grooven sich die 5 Jungs durch ihre Songs und lassen dabei immer wieder Einflüsse aus anderen Genres (wie dem Thrash) einfließen, die genauso für ordentlich Abwechslung sorgen wie die Tempiwechsel innerhalb und zwischen den Songs.
Als besonders farbenfroh zeigen sich die Vocals, die von melodischem Klargesang über tiefe Growls und wütendem Fauchen bis zu elektronischen Spielereien sehr viel abdecken. Als sei das noch nicht genug, taucht in „The Endless Journey“ auch noch weiblicher Klargesang auf, wodurch sich der Song doch etwas vom Rest unterscheidet. Dabei gelingt es den Kroaten zum einen fette Songs zu liefern, die sowohl zum mitnicken als auch zum herzhaft mitsingen einladen, und sie geben ihren Kompositionen, sowohl durch den Gesang als auch die Synthies, einen melancholischen, nachdenklichen und emotionalen Hauch mit auf den Weg. Immerhin liefert die Band mit „Cyborg Creation“ den Soundtrack für alle Cyborgs mit Identitätskrise und „The Endless Journey“ scheint sich an alle Raumfahrer mit Heimweh zu richten.
Dies ist ein Gastautoren-Beitrag von: Sebastian
Autorenbewertung
Vorteile
-Synthies nerven nicht
Nachteile
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5 Kommentare
Echt starkes Album. Wirkt tatsächlich am besten wenn man nebenbei das Album-cover anstarrt. Sehr gelungen meiner Meinung nach.
Danke für diese Empfehlung! Eine Band mehr, die ich zu meinen Favoriten zählen kann. Hoffe, da kommt noch ähnliches in naher Zukunft.
Freut mich, dass ich da nicht der Einzige bin 😉 Hoffe auch, dass der Band noch ein langes und erfolgreiches Leben bevorsteht.
Eigentlich ganz nett wenn auch ungewöhnlich. Aber diese Clean-Passagen machen es einfach sowas von kaputt, die Vocals hätte man durchaus so durchziehen können, oder es mit klassischen Thrash- oder Death Metal Vocals versuchen können – die Clean Passagen sind doch einfach nur furchtbar, der Rest wäre ja eigentlich durchaus interessant gewesen, aber so…
Ich find den Klargesang eigentlich recht passend und find gerade das Wechselspiel der verschiedenen Gesangsstile ganz gut gelungen. Und ich glaub auch, dass ich es, wenns durchgängig in dem Death-/Thrash-Gesang gehalten wäre, nicht so spannend gefunden hätte und mich schnell gelangweilt hätte. Am Anfang genanntes …And Oceans-Album hat ja ebenfalls einige Abwechslung im Gesang (Flüstern, etc). Schein da wohl irgendwie drauf gepolt zu sein 😉