SINMARA – Dunkelheit über Island
SINMARA – „Hvísl Stjarnanna“
Veröffentlichungsdatum: 08.03.2019
Länge: 42 Min.
Label: Ván Records
Genre: Black Metal
Island. Land der Natur, der vernebelten Graslandschaften und seit geraumer Zeit auch Land von Qualitätsmetal aller Art. Besonders isländischer Black Metal hat sich mittlerweile einen Ruf verdient und Bands wie SVARTIDAUDI fanden 2018 einige Plätze in Bestenlisten. Ob SINMARA mit ihrem neusten Werk „Hvísl Stjarnanna“ sich in die Reihe von fantastischem isländischen Black Metal eingliedern können, das teile ich dir jetzt mit.
Umgeben von mythischen Hintergrundgeschichten und einem wahrlich beeindruckenden Cover-Art walzt SINMARA mit chaotischem und aggressivem Black Metal die isländischen Ebenen platt (…natürlich nur bildlich gesehen). Das Erste, was deutlich wird, sobald die Band die erste Note anschlägt, ist die rücksichtslose Aggression mit der die Gitarre und das Schlagzeug nach vorn dreschen. Der Bass, selten individuell bemerkbar, hat hauptsächlich zur Aufgabe den Gesamtmix sowie die Gitarre in den niedrigeren Frequenzen zu stärken.
Die beiden ersten Tracks des Albums setzen den Grundstein für das Kommende und nach kurzem atmosphärischem Intro befindet sich der Zuhörer in einem dissonanten Wirbelwind namens „Hvísl Stjarnanna“. Dazu tragen neben den fulminanten Riffs auch Drums und Vocals ihren Part bei: genretypisch und doch abwechslungsreich genug um keine Stagnation aufkommen zu lassen. So wird bei den Drums gezielt mit Double-Bass und diversen Fills gearbeitet, um kleine, aber feine Variationen zu kreiern. Die Vocals, im Mix ein wenig ‚hinten‘ platziert, schaffen eine finstere, fast schon okkulte Stimmung. Über das Album konstant wird sich auch hier kein Ausrutscher geleistet. Auch einzelne, atmosphärische Synthesizerparts, die meistens zum Ein- oder Ausklang verwendet werden, machen ihren Job genau richtig.
Aggressiv und doch variiert
Den größten Beitrag leisten über die gesamte Laufzeit jedoch die Gitarren. Die Riff-Arbeit meistert den Spagat zwischen purer Aggression und melodischen Einlagen auf ganzer Ebene. Songs wie „Crimson Stars“ oder „Úr Kaleik Martraða“ beweisen, dass Sinmara brutale Riffs und positive Melodien problemlos miteinander verschmelzen lassen können. Die Wucht mit der hier gearbeitet wird steht im Kontrast zu schrägen, manchmal auch erleichternden Tonfolgen. Diese Dualität findet auch Gebrauch in der Songstruktur. Die Band weiß genau, wann man auf die Bremse treten muss, um die Motivation des Hörers oben zu behalten. Dadurch kann sich die Atmosphäre auf bestmögliche Weise entwickeln. Kein einziges Mal dauert eine Sequenz zu lange, kein Riff und keine Melodie wird bis zum Verdruss ausgeschlachtet, sondern durch Variationen am Leben erhalten.
Was am Ende bleibt, ist die Lust auf mehr. Über 42 Minuten lang setzt sich ein dunkler und undurchdringlicher Schleier über die Welt. Nicht nur, dass jeder Track als Einzelnes für sich stehen kann, sondern SINMARA wissen auch ein Gesamtepos zu schaffen. Jeder Song ist die logische Fortsetzung des Letzteren. Die Zusammenhänge führen dazu, dass es gar unmöglich wird, nur einen Song abzuspielen. Bevor ich es merke, klingt die letzte Sekunde von „Hvísl Stjarnanna“ aus und ich drücke auf Replay.
Erneut beweist sich „Made in Iceland“ als vertrauenswürdiges und kredibles Gütesiegel.
Dies ist ein Gastautorenbeitrag von: Paul
Autorenbewertung
Vorteile
+ beeindruckendes Riffing
+ Songwriting auf hohem Niveau
+ Zwischenspiel zwischen Melodie und Brutalität sehr gelungen
Nachteile
Du liest diesen Beitrag, weil unsere Autoren lieben, was sie tun - wenn du ihre Arbeit liebst, kannst du uns, wie andere schon, unterstützen. Wie? Mit einem kleinen monatlichen Beitrag über Patreon
Keine Kommentare