Startseite»Lifestyle»Interviews»GIVEN BY THE FLAMES im Interview

GIVEN BY THE FLAMES im Interview

0
Geteilt
Folge uns auf Pinterest Google+

Wer hin und wieder meine Live-Reviews aus Japan verfolgt hat, wird dabei unter anderem auch auf den Namen GIVEN BY THE FLAMES gestoßen sein. Vor meiner Rückkehr nach Deutschland habe ich mich mit Willian, dem Frontman der Gothic-Metalcore Band zusammengesetzt und über ihre Musik, ihr Album, die Tourpläne der Band und ihre Zusammenarbeit mit WALKING DEAD ON BROADWAY gesprochen. Tatkräftige Unterstützung hatte ich dabei von meiner regelmäßigen Konzertbegleitung Melissa, die auch die englische Transkription dieses Interviews übernommen hat. 

„Visual Kei ist weit weniger tiefgründig als Gothic, viel mehr ist es ein bisschen wie eine „cringy“ Version des Emo-Genres.“

S: Fangen wir einfach mit den klassischen Fragen an: Wer steckt hinter GIVEN BY THE FLAMES und wie würdest du eure Musik beschreiben?

Willian: Wir sind fünf Jungs die zusammen Gothic-Metalcore spielen. Sowohl die Band als auch unsere Musik sollen die verschiedenen, versteckten Emotionen widerspiegeln, die sowohl wir als auch unser Publikum empfinden. Unser Publikum soll sich wohlfühlen ihren Emotionen freien Lauf zu lassen. 

S: Die Veröffentlichung eures Albums steht kurz bevor. Wie lange habt ihr insgesamt daran gearbeitet und gab es irgendwelche interessanten Erlebnisse während des Entstehungsprozesses?

Willian: Wir haben ungefähr ein Jahr lang an dem Album gearbeitet. Im August letzten Jahres haben wir angefangen dem dem Konzept zu arbeiten und haben zwei, drei Songs aufgenommen und eine Single veröffentlicht. Anfang diesen Jahres haben wir dann die restlichen zehn Songs aufgenommen, im Endeffekt haben wir also 10 Songs in ein oder zwei Monaten aufgenommen. Das war hart, also, die Songs in so kurzer Zeit zu schreiben. Es ist unser erstes Full-Length Album, also bin ich ein bisschen nervös, da ich nicht weiß, was die Leute erwarten. Wir haben auf jeden Fall unser Bestes gegeben. 

S: Konzept ist ein gutes Stichwort. Die Namenswahl der Songs ist wirklich interessant, welches Konzept steckt dahinter?

Willian: Irgendwann hatten wir die Idee, die einzelnen Songs nach Dämonen zu benennen und dachten uns „Fuck, yeah!“ (lacht). Also haben wir es einfach gemacht. Ich fand die Geschichte des Christentums, aber auch die Geschichte Satans schon immer unheimlich spannend. Und die ganze Entstehung der Dämonen, ihre Ursprung und alles. Daher kam die Idee.

M: Stellen die Lyrics also sozusagen eine Interpretation der einzelnen Dämonen dar?

Willian: Ja und nein. Ich habe die Lyrics zuerst geschrieben und bin nicht dem dem Ziel „Ich schreibe jetzt einen Song namens Amon“ an die Sache herangegangen. Es war vielmehr so, dass die Lyrics teilweise einfach zu den jeweiligen Dämonen passten. 

S: Ihr werdet teilweise mit Visual Kei Bands verglichen, wie stehst du dazu?

Willian: Unser Look ist anders und definitiv auch unsere Lyrics. Visual Kei Bands sind viel mehr wie, also, wie als wir vielleicht 14 Jahre alt waren und uns super Emo fühlten. Aber dann auch nicht Emo. Visual Kei ist weit weniger tiefgründig als Gothic, viel mehr ist es wie eine „cringy“ Version des Emo-Genres. Für viele ist es schwierig, die Lyrics zu verstehen. Unsere Musik funktioniert in Englisch einfach besser, leider ist das in Japan manchmal schwierig. Und in Japan gibt es eigentlich keinen Gothic-Metal, von daher. 

S: Kommen wir mal zurück zum Metalcore. Ihr habt auf eurem Album Nils von WALKING DEAD ON BROADWAY gefeatured, wie kam es zu der Zusammenarbeit?

Willian: Als die Jungs hier in Japan getourt haben, haben wir eine Show zusammen gespielt. Außerdem waren mein Bassist Yan und ich auch Roadies für den Rest der Tour, also waren wir die ganze Zeit dabei. Obwohl wir nur eine Show zusammen gespielt haben, haben wir trotzdem viel Zeit miteinander verbracht, haben viel geredet und uns echt gut verstanden. Nils ist ein echt guter Kerl. Bei unserer gemeinsamen Show hat er sogar einen unserer Songs gesungen und dadurch kam eine echt gute Beziehung zustande. Also habe ich ihn einfach gefragt, ob er Lust auf ein Feature hätte, da wir gerade an einem neuen Album arbeiten und er sagte nur „Ja sicher! Lass uns das machen!“

S: Wie sind die Aufnahmen dann abgelaufen? 

Willian: Ja, wir haben ihm den Song und meine Lyrics geschickt. Tatsächlich hat er für seinen Part aber seine eigenen Lyrics geschrieben. Es war eine echt gute Erfahrung und wir sind immer noch in Kontakt miteinander. 

M: Während einer Tour lernt man einander ohnehin viel besser kennen, oder?

Willian: Ja, absolut.

„Oh mein Gott, die haben uns angehalten! Wir müssen hier weg!“

S: Stichwort Tour! Wie sehen eure Pläne für kommende Touren aus, sowohl in Japan als auch im Ausland?

Willian: Wir sind uns noch nicht zu 100% sicher. Wir haben unsere anstehende Album-Release Tour und dann noch eine größere Show mit einer Band aus dem Ausland, allerdings kann ich noch keine Namen nennen. Ehrlich gesagt war ich so auf das Album fokussiert, dass ich mir darüber kaum Gedanken gemacht habe. Wir haben unsere eigene Release-Tour, aber damit war es das erstmal auch. Ich schätze, wir werden vielleicht 3 oder 4 Musikvideos für das Album produzieren, ich liebe es einfach Musikvideos zu machen. Vielleicht können wir nächstes Jahr im Ausland touren, aber wer weiß. Wir müssen sehen wie das Album ankommt und all das. 

S: Ihr wart schon einige Male auf Tour, nicht nur mit WALKING DEAD ON BROADWAY, gab es im Allgemeinen mal irgendwelche besonderen Ereignisse, die dir im Gedächtnis geblieben sind?

Willian: Wir wurden des Öfteren mal ohne ersichtlichen Grund von der Polizei angehalten. Einmal hatte ich meinen Führerschein nicht bei mir, sondern irgendwo im Kofferraum, also bat ich die Polizei kurz zu warten sodass ich ihn holen kann. Wir waren da gerade mit MAKE THEM SUFFER auf Tour und während ich meinen Führerschein holte, habe ich der Band gesagt, dass wir gerade von der Polizei angehalten wurden. Der Bassist war darüber ziemlich erschrocken und meinte nur „Oh mein Gott, die haben uns angehalten! Wir müssen hier weg!“. Ich versuchte ihn irgendwie zu beruhigen, weil das alles nur schlimmer gemacht hätte und sagte ihm, er solle einfach hinten bleiben. Das war ziemlich lustig. Deren Bassist ist echt einer der witzigsten Typen, die ich je kennengelernt habe.

S:  Du hattest eben eure anstehende Release-Tour erwähnt. Habt ihr irgendwelche Erwartungen oder Pläne für die Tour?

Willian: Im Moment wollen wir unsere Shows einfach genießen. Bisher sind wir es gewöhnt unsere alten Songs zu spielen, aber mit dem neuen Album wird das ganz anders. Wir haben ja gerade erst angefangen diese Songs live zu spielen. Vielleicht können wir das nicht ganz so sehr genießen, weil wir uns mehr konzentrieren müssen, damit wir keine Fehler machen. Wir müssen öfter spielen und mehr proben um besser zu werden. Ansonsten musste ich einfach nur singen und wusste, wann ich Sachen wie „Wake the fuck up guys!“ einwerfen konnte, jetzt muss ich da viel mehr nachdenken. Ich denke, wir müssen uns alle noch an die neuen Songs gewöhnen. 

S: Gerade hast du ja schon ein bisschen die Interaktion mit der Crowd angesprochen. Für jemanden, der noch nie in Japan war oder sich einfach für die Szene hier interessiert, wie würdest du sie beschreiben?

Willian: Hmm, das ist gar nicht so einfach. Ich glaube, MCs sind ein gutes Beispiel. Selbst für viele kleine Bands ist es hier wichtig, kleine Ansprachen von teilweise fünf Minuten zu halten. Das ist irgendwie verrückt. (lacht) Ich mag diese MCs nicht besonders. Vielleicht mal, wenn etwas schief geht und die Show irgendwie weitergehen muss, aber ansonsten … vielleicht, wenn wir eine große Band wären und viele Leute kämen um uns zu sehen und die uns auch vertrauen. Aber wir sind immer noch eine Indie-Band. Meistens erwarten die Leute dann keine Ansprache oder irgendeinen emotionalen Scheiß. Dieser ganze emotionale Kram, das steckt alles in unseren Songs. Alles was wir machen müssen ist spielen und dafür sorgen, dass die Leute, die zu unseren Shows kommen eine gute Zeit haben. Das Publikum in Japan ist einfach sehr still und sie hören einfach zu, aber oftmals hören sie dem, was gesagt wird, nicht zu. Also sagen wir einfach nichts. Wir spielen einfach unsere Show uns zeigen, wer wir sind. Und wir sagen „Danke!“, danke, dass ihr ein Ticket gekauft habt und gekommen seid, aber das war es auch. Wenn ihr quatschen wollt, ich bin immer am Merch. Ansonsten sind die Shows hier ziemlich ruhig, weil die Leute schüchtern sind. Viele lassen einfach nicht los und sorgen sich einfach um alles, das ist schade. Es wäre schön, wenn die Leute aufhören würden sich um Dinge zu sorgen die nicht existieren und einfach mehr aus sich herauskommen würde. Das macht die Shows auch viel besser. 

„Meistens erwarten die Leute dann keine Ansprache oder irgendeinen emotionalen Scheiß. Dieser ganze emotionale Kram, das steckt alles in unseren Songs.“

M: Ich würde gerne nochmal aufs Thema Tour zurückkommen. Da wir ja schon über die Unterschiede zwischen japanischen und ausländischen Crowds gesprochen haben, hättet ihr eine Best Case Szenario Vorstellung für eine zukünftige EU-Tour?

Willian: Ich habe immer ziemlich viel Zeit vor dem Computer verbracht und YouTube-Videos geguckt, es gibt so viele Festivals bei euch, das ist echt cool. Vor allem das Impericon-Festival, dort spielen so viele krasse Bands. Ich wünschte, ich könnte dort einmal spielen. Nicht einmal gegen Bezahlung, ich würde einfach nur dort spielen wollen. Ansonsten… Deutschland wäre echt toll, ich sagte ja bereits, dass wir dort einige Freunde haben. Aber das ist echt schwierig, vor allem wegen des Geldes. Eine EU-Tour wäre aber großartig, ich liebe es zu reisen. Das ist manchmal schwierig, wenn man in einer Band ist. Aber so könnte man das verbinden und viele neue Leute kennen lernen, zusammen trinken und all das. 

S: Willian, danke für deine Zeit heute! Gibt es zum Abschluss noch etwas, dass du unseren Lesern mitteilen willst?

Willian: Zuallererst will ich all jenen danken, die uns bei unserem Album unterstützt haben. Unserem Label, Marina – sie hat jede einzelne Tour mit ausländischen Bands organisiert, also will ich vor allem ihr danken. Und natürlich den Jungs, die auf unserem Album gefeatured sind. Nils von WALKING DEAD ON BROADWAY und drei weitere, japanische Bands. Vor allem Nils, weil wir hier eine großartige Zeit hatten und seine Band einfach unheimlich nett war. Eigentlich möchte ich einfach allen danken, weil das etwas ist, was ich sonst nicht oft mache. (lacht) Ansonsten, seid nicht schüchtern und sprecht mich einfach am Merch an. (lacht)

 

Auch SILENCE sagt hier noch einmal danke an Willian für das spaßige Interview und an meine Interviewpartnerin Melissa, die auch bei der Veröffentlichung dieses Interviews eine tatkräftige Unterstützung gewesen ist. Wer jetzt neugierig geworden ist und mehr über GIVEN BY THE FLAMES und Gothic-Metalcore erfahren möchte, der findet  hier einen Link zur Facebook-Seite der Jungs. 

 

 

 

 


Du liest diesen Beitrag, weil unsere Autoren lieben, was sie tun - wenn du ihre Arbeit liebst, kannst du uns, wie andere schon, unterstützen. Wie? Mit einem kleinen monatlichen Beitrag über silence-magazin@patreon Patreon
letzter Artikel

MORTIFERUM - Wenn Leichen zu viel Schatten spenden

nächster Artikel

Ein Album so fies wie der Titel - das Debut von EHLDER!

Keine Kommentare

Hinterlasse eine Antwort

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert