1349 – Altes Schwarzmetall in neuer Form
1349 – „The Infernal Pathway“
Ungefähr fünf Jahre ist es her, dass 1349 ihr letztes Full-Length Album veröffentlichten. Entsprechend mit Spannung wurde „The Infernal Pathway“ erwartet. Kunstinteressierte konnten sich bereits Anfang des Jahres im wahrsten Sinne des Wortes ein Bild des neuen Songmaterials machen: Im Auftrag des Munch–Museums in Oslo wurden verschiedene Musiker gebeten ein Gemälde ihres berühmten Landsmannes zu vertonen, so auch 1349 – das Ergebnis war „Dødskamp“, benannt nach dem gleichnamigen Werk Edvard Munchs.
Alle guten Dinge sind 7(?)
Nach sechs Albenveröffentlichungen tut sich schon fast zwangsläufig die Frage auf, ob ein siebtes Werk tatsächlich noch sein muss. Auch wenn es sich bei der Zahl sieben vielleicht um die ‚Glückszahl‘ handelt, (Anmerkung d. Autoren: im Metal dürfte es aber wohl eher die 6 sein) scheinen mögliche Themengebiete nach einer derart umfangreichen Diskographie besonders für eine Truppe erschöpft zu sein, welche sich dem klassisch norwegischen Black Metal verschrieben hat. Das wissen scheinbar auch 1349. Die alteingesessenen Schwarzmetaller erfinden zwar das Rat nicht neu, hüllen aber die ergraute norwegische Düsternis in einen neuen schwarzen Glanz.
Klirrende Kälte in Klampfe und Kesseln
Das ist aber kein Grund zur Beunruhigung. Sentimental wird hier zum Glück niemand, denn auch auf „The Infernal Pathway“ drischt die skandinavische Truppe wieder ordentlich drauf los. Direkt im Opener „Abyssos Antithesis“ lässt Frost ein donnerndes Blastbeat- und Doublebassgewitter aus seinem Schlagwerk erklingen und beweist einmal mehr, dass er zu den versiertesten Drummern im Extreme Metal zählt. Auch dessen Bandkollegen stehen dem in nichts nach. Saitenhexer Archaon lässt die eisigen Riffs aus seiner Klampfe aufheulen, welche nicht selten entfernt die Erinnerung an spätere Immortal-Scheibe wie „At The Heart Of Winter“ oder „Damned In Black“ hervorrufen. Über den traditionellen, wenn auch hier und da mit modernistisch anmutenden Elementen gespickten Soundteppich krächzt Fronter Ravn die von 1349 bekannten Lyrik von Dunkelheit, Terror und Vernichtung. Altbekanntes trifft auf Neuerungen – mit einem erfrischenden Ergebnis!
Der Norden vergisst nicht
1349 erheben sich über die eng abgesteckten Genregrenzen ohne dabei ihre Ideale über Bord zu werfen. Finster, schwarz und böse darf es trotzdem sein – nur verständlicherweise nicht zwanzig Jahre exakt die selbe Leier. Als „Black Metal“-Grenzgänger wagen 1349 wie Trapezkünstler einen Blick in die Tiefe in Richtung Heavy- und Thrash Bodens, deren Erzeugnissen sich die Norweger nur zu gerne bedienen. Das Ergebnis: Marduk’sche Ohrwurmgaranten wie „Through Eyes Of Stone“ und der erhabene achtminütige Schlusstrack „Stand Tall In Fire“, in dem Frost alle erdenklichen Geschwindigkeitsvariationen am Schlagzeug durchtobt.
„The Infernal Pathway“ folgt einem ähnlichen Aufbau wie der geistige Vorgänger „Demonoir“. Auch hier verwenden 1349 wieder Interludien zur inhaltlichen Trennung, fortsetzend betitelt als „Tunnel Of Set VIII“ bis „Tunnel Of Set X“. Struktur und Einflüsse aus vergleichsweise seichteren Metal-Bereichen lassen 1349 aber nicht vergessen wo ihre eigentlichen Wurzeln liegen. So finster wie eh und je knüppeln die Norweger ihr mittlerweile siebtes Studioalbum ein. Freunde des traditionalistischen Black Metals aus dem Norden sollten hier auf alle Fälle ein Ohr riskieren. Aber auch einige Skeptiker der schwarzmusikalischen Wildheit dürften aufgrund der nicht hundertprozentigen Genrelinientreue von 1349 hier fündig werden. „The Infernal Pathway“ macht seinem Namen alle Ehre und hüllt euch in eine knapp dreiviertelstündige Finsternis, ohne dabei die 90er wiederzukäuen – und das ist auch gut so!
Autorenbewertung
Vorteile
+ Die vielseitigen Einflüsse bieten ordentlich Abwechslung
+ Frost malträtiert sein Schlagzeug in absoluter Höchstform
Nachteile
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