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DIE ÄRZTE – sowas von Hell!

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Die Ärzte – „Hell“

Veröffentlichungsdatum: 23.10.2020
Länge: 60:14 Min.
Label: Hot Action Records
Genre: (ist das noch) Punkrock (?)

Ja ich weiß, das ist kein Metal! ABER meine Geschichte mit DIE ÄRZTE ist sozusagen meine persönlichste Musikgeschichte, als auch meine längste überhaupt. Dazu eine kleine Anekdote vorweg: seit ich überhaupt (bewusst) Musik höre, war die Band aus Berlin (aus Berlin!) mit mir verwurzelt. Meine erste große, musikalische Liebe. Und diese eine Liebe wird nie zu Ende gehen. Als ich als Kind mal mit Oma und Opa im Urlaub war, haben meine Eltern ein Ärzteposter (Stichwort „Bravopunks“) von meiner Wand genommen und es auf ein (gelbes!) Shirt drucken lassen. So kam ich zu meinem ersten Bandshirt überhaupt! Ich war da ungefähr irgendwas zwischen 7 und 10 glaub ich, genau weiß ich’s nicht mehr. Ihr seht aber, dass das schon eine besondere Bindung ist, welche nach wie vor Bestand hat und auch über die Jahre immer größer wurde. Das nur mal als kurzes Intro, nun aber zu „Hell“…

NACH 8 JAHREN DUNKELHEIT

„Hell“ ist nun bereits etwas mehr als eine Woche alt. Ich konnte aber nicht gleich nach Release darüber schreiben, denn ein Album von DIE ÄRZTE kann ich nicht nach nur ein paar Durchgängen bewerten. Allein schon die Texte brauchen stellenweise Zeit, um sie wirklich erstmal richtig zu verstehen. Nicht wegen der Aussprache, sondern wegen der ganzen Anspielungen, Zweideutigkeiten und kreativen Umschreibungen. Und genau mit diesen lyrischen Feinheiten kann das Album auf ganzer Linie punkten. Wenn zum Beispiel in „Liebe Gegen Rechts“ von einem Fenstertattoo die Rede ist, hab ich ein paar Momente gebraucht um dahinter zu kommen. „Polyester“ kann sogar auf verschiedene Arten verstanden werden. Der Song zählt für mich obendrein zu den Besten, die ich je von Rod gehört habe, auch musikalisch betrachtet. Dann wäre da noch „Clown Aus Dem Hospitz“, welcher widerspiegelt, wie ein Küsntler am Besten eben Kunst betreibt, vorgetragen von Herrn B. Und wo wir grad bei Texten sind: „Ich, am Strand“. Was für ein unfassbar bewegender Song! Ich glaub, ich hab noch nie einen Text gehört, den ich während des Songs wortwörtlich vor meinem inneren Auge sehe. Ein musikgewordens Fotoalbum! Politische Seitenhiebe finden sich ebenso („Woodburger“), wie der typische Ärztehumor („Thor“). Es gibt sogar eine Nummer für Oi-Fans: „Alle auf Brille“. Textlich betrachtet übertreffen sich BelaFarinRod auf „Hell“ wirklich in allen Punkten selbst. Das ist ganz großes Kino! 

3 MANN – 18 SONGS

Musikalisch könnte die Platte auch kaum abwechslungsreicher sein. Mir ist schon klar, dass das kein Punkrock im eigentlichen Sinne mehr ist. Aber sind wir doch mal ehrlich, wie lange ist das her? Und dessen sind sich DIE ÄRZTE ja auch im Klaren und spielen bewusst und gern mit allen Einflüssen, die sie so aufschnappen und verarbeiten können (Song 1 ist lupenreiner Trap, sehr witzig!). Das ist aber auch nix neues. Was allerdings wieder auffällt: das ganze Album wirkt wieder, wie eine Band. Auf „Auch“ konnte man die Aufteilung unter den einzelnen Mitgliedern ja direkt sehen und hören, das Album wurde auch bewusst so strukturiert und hat daher auch auf vielen Seite nicht so viel Liebe abbekommen. Ich fand’s trotzdem klasse, aber der Unterschied zu „Hell“ ist spürbar an allen Ecken und Kanten. Hier hört man ganz klar, dass sich die Band wieder neu gefunden hat. Man kann die Spielfreude förmlich schmecken! Und dass das auch bei anderen ankommt, konnte man wunderbar am Promoprojekt zu „True Romance“ sehen. Diverse Musiker, unter Anderem die DONOTS, KNORKATOR und sogar ROLAND KAISER haben den Song vorab gehört und ohne Begleitung im Netz veröffentlicht. Das hat natürlich schon im Vorfeld Wellen geschlagen, war eine geniale Idee und hat den Song somit auch auf Platz 1 der Charts gehoben. 

„Hell“ steckt voller Details, egal ob in den Texten oder der Musik. Soviel Spaß hatte ich schon lange nicht mehr mit einem Album. Das sag ich jetzt nicht nur aufgrund meiner Vorgschichte, das sage ich als Hörer. Und wenn ich ein persönliches Highlight wählen müsste, auch wenn es verdammt schwer ist, ich würde mich für „Das letzte Lied des Sommers“ entscheiden. Bleibt wegen seiner herrlichen Melodie sofort hängen, und mit dem Text kann ich mich 1 zu 1 identifizieren. Ich hasse Berufsverkehr und möchte jetzt ein Eis! 

www.bademeister.com

Autorenbewertung

10
Nach 8 Jahren Wartezeit kann ich mit Fug und Recht behaupten: ich bin mehr als glücklich mit "Hell"! Schade, dass die Tour wegen ihr wisst schon warum auf nächstes Jahr verlegt wurde, aber ich freu mich trotzdem darauf! Bis dahin werde ich noch sehr oft zum Album greifen.
ø 3.2 / 5 bei 10 Benutzerbewertungen
10 / 10 Punkten

Vorteile

+ textlich unschlagbar
+ musikalisch mehr als abwechslungsreich
+ typischer Ärztehumor und Seitenhiebe

Nachteile

- nichts zu meckern

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2 Kommentare

  1. […] zum Vorgänger “HELL”, welcher sogar immernoch in den Albumcharts vertreten ist, da eben erst letztes Jahr am 23.10. […]

  2. minuslik
    13. November 2020 bei 1:18 — Antworten

    Ich hab die Ärzte bisher nur am Rand verfolgt (man kennt halt drei, vier Lieder von denen) und nachdem mir »M&F« so gut gefallen hat, ist dies das erste Album, das ich mir komplett angehört habe (ich seh mich schon fast als Fan). Den zehn Punkten kann ich nicht zustimmen, denn außer »Morgens pauken« und »Polyester« blieb bei mir nicht viel hängen (Ersteres umso mehr).

    Wie viel Bock die Jungs haben, ließ sich schon letzten Herbst beobachten, als die Drei-Mann-zwei-Songs-Single erschienen ist. Das war auf dieser schon schwer zu überhören 🙂

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