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MEAD & GREED 2021 – na endlich!

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Na endlich! Nach über zwei Jahren der Leere, nach vergeblichen Versuchen und unerfüllten Hoffnungen, nach großen Träumen und pandemieinduzierten Abbrüchen kam dieses Jahr am ersten und zweiten Oktober dann doch der Moment, wo das MEAD & GREED in seine verdiente nächste Runde gehen konnte! Das sympathische, lokale Pagan- und Folk-Metal-Festival ist zurück aus den Nebeln der Unsicherheit, und auch diesmal segeln wir hin, um dem Spektakel gewahr zu werden!

…und leider verpasse ich erstmal den Anfang.

So ist das Leben wohl als erwachsener Mensch – erst die Arbeit, dann das Vergnügen. Zum Glück habe ich allerdings meine Informanten vor Ort, die mir berichten, was mir selber zu sehen verwehrt bleibt.

FABULA RASA @misskim_event

Informantin vor Ort: Die Show wird eröffnet von FABULA RASA, ihres Zeichens Erschaffer energetischen Power-Folks aus Düsseldorf. Und die Stimmung stimmt, gleich von Beginn an! Liegt dies auch sicherlich am generellen Durst der Anwesenden nach Live-Musik, so trägt die illustre Runde auf der Bühne auch persönlich nicht wenig dazu bei! Vor allem optisch fällt der Gitarrist auf, der sich für diese Gelegenheit in sein feinstes Hawaii-Hemd gewandet hat – die meiste Tanz- und Mitmachfreude geht jedoch (und so sollte das auch sein) vom Sänger aus. Er erweckt dabei ein bisschen den Anschein eines Power- oder Speed-Metallers aus den tiefsten Achtzigern. Auch seine Stimme ist dem nicht allzu fern. Denn während sich musikalisch hier etwas härterer Mittelalterrock aufgetischt wird, fallen die Vocals eher in ebenjene Kategorie Power Metal. Passend dazu steht am Ende des Sets ein Cover von BLIND GUARDIANs „Valhalla“.

AKANDO @misskim_event

Mit der zweiten Band AKANDO ist die Party-Laune dann erstmal vorüber (und das im guten Sinne). Zwischen Thrash, Death und atmosphärischem Black Metal situiert, besingen und bespielen sie die Traditionen und Rituale amerikanischer Urvölker. Der Sound wummert düster bassig (und das im guten Sinne), im Hintergrund spielen Flöten vom Band, und der Raum wird in den ruhigeren Parts in eine musikalisch-spirituelle Aura gehüllt. In härteren Momenten kommt dann schon der ein oder andere kleine Moshpit zustande, und gerade die Gitarrensoli (und die flinken Finger des Gitarrenmanns im generellen) wissen zu überzeugen.

THORONDIR @misskim_event

THORONDIR sind heute die ersten, die richtigen Pagan Metal auf die Bühne bringen. Das bedeutet konkret, dass die Härte der zweiten Band und die Melodizität der ersten hier aufeinandertreffen. Ein Umstand, der beim Publikum gut ankommt und viel Pogo- und Feierlaune hervorruft. Einzig, dass der Sänger etwas leise abgemischt ist und der Bassist mit einem verdammten Plektrum spielt (Spaß! :D), ließe sich an dieser Show kritisieren. Dafür gibt es aber live erzeugte Keyboardklänge, statt, wie es heute viele zu tun pflegen, einfachen Tonaufnahmen. 

Hurra, der Mich ist da!

Mich: Als ich nach vierstündiger Fahrt endlich ankomme, kann ich gerade noch die letzten Klänge THORONDIRs hinter den mir noch verschlossenen Türen verklingen hören, bevor ich mich durch den mir entgegenströmenden Schwall an Rauchern endlich in den Innenbereich des RESONANZWERKs wühle, um mein erstes Bier zu bestellen und mich dem Festivalabend in die Arme zu werfen. Prost!

Ein stürmiger Abschied

StormSeeker @misskim_event

Und los geht’s für mich mit STORM SEEKER! Von ihnen habe ich viel gehört, live miterleben durfte ich ihr Schaffen jedoch bisher nicht. Somit brauche ich auch erstmal ein bisschen, um einordnen zu können, was da oben präsentiert wird. Seeromantik auf tanzbaren Metalbeats? Oder eher Piratenmusik mit E-Gitarren? Auf jeden Fall ist es genau das, worauf die Menschen hier Bock haben. Die Party-Energie ist hoch, die Moshpits nett, und zudem tanzen jedes Mal die Wellen auf dem Backdrop mit, wenn jemand dagegen stößt. Ein ungeplanter, aber vorteilhafter Effekt.

Drehleier, Cello und der ein oder andere Flöteneinsatz füllen das Dargebotene mit massig Folk, und für epische Untermalung am Keyboard sorgt heute Tim, ehrbares Mitglied der mehr oder weniger offiziellen Cantina-Band-Coverband. Wer in den letzten paar Jahren eines oder mehrere Festivals in Deutschland besucht hat, dem werden diese Campinground-Musikanten ein Begriff sein. So ist eine Coverversion des besagten Liedes auch hier auf der Bühne ein Muss.

StormSeeker @misskim_event

Dem folgt ein Cover von „Wellerman“ – und eigentlich kann ich es verfickt nochmal nicht mehr hören, nachdem ich in letzter Zeit mit diesem Lied dreimal täglich im Radio und zehnmal stündlich im Internet die Wege gekreuzt habe. Aber dann wiederum: Wenn das überhaupt noch jemand spielen darf, dann ja wohl eine Metalband mit Seefahrtsthematik. Gerade fällt mir dann noch auf, dass zwei der Bandmitglieder die beiden Frauen von BRISINGA sind, die ich schon vom Festival von vor zwei Jahren kenne. Da geben STORM SEEKER plötzlich bekannt, dass SANDRA, eine der besagten Damen, an diesem Wochenende ihre letzten beiden Konzerte mit den Seefahrern verbringt. Und das nach acht Jahren gemeinsamer Bandgeschichte! Es folgt eine rührende Abschiedsszene mit Tränen, Rum und Kuchen.

Weniger Tränen, dafür mehr Schweiß

OBSCURITY @misskim_event

 …und vor allem mehr Rauch bringen die Headliner des heutigen Abends mit aufs Festival. OBSCURITY liefern klassischen Pagan Metal mit noch klassischeren Songtiteln (so etwa „Schicksal der Götter“ oder „Schildwall“ u.v.m.). Das alles in einem Gewand geballter Power und geübter Tightness. Gerade bei den Songs des neuesten Albums habe ich heute das Gefühl, dass diese live noch etwas mehr walzen als die älteren. Dem Drummer gilt, auch diesmal, mein Respekt als Vertreter seiner Zunft – die Ausdauer und konstante Durchschlagskraft, die hier an den Tag gelegt werden, muss man sich erstmal erarbeiten! Generell wird auch im Publikum energetisch mitgemacht, und die vordersten Reihen beherbergen sogar den ein oder anderen äußerst textsicheren Fan. Unter den Besuchern sind heute so einige, die seit Anfang Corona auf keinem Konzert mehr waren, und das merkt man. Als am Ende das Evergreen „Bergischer Hammer“ angestimmt wird, steht plötzlich ein Zuschauer mit auffällig rotem T-Shirt auf der Bühne. Und dann werden es immer mehr. Irgendwann misst das Bühnenvolk neben den Musikern ca. 15 Frauen und Männer, die lebhaft mitmachen und sichtlich Freude an der Situation haben. Beim letzten Song sitzen dann auf einmal alle wieder vor der Bühne auf dem Boden, und rudern in einem imaginären Boot zum Rhythmus der Musik.

So neigt sich dann der erste – für mich leider relativ kurze – Abend des Festivals dem Ende zu. Nach der fünften Stunde Autofahrt für heute erreiche ich meine temporäre Raststätte und ein Bett, das sich meiner annimmt.

Neuer Tag, neue Musiker

Am Samstag dann erreichen wir Oberhausen äußerst ausgeschlafen und noch vor Toröffnung, gesellen uns draußen zu neuen Bekanntschaften und schnorren zugleich das erste Dosenhopfen, bevor am späten Nachmittag die erste Show ansteht.

CANTUS LEVITAS @misskim_event

Die Wartezeit geht sehr schnell vorüber, und bevor ich mich versehe, stehe ich mit zahllosen anderen begeisterten Klatschern klatschend im Konzertsaal. Denn CANTUS LEVITAS haben den Raum betreten, mit Dudelsack und Geige, Schlagzeug und Gitarren, Mikrofon und einer Menge guter Laune! Diese springt bei der Mischung aus Mittelalterrock und Folk Metal auch alsbald über auf die genannte Klatschkompanie, die sich begeistert und gespannt versammelt hat. Für zwei der Musikanten – namentlich Drummer und Sänger – ist das Konzert dieses Abends die Feuertaufe. Bassist BASCHDIE jedoch musste man aufgrund einer schweren Männergrippe zuhause lassen. Trotz dieser Umstände zeigt sich der lustige Trupp souverän und treibt die Stimmung im Laufe des Konzerts sogar noch in die Höhe: Stets fröhlich und von freudigen Klängen begleitet, herrscht wilder Tanz, und viel positive Energie wird in die Crowd gegeigt und gedudelt. Ein guter Start in den Tag!

Gerumpel und Gesang

CRUSADE OF BARDS @misskim_event

Es folgt, nach dem gestrigen Auftritt von STORM SEEKER, die zweite Portion Seefahrt mit CRUSADE OF BARDS! Aus dem fernen Spanien angereist und auch ohne Bassist, hat man spontan den hier ansässigen Festival-Mitorganisator MARC nach einer einzigen Bandprobe ins Line-Up eingebaut. Dafür läuft es auf jeden Fall ganz gut! An der Hauptstimme befindet sich zur Abwechslung mal eine Sängerin. Und eine, die weiß, was sie tut! Ihre Vocals sind eher im klassischen Musikbereich angesiedelt, was sich einerseits schön auf die melodischeren Parts der Darbietung legt, andererseits einen interessanten Kontrast zu den schnelleren und aggressiveren Songs bietet.

Es tobt sich die Rumpelfraktion (Gitarre: Rumpel; Bass: Rumpel; Schlagzeug: Rumpelrumpel) schon in einigen Songteilen ordentlich aus, während sich den wohlklingenden weiblichen Gesängen ebenso rumpelnde Growls entgegenstellen. Dazu gesellt sich zuweilen ein dritter Sänger, der etwas tieferen Männergesang von sich gibt. Auch hat die Band scheinbar einen Roadie im rosa T-Shirt mitgebracht, dessen einzige ersichtliche Aufgabe es ist, im Publikum (und später auch auf der Bühne) für Party zu sorgen. Irgendwann kommt es sogar zu einem Circle Pit, wenn auch so ziemlich zum ruhigsten aller Lieder. Weiterhin (und das finde ich immer etwas lustig) hat die Band eine Person dabei, die eigens die Samples von einem Laptop abspielt und dabei headbangt.

Kultasiipi @misskim_event

Im Finnengewand

Nun ist die Bühne frei für die deutsche Band, die so tut, als sei sie eine finnische Band: KULTASIIPI! Und nicht nur das, ihr Logo sieht auch noch fast eins zu eins aus wie das von KORPIKLAANI! Wann und warum man diese Entscheidung wohl getroffen hat, darüber lässt sich nur spekulieren. Musikalisch aber ist ordentlich was los! Auch hier handelt es sich um Folk Metal, jedoch schon etwas schneller und energischer als die bisherigen Bands des Genres. Dazu singt ein dicht mit mehreren Schichten Stoff behangener Waldmensch abwechselnd mit zwei Frauen, die zugleich ihre Instrumente bedienen. Das Rezept könnte also funktionieren, wäre da nicht der Sound. Leider ist der Mix recht ungünstig ausgeführt und lässt die erzeugten Klänge in nicht allzu glanzvollem Licht erscheinen,  so dass die Erfahrung schnell anstrengend wird. Man merkt es auch an dem bisher so freudig beteiligten Publikum. Wo einst Tanz und Trubel herrschte, ist jetzt eher tote Hose angesagt. Trotz solider Performance springt der Funke also erstmal nicht über – schade!

Eigentlich sollten als nächstes BRACHMOND auftreten, doch mussten wegen Krankheit leider sehr spontan ihre Show absagen. Somit bekommen KULTASIIPI die Möglichkeit, eine etwas längere Setlist zu präsentieren. Gegen Ende dieser sind die Besucher dann etwas aktiver – vielleicht mussten sie auch erstmal aufwachen.

Ein spontaner Ersatzgig

MYTHEMIA @misskim_event
MEAD-AND-GREED-THEMIA @misskim_event

Plötzlich wird mir ein Geheimnis zugeflüstert: Dank BRACHMONDs Absage gibt es nun ein Loch im Line-Up – und eine Ersatzband anzuschaffen wäre in so kurzer Zeit nicht wirklich möglich gewesen. Aber! Was, wenn die komplette Band schon hier ist? Passenderweise bestehen nämlich MYTHEMIA zum Großteil aus den Leuten, die dieses Festival organisiert haben. Und der Rest der Gruppe ist auch präsent! Vor allem ist schon wieder oben genannter MARC dabei, so dass er nun zum zweiten Mal, diesmal noch spontaner als beim ersten, den Bass auspacken und auftreten muss. Er nutzt den Moment der Stunde, um eine Ansage zu halten, in der die Band als MEAD-AND-GREED-THEMIA bezeichnet wird, und dann folgt ein ziemlich improvisiertes Set – mit Crewshirts als Bühnenoutfit und von BRACHMOND geliehenen Instrumenten.

Konkret bedeutet das Folgendes: Den Einstieg machen mit einem Duett der Geigenspieler und der Gitarrist (auf einer Akustikgitarre), daraufhin gibt es zwei irische Folk-Songs und dann ein paar fröhliche Eigenkompositionen mit der gesamten Band. Eine akustische Folkparty, die einerseits Riesenfreude verbreitet und andererseits auch eine willkommene Ruhepause für Ohren und Seele bietet. Das spontane Spektakel kommt so gut an, dass MYTHEMIA nicht von der Bühne gelassen werden, ohne nicht zwei Zugaben abgeliefert zu haben. Selber schuld, wenn man ins Publikum ruft: „Vielen Dank, wir sind die MYTHEMIA-Band! Wenn ihr Songwünsche habt, ruft sie einfach!“

Der Schwarzwald ruft

FINSTERFORST @misskim_event

Massiven Sound zu massiver Mucke gibt’s dann mit dem ersten der beiden Hauptacts des Abends: FINSTERFORST. Die Lieder sind lang, die Lieder sind mächtig. Und trotz aller inhärenter Wucht ist der Sound überraschend klar – je nachdem, wo man steht. Schlamm läuft den Schwarzwäldern vom Gesicht, während sie, mal stampfig langsam, mal schnell und brutal, ihre etablierte Version von Pagan Metal zum Besten geben. Sobald am Schlagzeug Double-Bass oder Blast Beats übernehmen, wird vor der Bühne hart gemosht – die Energie scheint direkt in die Meute überzugehen. Die Ziehharmonikamelodien (wenn auch heute von Keyboard und Samples realisiert) kommen gut durch die fette Soundwand und sorge für chillig-atmosphärische Momente der Ruhe zwischendurch.

Es ist immer wieder eine Freude, diese Band live zu spüren. Der generelle, abendliche Bierpegel hilft der Situation natürlich. Ich hatte gehofft, die Band würde „Zerfall“ spielen. Es wäre auch nur logisch gewesen, da es zum einen die Single-Auskopplung des letzten Albums ist, und da zum anderen sogar der Gastsänger der Studio-Aufnahme sich hier und heute im Publikum befindet. Dennoch kommt es nicht dazu – dafür gibt es dann mit „Mach Dich Frei“ einen anderen Refrain zum Mitgrölen.

Ein neuer Wolf im Herzen

HEIDEVOLK @misskim_event

HEIDEVOLK aus den Niederlanden sind es, die das diesjährige MEAD AND GREED zu Ende bringen dürfen. Auch sie haben einen neuen Sänger am Start, der heute sein erstes Konzert mit der Band performen darf. Fast läuft mir ein Tränchen aus dem linken Auge, als ich den Vorgänger LARS im Publikum erblicke, wie er den Newcomer mit beiden Daumen nach oben ausgestreckt anfeuert. Hach. Männerromantik. Hust, weiter geht’s. Für alle Nichtholländer gibt es den Song „Wolf In My Heart“, ansonsten verstehe ich wie immer kein Wort, finde es aber trotzdem schön. Bin da sicherlich nicht der Einzige. Insgesamt ist dies ein Headlinerkonzert wie es sein sollte: Energie auf der Bühne, Energie vor der Bühne, Energie in der Luft und Energie in den Waden der tanzenden Meute.

Die Stimmen des neuen Sängers und die seines alteingesessenen Kollegen funktionieren wundervoll zusammen und erzeugen gemeinsam glorreiche Harmonien. Das Highlight des Gigs ist wie immer für viele der lustige Coversong „Vulgaris Magistralis“ (ja, es ist ein Coversong! Wette, das wusstet ihr nicht! Ha!), der auch an diesem Abend ein zweitletztes Mal alle zum Abdancen bringt. Das letzte Mal folgt nach dem Konzert, als diejenigen, die noch nicht bereit sind, sich von der Security hinausfegen zu lassen, zum frohen Ringeltanz im Kreis ansetzen und dies auch erstaunlich lange durchziehen.

Vor der Tür angekommen jedoch bietet sich alles andere als ein harmonischer Sonnenuntergang, der mit seinen tiefroten Strahlen dem MEAD AND GREED 2021 einen sanften, aber schönen Abschluss gäbe: Stattdessen ist es dunkel, scheißkalt, es regnet, und heftige Windböen blasen noch im selbigen Moment das gesamte Futterzelt über den Haufen, so dass Essen, Schüsseln, Soßenbehälter und Crewmitglieder durch die Gegend fliegen. Als wir uns vergewissert haben, dass dabei keiner zu Schaden gekommen ist und man das Zelt wieder befestigen konnte, schauen wir, dass wir schleunigst davonkommen. 

Bis zum nächsten Mal! 


Vielen Dank an Kim Koehn @misskim_event für die tollen Bilder!

Danke an Conny und Konrad für die Informantenarbeit. 


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