TWIN VOID – Sludge mit Antiklimax
TWIN VOID – „FREE FROM HARDTIMES“
Veröffentlichungsdatum: 01. April 2022
Länge: 31:35
Label: Electric Valley Records
Genre: Stoner Punk / Sludge’n’Roll
Zwei Demos sowie die EP „Electric Drone Wasp“ haben TWIN VOID aus Spokane, Washington bisher veröffentlicht. Damit hat sich das Trio aus dem pazifischen Nordwesten vor allem in der heimischen Umgebung einen Namen gemacht, wo TWIN VOID als gefeierte Live Band bekannt sind. Das sardinische Label Electric Valley Records vertreibt nun in vier verschiedenen Vinylfarben den ersten Langspieler der amerikanischen Band. Ganze neun Tracks haben TWIN VOID in eine halbe Stunde gepackt, wobei sie ordentlich um sich schlagen und Wut abschütteln. Hier bastelt sich die Band einen kurzweiligen Cocktail aus Stoner Metal, Punk Rock, Sludge und Rock’n’Roll zusammen.
Moshen gegen COVID
Das Intro „Hardtimes“ erinnert uns mittels eingespielten Nachrichtensamples, dass wir noch immer mitten in der Pandemie stecken. Die Schnipsel aus Funk und Fernsehen werden von einem nachträglich einsetzenden, kratzigen Gitarrenriff untermalt – ein Motiv das schon beim legendären AUS-ROTTEN Album „The System works… for them“ großartig gewirkt hat. Ein Pistolenschuss markiert den Übergang und TWIN VOID landen direkt im krachig nach vorne treibenden Song „HELLCAT“. Das mächtig schwere Stoner Riff schießt über den rollenden Punk Rhythmus, während der kräftige Chorus direkt den ersten Höhepunkt der Platte definiert.
Antiklimax
Auch der darauffolgende Titel „Bird Days“ fängt ähnlich vielversprechend an. Das Eröffnungsriff klingt nach einer kräftigen Sludge Abrissbirne, und obwohl es im Verlauf des Liedes mehrfach in abgeänderter Form wieder auftaucht, kann es nur wenig retten. TWIN VOID rutschen hier in eine Art Southern Metal ab, die noch davon verstärkt wird, dass Sänger Nathan Bidwell hier sehr nach Axl Rose klingt. Nach „Bird Days“ folgt mit „Poor Ol‘ Me“ eine massive Rock’n’Roll Nummer, mit der sich TWIN VOID noch weiter vom eingänglichen Sludge und Stoner Punk Thema entfernen. Was teilweise an die Death Metal Band MACABRE erinnert, taugt als Partysong sicherlich gut, überzeugt darüberhinaus aber keineswegs.
Zurück zu den Stärken
Seinen absoluten Tiefpunkt erlebt das Album mit der Ballade „Set Me On Fire“. Glücklicherweise ist der furchtbar langsame Track nur eineinhalb Minuten lang, bevor er in den etwas stärkeren und flotteren Titel „Sharper then a Switchblade“ überleitet. Zum Ende hin steigern sich TWIN VOID langsam wieder und so stellt die schwergewichtige Sludgehymne „Sky Burial“ den zweiten Wendepunkt dar. Es folgt der Gastauftritt von Liam Joseph Cormier (CANCER BATS), der sich zum Auftakt von „California Death-Rattle“ zu Wort meldet. Die Todesrassel sowie auch der finale Titel „You can hear the Devil walkin'“ präsentieren wieder das, was TWIN VOID besonders gut können: schwere Riffs auf dynamisch rollende Rhythmen packen und dabei einen kräftigen Wirbelwind erzeugen. An die Energie des Titels „HELLCAT“ kommt das letzte Aufbäumen nicht heran; dennoch fängt die Platte mit ihren letzten zwei Titeln wieder an, Spaß zu machen.
Invertierte Spannungskurve?
Abschließend kann man nun überlegen, ob diese umgekehrte Spannungskurve vielleicht ein Stilmittel ist – und das würde definitiv Sinn ergeben. So erlaubt es die Struktur des Albums, dass sich die Hörenden zum Einstieg ordentlich auspowern. Danach lässt die Band eine lange Verschnaufpause bis zu den letzten zwei Liedern. Sicher, ist Geschmack bekanntermaßen Geschmackssache, und besonders Fans von GUNS’N ROSES oder THE ALLMAN BROTHERS werden bestimmt mit dem Mittelteil viel Freude haben. Für mich wiederum sind dadurch zwei Drittel des Album reine Skip-Tracks.
Autorenbewertung
Vorteile
+ "California Death-Rattle"
+ "You Can Hear The Devil Walkin'"
Nachteile
- "Set Me On Fire" ganz besonders
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