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SCHATTENMANN feiern den „Tag der Toten“

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SCHATTENMANN – „Dia de Muertos“

Veröffentlichungsdatum: 30.06.2023
Länge:  ca. 35 min. 
Label: AFM
Genre: NDH / Dark Rock

 

SCHATTENMANN im Faktencheck

Gegründet wurde die Band 2016 und hat seitdem nur den Drummer gewechselt. Insgesamt besteht SCHATTENMANN aus vier Nürnberger Jungs: Gitarrist Jan Shook, Bassist Luke Shook und Schlagzeuger Nils Kinzig sowie Sänger Frank Herzig. Diese Woche erscheint das vierte Album der vier und es heißt „Dia de Muertos“. Ich finde die Reihenfolge der Albumtitel recht passend. Als würde man uns eine Story erzählen. Erst wurde das „Licht an“ gemacht, dann kam die „Epidemie“, der dann das „Chaos“ folgte und nun feiern SCHATTENMANN halt den „Dia de Muertos“. Bin schon gespannt, was als nächstes folgt. Das Album hat 10 Tracks und ein Spielzeit von 35 Minuten, was ich als etwas kurz empfinde. Aber alle Videos zum Album sind wirklich gut gemacht. Aktuell sind sie noch als Support für EISBRECHER auf Tour und erst nächstes Jahr Februar/März als Mainact auf der „Dia de Muertos“-Tour.

Mit Trompeten und Fanfaren

Der Titeltrack ist gleichzeitig Album Opener und legt direkt los. Auffällig sind hier die Trompeten, die den Track eröffnen. Genauso wie der Gitarrenklang der Akustikgitarre. Beides erinnert passend zum Titel ein wenig an Mexiko. Bei einem Gespräch nach dem Hamburg Konzert mit Frank eröffnete sich allerdings eine zweite Ebene. Denn für ihn selbst klingen gerade die Trompeten auch fürs Einläuten des Untergangs. Endzeitstimmung im Partygewand. Unterstützt durch das immer wieder auftauchende Echolotgeräusch, was ja auch die Message des Tracks ist. Und ein kleiner Breakdown ist auch vorhanden. Da ich den Track schon live gehört habe, kann ich nicht anders als zu sagen, was für ein Kracher die Nummer nicht nur auf CD ist.

Danach geht es ohne Umschweife mit der Sozialkritik los. „Jeder ist schlecht“, stellt die These auf, dass jeder Mensch schlecht ist, wenn er die Gelegenheit dazu sieht ohne verurteilt zu werden. In der Hälfte des Songs ist ein Part drin, der ein wenig an die Sirenen von Ecto-1 klingt. Auch diese Nummer ist ein richtiger Kracher.

„Hände Hoch“ geizt ebenfalls nicht mit Gesellschaftskritik. Hier wird die ewige Hysterie kritisiert, die den Dingen durch eine gebotene Bühne mehr Reichweite verleihen, als man eigentlich wollte. Einfach nicht über jeden Stock springen, der einem hingehalten wird. Die Nummer geht mit ihren DübDübDüb Einsätzen ein wenig in die ELECTRIC CALLBOY Richtung. Weiterhin wird hier richtig Gas gegeben. Und auch dies ist ein richtiger Livereißer! Während des Refrains hat es sich in kürzester Zeit eingebürgert, dass man bei den Worten „Hände Hoch“ selbiges tut.

„Menschenhasser“ erinnert mich stark an EISBRECHERs „Fakk“. Sowohl die Melodie, als auch der Rhythmus. Eventuell klappte deshalb die Kombi auf der gemeinsamen Tour so gut. Vor allem der Schlagzeugpart zum Schluss ballert richtig.

Ruhigeres Fahrwasser

„Dämon“ ist dann die erste „ruhigere“ Nummer des Albums. Der Song ist zwar kraftvoll, aber geht nicht so krass nach vorne, wie die vier Tracks zuvor. Ein wenig erinnert er in der Art des Gesangs an die Hauseigene Nummer „Spring“, die SCHATTENMANN zusammen mit J.B.O. auf dem letzten Album hatten. Außerdem greift man hier zum Ende die Melodie des Openers wieder auf.

„Meer aus Licht“ führt die Geschwindigkeit fort und bleibt auch eher ruhig. Gesanglich arbeitet der SCHATTENMANN Sänger Frank Herzig hier am meisten mit seiner Stimme. Das enthaltene Gitarrensolo ist leider zu kurz, aber kommt gut. Live wird das natürlich etwas ausgeweitet.

„Haters Gonna Hate“ kommt nicht wie erwartet böser oder dreckiger rüber als der Rest. Aber man spielt hier ein wenig mit den Mitteln der NDH. Wenig Melodie, simpler Rhythmus und die Art des Sprechgesangs am Anfang. Aufgebrochen wird das erst im Refrain. Mit diesem Song greifen SCHATTENMANN dann auch als einzigem eine bestimmte Gruppe direkt an, nämlich die Hater.

Die nächste Nummer ist ein Feature mit der Sängerin ANNA LUX. Der Kontrast zwischen Frank und Anna kommt sehr gut rüber und bricht ein wenig das Muster vom alleinigen Gesang. „Dickpic“ hat dabei ’nen sehr geilen Rhythmus und die Unterbrechung durch den melodischen Refrain stört auch kein bisschen. Im Gegenteil: sie bereichert das Album. Natürlich sind die lyrischen Ichs dieses Tracks mit einem Augenzwinkern zu betrachten.

Ok, nun haben wir die erste richtige Ballade mit Waving Hands Feeling: „In deinem Schatten“. Der Song bietet ein wenig Interpretationsspielraum. So oder so geht es um den Kontakt zu einer toxischen Person. Aber ob das nun ein Freund oder eine Beziehung ist, oder vielleicht beides, bleibt dem Hörer überlassen.

Auch der Abschluss „Ewigkeit“ ist eine Ballade. Und vergessen wir nicht den Titel des Albums. Denn zum Ende geht es nochmal um den Tod und wie wir unser Leben bis dahin verbringen wollen. Krass ist der Unterschied zum Eröffnungssong, der das Thema ja auch hat und sowohl textlich als auch musikalisch komplett anders damit umgeht.

 

Die SCHATTENMANN Seite erreicht ihr hier.

Die CD gibt es zum Beispiel hier zu kaufen.

Bild mit freundlicher Genehmigung von Schattenmann

Autorenbewertung

8
SCHATTENMANN schaffen es sehr gut, gesellschaftliche Themen nicht zu trocken in sehr geile Tracks zu verpacken. Man denkt über die Botschaften nach, ohne sich dabei zu scheiße zu fühlen und trotzdem zu feiern. Es würde mMn. gerade mit dem Song "Hände hoch" auf dem Album auch nicht passen, wenn man hier die Moralkeule schwingen würde. Einzig das Ende des Albums könnte einen betrübt zurück lassen.
ø 0 / 5 bei 0 Benutzerbewertungen
8 / 10 Punkten

Vorteile

+ Kritik ohne gehobenen Zeigefinger
+ Richtig kraftvolle Sounds
+ auf CD die selbe Kraft wie live!

Nachteile

- mit 35 Minuten zu kurze Spielzeit
- zweite Albumhälfte etwas zu ruhig geraten

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