Nervosa im Interview
Krasses Konzert, krasse Leute, liebe Leser, wir präsentieren heute: Ein Zwiegespräch mit Helena, Gitarristin bei NERVOSA,
Geführt in Aschaffenburgs Colos-Saal,
Doch Ruhe jetzt und lest erstmal:
S: Hallo Helena, danke dass du dir Zeit für uns nimmst!
H: Kein Problem, sehr gerne. Momentan haben wir ja eh auch Zeit, weil CRADLE OF FILTH noch spielen. Alles super.
S: Warst du hier vorher schonmal?
H: In dieser Venue hier direkt noch nicht, nein. In Deutschland natürlich schon öfter bei verschiedenen Tourneen. Es kann sein, dass die Band hier schonmal gespielt hat, als ich noch nicht dabei war. Aber für mich ist es das erste Mal.
S: Wie empfindest du die Location so im Vergleich?
H: Mir gefällt es sehr. Der Sound ist wirklich gut und er hat eine schöne Größe.
S: Momentan tourt ihr ja sehr viel. Bei eurem Konzert habt ihr ja schon die nächste Tour u.a. mit Testament angekündigt.
H: Ja, wir sind schon seit Jahresbeginn an eigentlich viel unterwegs. Bald beginnt die nächste Tour, das stimmt. Im Oktober kommen wir hierher wieder, zusammen mit TESTAMENT, OBITUARY und DESTRUCTION. Das wird eine richtige Tour, von der wir schon länger geträumt haben.
S: Ist das für dich eine gute Art von Stress? Oder wie empfindest du das?
H: Klar, manchmal ist es stressig. Der ständige Ortswechsel und so, aber wir sind total happy, das wir das machen können.
S: Momentan ist ja auch Festivalsaison. Ist das ein guter Mix so mit den Clubshows dazwischen?
H: Für diesen Sommer hatten wir auch ein paar Festivals bestätigt. Wir wollten die ein bisschen miteinander verbinden und dabei vor allem auch wegen langen Reisen dazwischen aufpassen. Dann kam aber eben das Angebot, zusammen mit CRADLE OF FILTH auf Tour zu gehen. Diese Chance war großartig und wir haben das dann auch angenommen. Die Band ist super nett und die gemeinsame Tour hat uns auch selbst als Band sehr gepusht. Glücklicherweise hat das auch mit den Festivalterminen zusammengepasst.
S: Es ist so ja auch entspannter, denke ich mal, trotz den Größenunterschieden vom Publikum.
H: Ja, auf jeden Fall. Nur zu einem Festival zu fliegen, auftreten und dann wieder woanders hinzufliegen ist viel anstrengender als im Bus auf Tour zu sein, obwohl man dabei öfter auftritt.
S: So habt ihr ja auch ein cooles Package, CRADLE OF FILTH und NERVOSA.
H: Ja, absolut. NERVOSA und eine Black Metal Band, das ist schon ungewöhnlich. Wobei CRADLE OF FILTH auch viele melodische Elemente in ihren Songs haben. Es gibt bei von beiden Bands Überschneidungen und trotzdem sind sie sehr unterschiedlich. Das ist cool.
S: Ihr plant aber kein Facepainting, oder?
H: (lacht) nein, ganz sicher nicht.
S: Ihr habt ja auch so viel Aufmerksamkeit in den letzten Jahren bekommen, auch schon vor den Lineup-Wechsel. Merkst du da selbst viel davon?
H: Ja, ab und zu schon. Gerade nach dem Release von „Jailbreak“ ging es nochmal ziemlich hoch damit und man hat auch gemerkt, dass die Fans sich an das neue Lineup der Band gewöhnt haben. Dadurch ist es irgendwie auch einfacher und entspannter geworden. Auch die Tatsache, dass wir momentan viel auftreten ist dabei gut und hilft uns sehr. Wir fühlen uns von den Leuten sehr angenommen.
S: Du schreibst ja auch eigene Musik nebenher. Kannst du dich bei NERVOSA denn musikalisch auch gut mit einbringen?
H: Ja, absolut. Schon am Anfang, als Prika mich gefragt hat, ob ich in die Band will, hat sie mich gefragt, ob das für mich ok ist, am Songwriting beteiligt zu sein. Sie wollte da die ganze Band mit einbeziehen. Ich habe da schon von Tag eins an Ideen mit eingebracht und selbst auch geschrieben. Das war mir auch wichtig. Wenn ich irgendwo dabei bin, will ich daran mitarbeiten und nicht einfach nur Songs nachspielen, die jemand anderes geschrieben hat. Ich will Teil davon sein.
Das hat zum Glück auch gut funktioniert, weil Prika und ich einen sehr ähnlichen Stil haben. Aber trotzdem sind wir natürlich unterschiedliche Characktere und gehen unterschiedlich an die Dinge heran.

S: Hast du das Gefühl, dass es auch eine Rolle spielt, dass NERVOSA aus Südamerika kommt?
H: Klar, die Vergleiche zu SEPULTURA gibt es immer, einfach weil die auch aus Brasilien kommen. NERVOSA selbst sind von Anfang an von klassischen Thrash Metal Bands aus der Bay Area beinflusst worden. SLAYER, TESTAMENT, EXODUS, aber auch deutsche Bands wie DESTRUCTION oder KREATOR. Wir nehmen aber auch Einflüsse zum Beispiel von MOTÖRHEAD.
S: Wie nimmst du momentan die Metal Szene so war? Merkst du in den verschiedenen Ländern oder so Unterschiede?
H: Was ich vor allem sehr mag, sind Club Shows. Sie haben einfach einen anderen Vibe als Festival Shows. Klar lässt sich das schwer vergleichen, aber es ist vor allem die Stimmung, die so sehr unterschiedlich ist. Auf Festivals stehen da natürlich viel mehr Leute, aber man ist auch viel weiter von ihnen weg. In einem Club ist es viel enger und man ist direkt an den Leuten dran. Es ist intensiver. Es gibt schon auch Unterschiede, in welchem Land man spielt. Hier heute Abend zum Beispiel fand ich es super. Die Leute waren total mitgegangen und haben mitgesungen.

S: Hast du denn noch was, was du gerne loswerden möchtest, was dir wichtig ist?
H: Ich finde es wichtig, einfach gesund zu bleiben und dass alle sicher sind. Dass alle das, was wir hier haben, so weitermachen können. Dass die Musik weitergeht und da auch neues kommen kann. Dafür arbeiten wir selbst ja auch viel, auch im Hintergrund. Wenn wir gerade eine Pause vom Touren haben, arbeiten wir an neuen Songs. Man kann immer etwas tun.
Nach dem Interview bin ich total platt, nicht nur, weil es in dem Konzertsaal und ultra warm war und man das während des Gesprächs noch gemerkt hatte. Vor allem ist Helena eine total sympathische, offene und reflektierte Gesprächspartnerin mit der es viel Spaß gemacht hat, sich zu unterhalten. Ich habe an dem Tag NERVOSA zum dritten Mal live gesehen und werde immer schauen, wann sie mal wieder irgendwo auftreten und ich hingehen kann. Mit der aktuellen Besetzung dürfte auf jeden Fall noch viel interessante Musik und geile Konzerte kommen.

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