ADEPT und CRYSTAL LAKE in Dresden – Eine heiße Sommernacht
Es ist Mitte Juli, Ferienzeit. Nur für Studenten heißt es „Lebe wohl, Freizeit!“ Anstatt Wasser wird Kaffee in – vermutlich ungesunden – Mengen getrunken und die hiesige Bibliothek wird zum neuen Wohnzimmer. Und was ist überhaupt dieses „Schlaf“ von dem alle reden? Es gibt jedoch seltene Ausnahmefälle und die gefürchtete Klausurphase wird temporär irrelevant. So auch am 15.07., als Veranstalter True Spirit Concerts die Core-Perlen ADEPT und CRYSTAL LAKE mitsamt drei Support-Bands nach Dresden geholt hat. Es hat sich also zugetragen, dass von Berlin nach Dresden gepilgert wurde, um Kaffee durch Bier zu ersetzen und die Bibliothek gegen den deutlich gemütlicheren Club Puschkin zu tauschen. Ach, und an dieses „Schlaf“ war nach dem Abriss von insgesamt fünf Bands sowieso nicht zu denken.
TRAVELLER
Den Abend eröffnen TRAVELLER aus Castrop-Rauxel, die bereits schon jetzt ein absoluter Geheimtipp sind. Mit starkem Sound und eigener Lichtshow im Gepäck sind sie alles andere als zurückhaltend – und das in der nicht ganz einfachen Position als Opening Act. Die Bühnenperformance ist von der ersten Sekunde an durchdacht und voller Energie, nur das Publikum leider noch etwas müde. Die Castroper Jungs lassen es sich dennoch nicht nehmen, die Crowd im sich nach und nach füllenden Club weiter zu animieren.
Und das funktioniert definitiv, zumindest in den vorderen Reihen wird sich etwas bewegt. Bei der Musik der Band ist das auch nicht verwunderlich, könnte man hier von einer deutschen Version von ARCHITECTS sprechen. Ihr abwechslungsreiches Songwriting bringen TRAVELLER live deutlich zum Ausdruck: Parts, bei denen das Publikum einfach nur abgehen kann – kombiniert mit melodischen Abschnitten, die kurze Verschnaufpausen ermöglichen. Auch die markanten Screams von Sänger Jens, welche sich regelmäßig mit tiefen Growls abwechseln, machen den Sound der Band noch einmal einprägsamer. TRAVELLER ist definitiv eine Band, die durch ihren mitreißenden Auftakt nicht nur mir noch eine ganze Weile positiv in Erinnerung bleiben werden.
GROOVENOM
Nach einer kurzen Umbau- und Verschnaufpause geht es auch direkt weiter mit der nächsten Band, den Locals von GROOVENOM. Erkennungsmerkmal Nummer eins: ihr markantes Bühnen-MakeUp. Musikalisch lassen sich GROOVENOM als eine kraftvolle Mischung aus CALLEJON und THE BROWNING bezeichnen: Auf der Bühne werden eingängige Refrains gepaart mit ballernden Breakdowns. Prinzipiell ein Rezept, was immer funktioniert und von GROOVENOM auch beispiellos umgesetzt wird. Zahlreiche Trance- und Elektroelemente ergänzen dieses Konzept und verleihen den einzelnen Songs eine besondere Note. Was ebenfalls positiv auffällt und die Performance der Dresdener hervorstechen lässt sind die deutschen Lyrics der Band. Bei dem durchgängig guten Sound ist es auch kein Problem, einmal genauer auf die Texte zu achten – und sie zu verstehen.
Auch das Publikum wärmt sich langsam auf und kommt deutlich in Fahrt. Umfangreiche Interaktion mit der Menge wird bei GROOVENOM groß geschrieben, das Publikum traut sich deutlich näher an die Bühne heran. Sänger Mr. Sanz ruft mehrfach dazu auf, den ersten Moshpit des Abends zu eröffnen. Als die Menge gerade richtig in Fahrt kommt, hat die Stagetime der Band leider das Ende erreicht. Kein Grund zum Traurigsein, denn nach einer kurzen Verschnaufpause an der frischen Luft ist direkt Zeit für die nächste Band. Ein freudiges Wiedersehen mit:
AWAKE THE DREAMER
Die Jungs aus Stockholm habe ich bereits am Freitag in Berlin sehen dürfen – und sie haben einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Ihr Set eröffnet die Metalcore-Combo mit dem Song „Endless Skies“ und geben direkt Vollgas. Das Tempo nimmt auch beim folgenden Song „„Vigilant“ nicht ab. Auf der Bühne wird mit den Instrumenten umhergewirbelt und auch das Publikum ist aufgetaut und feiert die Schweden. Verdient hat die hierzulande noch unbekannte Band das auf jeden Fall.
Ihr Sound lässt sich als klassischer Metalcore beschreiben – gemixt mit modernen Elementen, markantem Gitarrensound und der sehr eingängigen Stimme von Frontmann Max. Die Refrains der Songs wechseln öfter in melodischere Töne und regen das Publikum zum Mitsingen an. Mit „Lunar“ geben AWAKE THE DREAMER einen neuen, unveröffentlichten Song zum Besten, der direkt Lust auf mehr neues Material macht. „Believe“ leitet das Ende der energievollen Performance ein und im Club tropft es mittlerweile von der Decke. Wenig verwunderlich bei dem Wirbelsturm, der gerade über die Bühne tobte. Noch einmal schnell raus in den Außenbereich des Clubs, um sich abzukühlen, denn wenn CRYSTAL LAKE gleich die Bühne stürmen, wird es heiß!
CRYSTAL LAKE
Dies ist der zweite Europabesuch der Japaner, die ich im März schon als Support von FEAR, AND LOATHING IN LAS VEGAS in den japanischen Städten Akita und Aomori erleben durfte. Die Shows liegen mir auch heute noch deutlich in Erinnerung und mit entsprechender Vorfreude blicke ich dem Set der Jungs entgegen. In dem Moment als die Band auf die Bühne stürmt, gibt es kein Halten mehr. Von der ersten Sekunde an wird sich bewegt, gesprungen, mitgesungen – die Resonanz der Menge spricht für sich.
CRYSTAL LAKEs Setlist zeichnet vor allem durch Vielseitigkeit aus. Beatdown,-Djent,- und Nu-Metal-Elemente, die Japaner lassen keine Wünsche offen und es entsteht der erste große Moshpit des Abends. Einziger kleiner Nachteil: Der Boden ist mittlerweile komplett getränkt von einer Mischung aus Bier und Schweiß. Spricht natürlich für die Bands, allerdings muss man gerade beim Moshen aufpassen nicht hinzufallen. Selbstverständlich tut das der anhaltend guten Stimmung keinen Abbruch und die Crowd feiert hemmungslos weiter. Hemmungslos ist auch das passende Adjektiv um Sänger Ryo zu beschreiben, der auf der Bühne eine wahre Bestie ist. Regelmäßig geht er ins Publikum, wuschelt den Leuten in der ersten Reihe gerne einmal durchs Haar und lässt sie ins Mikrofon gröhlen und mitsingen. Die Menge ist derweil völlig am Ausrasten. Vor allem, wenn CRYSTAL LAKE ihren Hit „Apollo“ und ihr Cover von „Rollin“ spielen, gibt es kein Halten mehr.
CRYSTAL LAKEs Auftritt fliegt förmlich an mir vorbei und war definitiv mein Highlight des Abends. Durch meine Erfahrungen in Japan bin ich mit einer gewissen Erwartungshaltung an ihre Show herangegangen, welche noch einmal übertroffen wurde. Mittlerweile hat sich die Location in eine Sauna verwandelt und ich sehe vereinzelt Leute ihre Shirts und Tanktops auswringen. Noch einmal frisch machen für den Headliner des Abends:
ADEPT
Schweiß tropft von der Decke, als ADEPT die Bühne stürmen und, trotz der Hitze, wird die Band sehnsüchtig vom Publikum erwartet. Buchstäblich aufgeheizt von CRYSTAL LAKE geht es von Anfang an direkt mit Vollgas weiter. Ich bin froh, dass ich mit meiner Kamera ein halbwegs ruhiges Plätzchen finde, um während der ersten drei Songs ein paar Fotos zu schießen, denn es wird direkt ein Moshpit eröffnet. Auch nach vielen Jahren Bühnenpräsenz werden ADEPT nicht müde und liefern eine konstant energiegeladene Liveshow ab. Sänger Robert rennt und springt auf der Bühne hin und her und genießt die Interaktion mit dem Publikum sichtlich. Dem kommt auch die Größe des Clubs zugute, die zur intimen Atmosphäre beiträgt.
Die Setlist des Abend lässt keine Wünsche offen. ADEPT spielen eine Mischung aus Altbekanntem und neuen Songs und das Publikum tobt. Mittlerweile habe ich meine Kamera und mich in Sicherheit gebracht und genieße das Spektakel aus der Ferne, lausche dem auch hier konstant guten Sound. Trotz anstrengendem Tour-Alltag werden die Schweden nicht müde und toben ohne Pause über die Bühne. Bei der gleichzeitigen Action im Publikum weiß ich stellenweise nicht, worauf ich jetzt achten soll.
Dass die Menge von ADEPT nicht genug bekommen kann, merke ich spätestens als sie ihre Stagetime überziehen. Es ist kein Geheimnis, dass ADEPT für ihre Liveshows berühmt sind – mit ihrem heutigen Auftritt haben wieder bewiesen, warum. Um mich herum entdecke ich atemlose, glückliche Gesichter. „Wow!“, „Geile Show!“, „Das hat sich echt gelohnt!“, sind einige Ausrufe, die ich vernehme und auch meinen Eindruck des Abends perfekt zusammenfassen.
Fazit
„Was für ein Abend!“ – das sind auch die Worte meines Begleiters, während er vor Schweiß triefend auf mich zustapft und sich erstmal seines Shirts entledigt, um dieses zufrieden auszuwringen. TRAVELLER, GROOVENOM, AWAKE THE DREAMER, CRYSTAL LAKE und ADEPT haben diesen Juliabend definitiv zur heißesten Sommernacht des Jahres gemacht. Starkes Line-Up, ein motiviertes, feierndes Publikum in einer tollen Location sind exakt, was ich mir unter einem erinnerungswürdigen Konzert vorstelle und genau das habe ich heute Abend erleben können. Dresden, wir kommen gerne wieder!
An dieser Stelle auch noch einmal besonderen Dank an das Team von TRUE SPIRIT CONCERTS, welches SILENCE ermöglicht hat, sowohl mit CRYSTAL LAKE als auch ADEPT ein Interview, welches ihr in wenigen Tagen natürlich hier finden werdet, zu führen.
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