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AJATTARA sind zurück – klassisch, finnisch, fies

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AJATTARA – Lupaus
Veröffentlichungsdatum: 12.05.2017
Dauer: 35:03
Label: Svart Records
Stil: Black Metal

AJATTARA blicken auf eine (bis auf eine kurze Unterbrechung) 20-jährige Bandgeschichte zurück. In den letzten sechs Jahren war es beunruhigend still um die Finnen. Nach dieser langen Durststrecke haben sie endlich ihr achtes Studioalbum herausgebracht und auf dem Wege keinesfalls ihre Rohheit verloren. Neuerdings präsentieren sich die Skandinavier sogar mit eigenem Youtube-Kanal inklusive zweier Videos zu diesem Album, die ich euch an dieser Stelle natürlich nicht vorenthalten möchte.

Der Ersteindruck

Ich höre nur Satanas, Satanas, Satanas. Wo sind wir denn gelandet? In Skandinavien?! Finnland! Ah, das erklärt einiges. Die Songtitel an sich sind schon recht vielversprechend und zeigen auch eine angenehm schwarzmetallische Klischeeerfüllung: „Satanaan sinetti“ – Satans Siegel, „Suru“ – Trauer, „Ave Satana“ – erklärt sich wohl selbst, „Uhrilahja“ – Opfer. Just to name a few. Etwas mehr als eine halbe Stunde feinster satanistischer Themenkreis. Was hier recht kurz erscheint, reicht der Kombo allerdings vollkommen, um diverse Spielarten, die dem Black Metal zu eigen sind, abzudecken. Ich möchte sogar behaupten, dass der Veröffentlichung eine längere Spieldauer geschadet hätte. Das Album ist ihrer eigenen Aussage nach „an ode to the deepest feelings of human suffering and loss“ – und ja, das ist es auch geworden. Auch wenn die Sprachbarriere das genaue Verständnis der Texte unmöglich macht, reicht mir die Musik vollkommen, um diese Gefühle nachempfinden zu können.

Liebevolles Ohrenschmeicheln bekommt ihr hier definitiv nicht. Zornig und verzweifelt fräsen sich die durchaus eingängigen Licks in die Gehörgänge. Ohrwurmpotenzial ist vorhanden. Das menschliche Gehirn freut sich über bekannte Muster – und die bekommst du bei AJATTARA zur Genüge!

Genauer hingehört

Ich fühle mich durch den doch sehr typisch schwarzmetallischen Einstieg ins Album positiv getriggert. „Saatanan sinetti“ bietet einen energetischen Rutsch in die verzweifelten Gefilde. Präziser und gnadenloser Blastbeat trifft auf einfaches, einprägsames Riffing. Auffällig ist, dass der Sound klar, aber nicht überproduziert ist. Der Bass bringt mit seinem sehr aggressiv-knarzigen Eigenklang eine wunderbare Portion Rotzigkeit in die Chose. Mit Einsatz des Gesangs bin ich dann vollends dabei und reibe mir innerlich entzückt die Hände.

Im weiteren Verlauf des Albums wird deutlich mehr auf getragene, mächtige und synthiegestütze Atmosphäre gesetzt. So wie auch bei „Suru“ – der Song klingt sehr verdächtig nach den alten Alben, konkreter nach „Itse“, ihrem Debutalbum. Tragend, mächtig, rollend mit sehr gezieltem Gitarreneinsatz – kein Ton ist reines Gewichse um der Show Willen. Vor allem der Refrain mit seinem finnischsprachigen Cleangesang weiß mich zu begeistern.

Das erste Drittel des Albums klappert schon eine gute Menge an schnellen und auch getragenen Spielarten des Black Metal ab. Ich freue mich auf einen wilden Ritt durchs Album. Ganz so wild wird er nicht, denn alles weitere baut ebenfalls auf bekannten Mustern und Elementen auf. Ich möchte nicht sagen, dass die Platte dröge ist – keinesfalls. Die verschiedenen Spielarten werden konsequent durchexerziert. Wirklich neue Eindrücke und „oha!“-Momente gibt es allerdings nicht. Die Riffs und Melodien sind eingängig. Der Gesang angenehm brutal und verzweifelt, dass mir selbst bei unseren aktuellen Temperaturen das Blut in den Adern gefriert.

Ich bin beileibe kein Fan von ausladendem Synthie-Einsatz. Über den einen oder anderen Effekt auf dem Album lässt sich auch durchaus streiten, aber ich muss den Musikern lassen, dass sie in Maßen und bewusst damit arbeiten. Die Songs haben in sich schöne Spannungsbögen, das Album in seiner Gesamtlänge schiebt und drückt insgesamt abwechselnd sowohl langsam tragend als auch hetzend schnell den Black Metal in feiner Manier durch die Boxen.

„Ave Satana“ besticht beispielsweise durch simples Riffing, das Aufgreifen stereotypischer Melodieverläufe und groovt richtig schön vor sich hin. Zwischendrin holen Blastbeats die maximale Evilness raus und meine Hand zückt unwillkürlich die invisible orange. Hach, so lob‘ ich mir das.

Was bleibt

Das Album ist in den vergangenen Wochen mehrfach in den verschiedensten Situationen rotiert und ließ mich jedes Mal sofort in die richtige Stimmung kommen. Dass „Lupaus“ zum Dauerbrenner in meiner Sammlung wird, bezweifle ich sehr. Dafür fehlt mir die Abwechslung, die Innovation. Ich kann mir aber vorstellen, dass es sich in die (noch recht überschaubare) Auswahl der Black Metal-Alben einreiht, die ich in Momenten meines Aggressionsabbau zur Rate ziehe.

Autorenbewertung

6
AJATTARA bieten hier ein grundsolides Stück Black Metal an, welches dich von 0 auf 100 in die finnische Verzweiflung führt. Innovativ sind sie dabei wenig, berufen sich viel auf das, was sie in ihrer bisherigen Geschichte abgegrast haben und erfüllen das Genre dabei vorbildlich.
ø 0 / 5 bei 0 Benutzerbewertungen
6 / 10 Punkten

Vorteile

+ klassischer Black Metal
+ roh, schnell, gnadenlos
+ nicht überproduziert
+ dem Werk angemessene (kurze) Spieldauer

Nachteile

- wenige "Oha!"-Momente
- vermutlich nicht langfristig interessant

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2 Kommentare

  1. […] dem finnischen Kolloss der Düsternis AJATTARA – erzählt von seinem Ruin. Anlässlich der Review ihres aktuellen Albums “Lupaus” hatte ich Gelegenheit, diesem kauzigen Künstler ein […]

  2. Lodenschwein
    21. Mai 2017 bei 18:33 — Antworten

    Sehr interessant
    Guter Tipp
    Auch wenn das Review von einer Frau kommt wo Man ja eh nix drauf geben kann
    (Achtung das war Spaß ) 😉

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