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ALAZKA – Warum Barney Stinson irrt

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ALAZKA – Phoenix
Veröffentlichungsdatum: 01.09.2017
Dauer: 41:12 Min.
Label: Arising Empire
Stil: Melodic Hardcore/Post-Hardcore

ALAZKA wer? Falls ihr diesen Namen noch nie gehört habt: Früher hieß die Band BURNING DOWN ALASKA und wirbelte mit ihrem Debütalbum „Values & Virtues“ 2015 einigen Staub in der Core-Szene auf. Oh Entschuldigung, das war ja offiziell eine EP, kein Album! Wobei ich da bei neun Songs inkl. Intro etwas anderer Meinung bin, aber sei’s drum. Nach einer Namensänderung (der ich einige Zeilen extra gewidmet habe) und der Verpflichtung eines zusätzlichen Sängers haben die Jungs aus Recklinghausen nun ihr – nach eigenem Duktus – erstes Album „Phoenix“ vorgelegt. Einiges neu also im Hause ALAZKA. Aber ist neu wirklich immer besser? Kann Barney Stinson irren?

KLARGESANG? NA KLAR!

Nach dem stimmungsvollen Intro „Echoes“ legt Kassim Auale, der neue Mann am Mikro, in „Ghost“ direkt los. Mit gefühlvoll gehauchtem Klargesang. Und schon wird man als Fan auf die Probe gestellt. Mir persönlich gefiel auf „Values & Virtues“ die Abwesenheit von cleanen Vocals, denn die Refrains von z.B. „Saviour“ oder „Clockwork“ erlangten gerade durch Tobias Risches grandiosen Schreigesang eine hohe emotionale Intensität. Nun jedoch beraubt sich die Band, wie ich finde, eines ihrer Alleinstellungsmerkmale. Aber gut. Dann eben mit Klargesang. Wie so viele andere auch. Natürlich kann Kassim Auale gut singen. Gebraucht hätten ihn ALAZKA aber nicht. 

Musikalisch beschreitet die Band hingegen – glücklicherweise – keine neuen Wege. So entlocken die Gitarristen Dario Sanchez und Marvin Bruckwilder ihren Instrumenten erneut zahlreiche fantastische Melodien, die sich unweigerlich im Ohr festsetzen. Dadurch entstehen in den durchweg sehr Midtempo-lastigen Songs kaum Längen. Doch auch ohne klassische Wall-of-Death- oder Circlepit-Parts strotzen die zwölf Stücke auf „Phoenix“ (inkl. zweier Instrumentals) vor Energie. So könnten z.B. „The Witness“ oder „Hearts Of Gold“ teilweise auch von WHILE SHE SLEEPS stammen. Besagtes „Hearts Of Gold“ sowie das schon 2016 veröffentlichte „Blossom“ kommen den Songs auf „Values & Virtues“ insgesamt wohl am nächsten. Vielleicht gefallen sie mir deswegen auch am besten.

DER NEUE LEBENSABSCHNITTSBANDNAME

Wenn sich bis auf den Gesang gar nicht so viel geändert hat, warum dann eigentlich die Namensänderung? Die Band existiert seit gerade einmal fünf Jahren, doch habe man in dieser Zeit schon so viel erlebt und sei so sehr gereift, dass man sich mit dem alten Namen einfach nicht mehr vollständig identifizieren könne. So die Begründung der Band. (Hier der Originalbeitrag auf Facebook) Mir persönlich gefiel der Klang und die Bedeutung von BURNING DOWN ALASKA um einiges besser. Und ist ein „Z“ statt eines „S“ im Bandnamen wirklich so reif, Jungz?

Klar entwickeln wir uns alle weiter, so ist das Leben. Klar haben schon viele Bands, besonders in der Frühphase, ihren Namen geändert – meist zum Besseren hin. Klar dürfen das auch ALAZKA (wenngleich fünf Jahre für mich nicht mehr als „Frühphase“ zählen). Doch das große Buhei drum herum, das dramatische Facebook-Video und das Geschwafel von der eigenen Reifung hätten sie sich sparen können. Achja, wie wird die Band dann wohl 2022 heißen? Nur noch Z? Doch genug der Polemik, schließlich steht die Musik im Mittelpunkt. Und die gefällt mir auch auf „Phoenix“ richtig gut. Neu ist also, in diesem Falle zumindest teilweise, so gut wie alt.

Autorenbewertung

7
ALAZKA klingen auf "Phoenix" anders und doch genauso wie BURNING DOWN ALASKA auf "Values & Virtues". Einerseits durch den (für mein Empfinden) überflüssigen Klargesang. Andererseits durch die musikalischen Trademarks ihres Debütwerks: Eingängige Melodien, emotionale Tiefe und starke Screams. Zusammen ergibt das ein gutes Album, von dem ich mir jedoch mehr erhofft hätte.
ø 0 / 5 bei 0 Benutzerbewertungen
7 / 10 Punkten

Vorteile

+ tolle Melodien
+ viel Energie
+ emotionale Intensität
+ gelungenes Wechselspiel zwischen lauten und leisen Parts
+ starke Screams
+ eingängige Songs

Nachteile

- Klargesang mitunter etwas zu poppig-gehaucht
- der neue Bandname und das Drumherum
- kitschiges Cover

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6 Kommentare

  1. Philipp
    13. September 2017 bei 22:46 — Antworten

    Haben alle bei Vor- und Nachteile genannten Punkte einen direkten Einfluss auf die Wertung? Ich würde nämlich so etwas wie die Namensänderung nicht als negativen Punkt bei einem Album Reviews nennen, da dieser ja keinen Einfluss auf die Musik hat.

    • Andreas
      14. September 2017 bei 10:29 — Antworten

      Hi Philipp,

      nein, die Namensänderung hatte keinen Einfluss auf die Wertung, oder wenn dann höchstens minimal. Die Jungs hatten diesen Schritt selbst so theatralisch und übertrieben aufgezogen, dass ich es aber eben thematisieren wollte. Hätte ich „Values & Virtues“ seinerzeit mit 8 oder vielleicht sogar 9 Punkten bewertet, da ich die Scheibe echt stark fand (und immer noch finde), sind die 7 Punkte nun vor allem der Hinzunahme des Klargesangs geschuldet. Denn abseits davon sind die Songs Bombe.

      Dass ich das Cover kitschig finde, hat natürlich ebenfalls keinen Einfluss auf die Wertung. 😉

  2. 13. September 2017 bei 16:07 — Antworten

    Also ich bin Fan seit der „EP“ und kann den Namenswechsel schon verstehen. Schaut man sich nämlich zB Sonic Syndicate an, sieht man, dass das in dem Falle nämlich sinnvoller gewesen wäre. Die Kombo hat sich so stark verändert, dass der alte Name einfach für völlig andere Musik steht.

    Ich jedenfalls bin total geflasht vom „Phoenix“, da das sowieso das Genre ist, in dem ich mich hauptsächlich bewege.
    Ich finde gerade Kassim’s Art zu singen sehr erfrischend, eben weil es so „poppig“ ist. Das hab ich bisher so noch nicht gehört und es verleiht den Songs viel mehr Tiefgang und Emotionen.
    Klargesang brauch ich nicht immer, hier passt er aber perfekt in’s Gesamtbild.

    Das Z macht aber schonmal deshalb Sinn, dass wenn man Alaska googeln würde, eher nicht direkt eine Band erscheinen würde. Von daher ist das doch ein gutes Merkmal 🙂

    Danke auf jeden Fall für’s Review!

    • Andreas
      14. September 2017 bei 10:38 — Antworten

      Hi Snaketd,

      was Sonic Syndicate angeht, stimme ich dir völlig zu. Deswegen gibt es aber ja The Unguided. 😉 So stark haben sich Alazka dann zum Glück aber nicht verändert, dass es eine völlig andere Band wäre. Sie haben halt jetzt einen Sänger für Klargesang dabei, das ist alles. Dass einen die ersten fünf Jahre im Musikbusiness verändern, finde ich an sich aber nicht Grund genug, die Band direkt umzubenennen. Und natürlich ist das Z für Google sinnvoll, aber bei Burning Down Alaska hatte noch deutlich weniger Verwechslungsgefahr bestanden. 😉 Wie man den Namen letztlich findet, ist natürlich Geschmackssache. Mich störte einfach das riesige Theater um eine simple Umbenennung.

      Ob man den Klargesang auf „Phoenix“ mag oder nicht, ist selbstverständlich auch Geschmackssache. Ich hab die Band 2016 beim Summer Breeze gesehen, da schon mit Kassim, und fand auch, dass er super dazugepasst hat, er wirkte sehr sympathisch und authentisch. Aber da haben sie ja auch nur die Sachen von „V&V“ gespielt. ^^

  3. Andreas
    13. September 2017 bei 11:59 — Antworten

    Ja das stimmt. Einerseits hat das Wort Alaska, wie ich finde, einfach nen guten Klang, und andererseits dient es als Synonym für Einsamkeit, Abgeschiedenheit, Leere und Kälte, was vom emotionalen Punkt her natürlich auch gut in dieses Genre passt. Gibt ja sogar nen Song von Casper mit dem Titel.

    Abseits davon fallen mir auch noch Far From Alaska aus Brasilien ein, die machen richtig guten Alternative/Stoner Rock.

  4. Vicer Exciser
    13. September 2017 bei 11:42 — Antworten

    Interessant, das mit der Namensänderung wusste ich gar nicht. Ich wundere mich übrigens schon seit einiger Zeit, warum es so viele core-bands gibt, die Alaska im Namen haben (Oceans Ate Alaska, Burning Down Alaska, Lions from Alaska).

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