Alcest – Was Vorfreude, Eis und eine Traumwelt miteinander zu tun haben

Ich habe im Shop bei Prophecy Productions eingekauft – yeehaaa! Die Vorfreude auf das Paket ist – wie eigentlich immer, wenn man Merch bestellt – vergleichbar mit der Vorfreude eines kleinen Kindes auf einen Pinocchio-Eisbecher mit Streuseln und Sahne … und extra Sahne. Und sobald in den nächsten Tagen der Postbote meine Sendung abgeben will, wird ihm der Pappkarton aus der Hand gerissen und die Verkleidung der bestellten Artikel schon auf dem Weg durch den Hausflur, zurück in meine Wohnung zerfleischt. Unter anderem warte ich diesmal auf ein wunderbares weißes ALCEST-Shirt mit dem Cover des ersten Full-length „Souvenirs d’un autre monde“ als Frontprint.

Das bestellte Shirt und die Tatsache, dass die Franzosen derzeit an einem neuen Album arbeiten, hat mich dazu bewegt, mich nochmal mit dem allerersten Album auseinanderzusetzen. Schließlich gibt es die Platte mittlerweile schon wieder fast neun Jahre, und ich denke, es ist auch fast so lange her, dass ich das gute Stück zum ersten Mal gehört habe. Heute also etwas aus der Kategorie: „Was man so alles im CD-Regal findet“:

Beim ersten Lauschen von Souvenirs d’un autre monde war mir das Ganze noch etwas suspekt. Zur damaligen Zeit habe ich Musik mit anderen Ohren gehört, so nach dem Motto: „Scheiß drauf, Hauptsache, die Bassdrum ballert dir schön schnell und oft in die Fresse und die Gitarren klingen nach Kettensägen!“ Aus irgendeinem Grund habe ich mir die Platte dann aber doch nochmal gegeben, und versucht, mich auf die ziemlich einzigartige Musik einzulassen. Je öfter ich das Werk dann gehört habe, desto mehr hat es mich mitgerissen, allerdings nicht in dem Sinn, dass ich voller Energie den Drang verspürt habe, mich total spastisch zu bewegen, oder mein kräftiges Haupthaar kreisen zu lassen. Es war eher so, dass ich ruhiger geworden bin und etwas schwermütig so vor mich hin geträumt habe. Das hat mich ziemlich beeindruckt und das tut es noch heute.

Wenn es Musik schafft, Bilder im Kopf entstehen zu lassen, die Hörer abzuholen in eine andere Welt, dann kann man wahrlich von Kunst sprechen.

Souvenirs d’un autre monde – „Erinnerungen an eine andere Welt“, der Titel beschreibt perfekt, was die Musik der Scheibe verkörpert und was sie mit mir als Hörer anstellt. Das gesamte Album ist eine Berg- und Talfahrt des eigenen Gemüts. Während besonders der Titeltrack der Platte sowie der Song „Les Iris“ mich eher etwas nach unten reißen, strahlt der Song „Tir Nan Og“ sehr viel Frohsinn und Erleichterung aus. Niedergeschlagenheit und Glücksmomente wechseln sich in einer sehr einnehmenden Art und Weise ab. Als würde ich beim Hören allein durch eine Traumwelt schlendern, in der eine dauerhafte sommerliche Abenddämmerung die Bäume und Gräser in einem gelb-roten Schein versetzt. Alles wirft einen sehr langen Schatten, und ab und zu weht ein schwacher, etwas kühler Wind durch die Baumkronen. Das gesamte Umfeld lädt ein zum Nachdenken und zum Schwelgen in Erinnerungen.

Für mich persönlich liefern ALCEST schon mit ihrem Debutalbum ein verdammt gutes Stück Musik ab. Wenn es Musik schafft, Bilder im Kopf entstehen zu lassen, die Hörer abzuholen in eine andere Welt, dann kann man wahrlich von Kunst sprechen. Ich höre das Werk auch jetzt nach neun Jahren noch immer verdammt gern und lasse mich inspirieren.

Für diejenigen, die ALCEST bisher noch nicht gekannt oder einfach noch nie ein Ohr riskiert haben: Musik an – Augen zu und wirken lassen! Es lohnt sich! Vielleicht freut ihr euch dann, genau so wie ich, auf das derzeit in Arbeit befindliche neue Album, was hoffentlich in nicht allzu langer Zeit erscheinen wird. Womit wir wieder beim Thema „Vorfreude“ wären.

Ach, und solltet ihr während oder nach dem Hören der Platte etwas niedergeschlagen und schwermütig drauf sein, besorgt euch einfach an der nächsten Eisdiele einen Pinocchio-Eisbecher mit Streuseln und Sahne … und extra Sahne.

Webseite: Alcest-Music

Facebook: Alcest-Official


Du liest diesen Beitrag, weil unsere Autoren lieben, was sie tun - wenn du ihre Arbeit liebst, kannst du uns, wie andere schon, unterstützen. Wie? Mit einem kleinen monatlichen Beitrag über Patreon
Die mobile Version verlassen