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ALKALOID – Extrem auf neuen alten Wegen
ALKALOID – „Liquid Anatomy“
Veröffentlichungsdatum: 18.05.2018
Länge: 64:40 Min.
Label: Season of Mist
Stil: Extreme Progressive Metal
ALKALOIDs Ruf eilt ihrem neuen Album weit voraus. Die Besetzung verspricht schon Großartiges und Erfahrungswerte vom Vorgängeralbum lassen in mir die Hoffnungen auf ein spannendes, neues Werk wachsen. Das Mitwirken von (Ex-)Mitgliedern von OBSCURA, NECROPHAGIST, ABORTED als auch DARK FORTRESS geben eine Vorahnung davon, welch Hochkarätigkeit hier aufeinander prallt. Laut Genrebeschreibung hat „Liquid Anatomy“ Extreme, es hat Prog, und es hat Metal, aber wie hat die Band es zusammengebaut? Also, Lauscher auf Empfang und auf geht die wilde Fahrt …
Die erstmal gar nicht so wild beginnt, wie ich vermutet hatte
„Kernel Panic“ empfängt mich unerwartet proggy im Stil der alten, progrockigen Vorbilder. Luftiges Guitarpicking auf Synthi-Hintergrund und Cleangesang – der sogar mehrstimmig! Mein Proggerherz macht einen Hüpfer und ich sinke in eine Badewanne Entspannung. The 80’s-YES-influence is strong in here! Es plätschert und groovt so vor sich hin, bis sich dann doch die Stimme ins Rotzige wandelt und das Schrot ausgepackt wird. Im Folgenden alterniert die Musik des Albums stetig zwischen mehr oder weniger schnellem Death Metal-Getöse und auflockernden, in sich wunderbar verdrehten Prog-Passagen.
Der Opener leitet sehr entspannt in das Album, die Stimmung verdichtet sich dann mit dem folgenden Song „As Decreed By Laws Unwritten“, der in stetig groovigem Mid-Tempo Trommelsalven und repetitive Schrotgitarren abfeuert. Kleine Spielereien mit Atonalitäten dazwischen geschoben, walzen die Riffs in einer unglaublichen Schwere alles nieder. Positiv zu vermerken ist der äußerst passige Einsatz des Gesangseffektes, der das Niederdrückende noch vereinnahmender werden lässt.
Melodiös ist auch auf jeden Fall anders, aber das braucht es hier auch gar nicht
Vor allem „In Turmoil’s Swirling Reaches“ zeigt im Reigen mit den zwei vorhergehenden Songs sehr schön die Komplexität des Albums. „Azagthoth“ offenbart diese beispielsweise fein ziseliert mit Percussion, Gitarrengekniedel und trippy Sphären, die sich im Laufe in ohrwurmtaugliche Brutalität wandeln. Wiederkehrend und für mich äußerst unterhaltsam sind die ab und an eingestreuten rhythmischen Verschiebungen. Daneben nervt mich allerdings schon bald die stetige Wiedeholung von Lyrics und Riffs… aber vielleicht muss ich da auch einfach noch reinwachsen.
Im Verlauf des Albums steigert sich die Brutalität und das Tempo enorm. Dass der Songtitel „Chaos Theory and Praxis“ wie der Titel eines vermutlich nicht uninteressanten Uni-Seminares anmutet, lässt mich doch ein wenig schmunzeln. Währenddessen staubsaugt mir die Death-Walze das Trommelfell frei. Feinstes Durchgeballer mit kontrastreich eingesetzten Ruhephasen und charakterstarkem Klausenitzer-Bass. Mit dem knapp 20-minütigen Finale „Rise Of The Cephalopods“ endet diese rasante und abwechslungsreiche Fahrt mit einem wahren Opus. Ruhige, vor sich hin plätschernde Schunkelpassage im 80’s-Sound an groovigem Schrot und Staubsauger, gespickt mit mehrstimmigen Flitzefingersoli … was zur Hölle geht denn hier ab?! Is this prog? Ich weiß es nicht, aber interessant ist es allemal. Ich könnte dir hier noch eine feingliedrige Beschreibung dessen, was passiert, abliefern. Mach ich aber nicht. Hör selbst mal rein.
Alles in allem keine leichte Kost – aber das hat doch auch niemand wirklich von den Jungs erwartet, oder?
Autorenbewertung
Vorteile
+ Anleihen an verschiedene Einflüsse
+ verlangt Aufmerksamkeit beim Hören, da es sonst zum Hintergrundrauschen wird
Nachteile
- kein "Nebenbei-Album"
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