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ALL THEM WITCHES Live – Taktgefühl: Ungenügend!

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Es ist der 18. September, was für mich so viel heißt, wie: erster Urlaubstag! Da mein Urlaub aber nicht nur zum Rumgammeln und Nichtstun taugen soll, mache ich mich auf den Weg in unsere Hauptstadt. In Berlin war ich mittlerweile schon in den meisten Konzertlocations zu Gast, doch der Heimathafen Neukölln fehlte mir bisher noch auf meiner Liste. Daher bot es sich an, die Tour von ALL THEM WITCHES zu besuchen. Ein anderes Konzert der Tournee hätte sich für mich auch gar nicht realisieren lassen, da alle anderen Auftritte mit einer halben Weltreise für einen Ostbürger verbunden gewesen wären. Mit im Gepäck haben die Jungs aus Nashville, Tennessee außerdem die Texaner THE GHOST WOLVES.

Wo ist denn nun das Konzert?

Im Berliner Bezirk Neukölln angekommen, beginnt erstmal die Suche nach der Konzertlocation. Außer Dönerläden sieht man weit und breit nichts. Was bleibt mir also anderes übrig, als die Menschenströme genauestens zu beobachten und mögliche Konzertgänger zu verfolgen. Das war tatsächlich die beste Taktik, um dann nach 5 Minuten den Hinterhof, in dem sich der Heimathafen befindet, zu entdecken. Sieht schon mal ganz schnucklig aus, auch wenn das „Foyer“ eher an ein Opernhaus erinnert, als an eine Konzertlocation. Die lange Schlange vor dem Eingang lässt schon darauf schließen, dass der Laden heute ordentlich gefüllt sein wird. Schon vor Beginn der Veranstaltung macht sich das Gerücht breit, dass der Schuppen heute ausverkauft sein wird.

THE GHOST WOLVES – Naja, wer es mag …

THE GHOST WOLVES

Pünktlich um 21 Uhr starten die 2 Texaner/innen THE GHOST WOLVES ihr 30-minütiges Set. Bevor ich mich auf den Weg nach Berlin gemacht habe, habe ich schon mal ein Ohr riskiert und attestierte, dass es wahrscheinlich eher nicht meinen Nerv trifft. Und genau das soll sich auch bewahrheiten. Ich schaffe es nicht mal, die Musik irgendwo einzuordnen, da es für mich einfach nur chaotisch klingt. Klar, könnt ihr euch jetzt gar nichts darunter vorstellen, aber ich versuche trotzdem mal den Mix zu beschreiben. Das Zusammenspiel aus Schlagzeug und Gitarre ist ziemlich psychobillymäßig, doch der Gesang sprengt alle Grenzen. Es gab mal eine Zeit, wo gefühlt jeder Zweite meiner Facebookfreunde einen Song der Südafrikaner DIE ANTWOORD geteilt hat. Schon damals konnte ich mit dieser Stimme absolut nichts anfangen. Und tatsächlich gibt es durchaus ein paar Parallelen der Sängerinnen beider Gruppen. Ich will mir da aber auch gar kein Urteil erlauben, da es absolut nicht mein Ding ist. Sicherlich findet diese Band auch großen Zuspruch, doch von mir gibt es den nicht.
Somit verlasse ich nach 20 Minuten den Konzertsaal, um angeregte Gespräche mit alten und neuen Bekannten zu führen. In diesem Moment merke ich, dass dieses „ausverkauft“-Gerücht nicht von ungefähr kommt, da sich während THE GHOST WOLVES ihr Set fast fertiggespielt haben, immer noch eine riesige Schlange vor der Location befindet.

Zeit zum Kuscheln – ALL THEM WITCHES

ALL THEM WITCHES

Nun also wieder schnell hinein, um sich einen guten Platz vor der Bühne zu sichern. Mein Plan geht nur zur Hälfte auf, da ich mich zwar recht weit vor der Bühne befinde, aber auch genau vor einer Box stehe. Egal, denke ich mir, und will erstmal während der ersten paar Songs den Sound abwarten. Dieser ist eigentlich gar nicht mal übel, aber trotzdem fehlt mir etwas. Genau, der heimliche Fadenzieher der Band, Keyboarder Allan Van Cleave, ist hier nämlich so gut wie gar nicht zu hören. Also ab in die Mitte kämpfen. Hier ist der Sound deutlich besser abgemischt und so beginnen für mich 90 Minuten völlige Extase.
Nachdem mich der Sound bei „Funeral For A Great Drunken Bird“ noch nicht sonderlich überzeugt hat, wird nun endlich alles besser. Überraschenderweise erklingen heute zu Beginn relativ wenig Songs ihres im Februar veröffentlichten 10-Punkte-Albums „Sleeping Through The War“. Schon zu Beginn des Auftritts wird mir schnell klar, dass es heute einen grundlegenden Unterschied zum Auftritt auf dem diesjährigen Stoned From The Underground geben wird. Während dort die Songs noch ziemlich albumtreu gespielt wurden, ist heute der große Tag des Jams. Und wenn die Jungs etwas richtig gut können, dann ist es jammen! Nahezu jeder Song verlängert sich um 5 Minuten, da sich ALL THEM WITCHES nach Lust und Laune an ihren Instrumenten auslassen.
Ihre Jams führen aber keineswegs ins Leere. Bei wirklich jedem Song kommen sie auf den Punkt und verzaubern wahrscheinlich jeden Besucher des mittlerweile prallgefüllten Konzertsaals. So richtig gefühlvoll wird es zum ersten Mal bei „Elk.Blood.Heart“ von ihrem Debütalbum „Our Mother Electricity“. Während ich bei den vorherigen Songs so sehr auf die Musik eingegangen war, bemerke ich erst jetzt, in was für einem Publikum ich mich befinde. Vor mir ein Haufen junger Damen, die wild am tanzen und mitsingen sind, neben mir Männer mittleren Alters, die ich eher im Buchclub vermutet hätte und hinter mir ein Ehepaar, welches gut und gerne schon im Rentenalter sein könnte. Genauso bunt gemischt wie das Publikum ist auch die Songauswahl. Von allen 4 Alben der Band werden die besten Songs herausgepickt und völlig frei vorgetragen. Mein absolutes Highlight ist aber mit Abstand „Charles William“. Ich ertappe mich dabei, wie ich von den jungen Damen vor mir angesteckt werde und den Song, nicht nur innerlich, mitsinge.

ALL THEM WITCHES

Alles wunderbar (außer mein Gesang vielleicht), doch während „Blood And Sand/Milk And Endless Waters“ wieder ausgiebig bejammt wird, bemerke ich störende Nebengeräusche. Aus der Damenfraktion vor mir kristalliert sich ein Fangirl heraus, was scheinbar mal eine Musikschule besuchen sollte, um wenigstens etwas Taktgefühl zu erlernen. Versteht mich nicht falsch, denn ich habe absolut nichts gegen klatschen, doch wenn gerade ein Solo erklingt, in dem ich am liebsten mit Körper und Geist versinken will, und dann jemand meint, die ganze Zeit aus dem Takt zu klatschen, dann empfinde ich das einfach nur als störend.
Zum Abschluss des Sets gibt es vom neuen Album „Alabaster“. Mit seiner Explosivität eigentlich das Falsche, um mich nach einem zauberhaften Konzert in die Nacht zu entlassen. Natürlich war es das noch nicht. Mit „Am I Going Up?“ und „Swallowed By The Sea“ werde ich von der Berliner Nacht „geswallowed“ (der musste jetzt sein!).

ALL THEM WITCHES

Wieder einmal hat sich also bewiesen, dass ALL THEM WITCHES es nicht nur auf Platte, sondern auch auf der Bühne – oder vielleicht gerade dort – verstehen, ihre Fans zu begeistern. Auch lästige Einflüsse von außen lassen diesen Abend noch lange Zeit in meinem Gedächtnis bleiben.

 

SETLIST

Funeral For A Great Drunken Bird
When God Comes Back
3-5-7
The Death Of Coyote Woman
Elk.Blood.Heart
Charles William
Talisman
Internet
Blood And Sand/Milk And Endless Waters
Bulls
Alabaster

Am I Going Up?
Swallowed By The Sea

 

ALL THEM WITCHES Webseite
ALL THEM WITCHES Facebook

Bilder mit freundlicher Genehmigung von , Tobias Totz und

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1 Kommentar

  1. […] Bevor die Jungs von ALL THEM WITCHES die Bühnenbretter Berlins unsicher gemacht haben, habe ich die Möglichkeit genutzt und mich mit Sänger und Bassist Charles Michael Parks Jr. getroffen und ihm auf den Zahn gefühlt, was es mit besoffenen Deutschen, missglückten Tourplänen und Träumen von seinen Vorfahren auf sich hat. Was sofort auffiel: Nicht nur auf der Bühne ist Parks (wie er wirklich nur angesprochen werden möchte) ein total lässiger Typ! Zum Konzertbericht im Heimathafen Neukölln gehts übrigens HIER entlang! […]

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