ALPHA TIGER – Eine Scheibe vom Band
ALPHA TIGER – Alpha Tiger
Veröffentlichungsdatum: 25.08.2017
Dauer: 54 Minuten
Label: Steamhammer
Worauf stehen die alteingesessenen Metal-Fans? Richtig, auf handgemachte Mucke, möglichst ohne jede größere künstliche Bearbeitung. Genauso dachte auch Peter Langforth von ALPHA TIGER. Die Band aus Freiberg in Sachsen hat sich eben genau diese Angelegenheit der ehrlichen handgemachten Musik zu Herzen genommen. Gitarrist Peter Langforth meinte selbst, es sei schon immer sein Traum gewesen, „ein Album komplett analog und mit einer richtigen Bandmaschine aufzunehmen.“ Et voilà, es entstand das gleichnamige Album „Alpha Tiger“ in einem Berliner Studio.
Das Album wird von einem kurzen Intro eröffnet. „Road To Vega“ entführt zunächst sanft in eine traumartige Atmosphäre. Das kurze Instrumentalstück ist vor allem durch seichte Keyboards geprägt. Entsprechend stimmig gestaltet sich der Auftakt des Albums. Natürlich dürfen auch die ersten Gitarrenklänge nicht fehlen. Diese ersten Riffs teasern auch schon gleich den musikalischen Stil der Band. Nicht zu brachial und zerstörerisch. Nun gut, mal sehen was die Platte noch so kann.
Der sanfte Einstieg in die musikalische Welt von ALPHA TIGER ist vollbracht. Mit „Comatose“ bricht nun der erste Song an. Das träumerisch-seichte aus dem Intro wird von jetzt an getrost beiseite gelegt. Eine fast schon Thrash-artige Kombination aus Gitarren und Drums rütteln den Hörer aus allen Träumen. Das geht ja gut los! Jetzt fehlt nur noch eine tiefe, dröhnende Stimme und alles ist perfekt. Naja, nicht ganz. Die Vocals des neuen Sängers Benjamin Jaino sind verhältnismäßig hoch und gewöhnungsbedürftig. Das heißt allerdings nicht, dass der Gesang schlecht ist. Die Lauscher (zumindest meine) müssen sich aber erst daran gewöhnen.
„Feather In The Wind“ schlägt stilistisch eher in die Kerbe des Intros. Ein langsames und melancholisches Riffing ist die Basis für einen ruhigen Song. Entsprechend klagend und schmerzerfüllt setzen die Vocals ein. So muss es klingen, wenn man sich seelische Schmerzen vom Leib singt. Die ist Stimme noch immer etwas befremdlich. Sie passt allerdings zu solch ruhigeren Titeln.
Mit Tönen einer Schlafmelodie, wie man sie für Kleinkinder kennt, setzt „Singularity“ zunächst die ruhige Schiene fort. Nachfolgend entwickelt sich allerdings ein unruhiger Schlaf. Der Gesang wirkt leicht verzerrt. Man könnte sich an typischen Radiorock erinnert fühlen. Irgendwie fehlt hier ein bisschen Bumms hinter dem Ganzen. Ihr wisst was ich meine, oder? Ihr habt gute Ansätze und denkt, jaaaa jetzt gehen sie endlich ab! Aber dann verfällt der Song wieder in seine melancholische Stimmung.
Ebenso schwerfällig klagend gestaltet sich auch der nächste Titel. „Aurora“ ist ein Song, dessen erster Part sich stark am Vorgänge orientiert. Bedächtig gesungene Vocals, keine kraftvollen Ausbrüche, aber technisch versierte Instrumentaleinsätze sind auch hier die Merkmale. Doch da, endlich, ein kleiner Ausbruch aus der Melancholie! Treibende Riffs vertreiben für einen Augenblick alle Traurigkeit. Der Sänger legt ebenfalls kurz seine Hemmungen hab und kniet sich mal richtig rein. Doch dann, wieder das gleiche schwerfällige, aber atmosphärische Muster. Es scheint, als müsse sich der Sänger mit der Textzeile „sorry for beeing so upset“ für die Atmosphäre entschuldigen.
Dem vorherigen Song völlig entgegengesetzt, scheint die Band bei „To Wear A Crown“ mal endlich aus sich raus zu kommen. Es ist keine Spur mehr von der Trübseligkeit der ersten Titel zu hören. Endlich kann sich der Drummer auch mal richtig austoben. Es tut gut, zu hören, dass die Band auch mal anders kann. Von mir aus kann es so weitergehen!
„Vice“ ist abermals ein Song der Marke „Radiorock“. Es ist sozusagen Metal mit angezogener Handbremse. Zwischendurch laden vor allem die Refrain-Zeilen zum mitgrölen ein. Aber auch „Vice“ spricht in einem klagenden Ton ein in den Texten existierendes Du an. Mittlerweile muss ich schon sagen, dass mir das irgendwie auf die Nerven geht.
ALPHA TIGER bleiben auch weiterhin der Kategorie „alltagstauglich“ treu. Sie liefern mit „Devil’s Town“ nochmal einen rockigen Titel. Man kann praktisch gar nicht anders, als die z.B. den Vers: „You’re lost in Devil’s Town“ mitzusingen. Musikalisch kann die Band aus Sachsen auch mit Kurzweil überzeugen. Dazu trägt ein abwechslungsreiches Riffing bei. Die gesanglosen Parts können ebenfalls überzeugen.
Leider setzt sich diese lockere Stimmung nicht wirklich fort. Ein orgelähnliches Intro leitet „My Dear Old Friend“ ein. Mit einem langsamen Tempo und einer gehörigen Portion Melancholie scheint die Band den Hörer in eine Erinnerung transportieren zu wollen. Getreu dem Titel des Songs scheint sich das lyrische Ich an einen guten Freund zu erinnern. Diese Erinnerungen werden durch seichte Gitarrenparts und gefühlvollen Gesang vermittelt. Zudem setzt sich wieder der altbekannte klagende Unterton in den Vocals durch.
„If The Sun Refused To Shine“ verhält sich atmosphärisch und gesanglich ähnlich wie die meisten anderen Songs der Scheibe. Glücklicherweise wird auch hier versucht, mit abwechslungsreichen musikalischen Mitteln zu arbeiten. Diese kleinen Tempowechsel und der mehrmalige Einsatz von leisem Sprechgesang lassen den Song nicht der Langeweile verfallen.
Last but not least der elf neuen Tracks ist „The Last Encore“. Es wird dieses Mal mit einem Sprechgesang eingestiegen. Natürlich, wie soll es auch anders sein, bleibt der emotional schwerfällige Stil der Band erhalten. Der letzte große Aufhorcher ist der Track jetzt nicht grade. So kann auch dieser Song nicht wirklich aus der melancholischen Masse herausstechen.
Autorenbewertung
Vorteile
+ technisch versiert
Nachteile
- gewöhnungsbedürftige (aber nicht unbedingt schlechte) Stimme des Sängers
- kaum Wow-Momente
- stilistisch etwas zu eintönig
Du liest diesen Beitrag, weil unsere Autoren lieben, was sie tun - wenn du ihre Arbeit liebst, kannst du uns, wie andere schon, unterstützen. Wie? Mit einem kleinen monatlichen Beitrag über Patreon
Keine Kommentare