Am Anfang war kein Wort

NEGATIVE SYMBOLS – Without Voices
Veröffentlichungsdatum: 30.11.2016
Dauer: 47:16 Min.
Label: Unsigned/Eigenproduktion
Stil: Instrumental Black Metal/Post Rock

 

Und Gott sprach: es werde nicht.

Da ich seit circa 11 Jahren Metal im Allgemeinen höre, und seit ungefähr 7 Jahren den Black Metal für mich im Speziellen entdeckt habe, durchforste ich dieses Genre mittlerweile mehr als alles andere. Dabei ist es mir im Grunde egal, ob es sich um bunten, abgedrehten, tristen, oder auch unglaublich verstörenden Black Metal handelt, solange er nicht zu plastisch, klinisch oder braun klingt. Diese Spielart des Metals muss aber vor allem authentisch sein. Sicherlich wird der ein oder andere Einwände haben, klar sind auch die anderen Schubladen auf ihre Art und Weise glaubwürdig, jedoch wird in kaum einer anderen Richtung so sehr darauf geachtet, ob eine Band natürlich, oder auch meinetwegen „true“ ist.

Wenn ich also einer neuen Band aus dem Gebiet des Schwarzmetalls eine Chance gebe, sind die Erwartungen (unbewusst) höher. Als erstes muss ich sagen, ist es immer eine spannende Möglichkeit Musik neu zu erleben, wenn auf Stimmen verzichtet wird. Gitarrenmelodien werden bewusster wahrgenommen und übernehmen gewissermaßen den Gesang, der Bass bekommt mehr Freiraum, das Schlagzeug entfaltet seine ganze Kraft. Es gibt sogar Interpreten, die genau durch solche Abwesenheit etwas „Unfertiges“, aber gleichzeitig etwas Perfektes erschaffen haben.

Eine Botschaft steckt nicht nur im Wort. Selbst Töne transportieren eine Message und lösen Gefühle aus, die ungeahnte Sichtweisen auf das Erlebte geben.

So schafft es auch die 2016 gegründete Ein-Mann-Band NEGATIVE SYMBOLS mit ihrem ersten Lebenszeichen „Without Voices“ eine nachdenkliche Stimmungslage in mir auszulösen. Jedoch keine positive. Das Schlagzeug tackert künstlich wie eine Nähmaschine, alleine der Sound der Bassdrum ist anstrengend anzuhören und zerrt gehörig am Nervenkostüm. Es würde mich nicht wundern, wenn das Ganze auf einem PC oder mit einem E-Schlagzeug eingespielt wurde. Ich kann nämlich beim besten Willen weder Leidenschaft, noch menschliches Handwerk heraushören. Zum Glück entwickeln die Saiteninstrumente einen eigenen Charakter, der in professionellem Stereoklang daherkommt. Episch sollen sie klingen, verzweifelt und voller Melancholie. Das gelingt zum Teil problemlos, aber Black Metal kann man das nicht mehr nennen, wie man schon im 2. Song „II“ (sehr kreative Songtitel übrigens …) hören kann.

Zwischendurch gibt es immer wieder ruhige Momente, die eine fragile Ausstrahlung verbreiten sollen, jedoch nur den Eindruck erwecken, dass Füllmaterial gebraucht wurde. Sehr schön im seligen „IV“ zu hören, welches langweilig vor sich hinplätschert. Allerdings schafft der ehemalige Live-Bassist von DER WEG EINER FREIHEIT es, in einigen Stücken wie „V“ aus dem altbewährten „Laut/Leise“-Konzept auszubrechen und serviert tatsächlich stimmige Melodien, die ein wenig an CULT OF LUNA oder ALCEST erinnern. Das funktioniert ebenso in „VII“, wo endlich der gewünschte Kopfkinoeffekt eines brechenden Damms seinen Weg in meine grauen Zellen findet.

Ein Songaufbau, sie alle zu knechten

Schade, dass solche Momente nicht lange von Belang sind und ausgefadet werden. Stattdessen stelle ich erschreckenderweise fest, wie nahezu jeder Song austauschbar mit einem Blastbeat beginnt, sich dann in ruhige Gefilde zurückzieht, um sogleich mit vermeintlicher Breitwandepik den Track ausklingen zu lassen. Dementsprechend öde gestaltet sich auch der Waschzettel zu „Without Voices“. Von vertrackten Riffkombinationen ist hier die Rede. Von gelassener Schönheit und Wohlklang, die im Black Metal kaum zu finden sind. Ich werde den Eindruck nicht los, dass ich eine falsche Platte zur Kritik bekommen habe. Außer dem Drumcomputer ist nichts vertrackt und wer das Schöne, aber zugleich Raue, im Black Metal nicht findet, hat maximal an der Oberfläche des Black Metals gekratzt und verdient definitiv Nachhilfe in diesem einzigartigen Genre.

 

 

Autorenbewertung

4
Trotz mehrmaligen Lauschangriffen bleiben nur die wenigsten Lieder im Gedächtnis, auch wenn ein paar gute Ansätze vorhanden sind. Dieses Album würde mit Gesang weniger langweilig wirken und mehr Abwechslung bieten. Eine innovative Auseinandersetzung mit dem Black Metal, sucht man hier vergeblich.
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4 / 10 Punkten

Vorteile

+ "V" und "VII" zeigen welches Potenzial möglich ist

Nachteile

- das Schlagzeug klingt sehr künstlich
- Gesang würde mehr Vielfalt einbringen
- meist austauschbare Songstrukturen

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