AMORPHIS – Fortgang eines Sounds


AMORPHIS – „HALO“

Genre: Melodic Death Metal
Länge: 55:38
Label: Warner Music
Veröffentlichungsdatum: 11.02.2022

Ach ja. Melancholisch verträumte, nordische Melodien, die durchs Ohr heizen, ins Herzen gehen und man seelisch ein bisschen blutet. Ob dies an schönen harmonischen Kälte, die diese Länder mit ihrer Musik verströmen liegt oder der merkwürdigen Ahnung, so manches schon besser zu kennen als man es beim ersten Durchlauf sollte, wird bei jedem unterschiedlich sein. Amorphis haben jedenfalls wieder einige Songs auf Platte gegossen, die in der matten Eintönigkeit der Pandemie leuchtet. „HALO“ bietet eine klassische Zusammenstellung von Songs, die ihre Väter klar beim Namen nennen, aber schon auch einen eigenen Charackter haben. Zumindest heißen sie alle unterschiedliche.

„Nothwards“ schleicht sich vorsichtig mit einer Keyboardmelodie ins Album, steigt dann jedoch schnell in die typischen, weit gegriffenen Harmoniebögen ein und hämmert dabei rhythmisch auf den Fussboden. Läuft.

Stille Wasser sind tief, „On the dark Waters“ beweistdies mit aufgedrehter Lautstärke sogar recht eindrucksvoll. Der Song bietet viele schöne Wortmalereien und passende Melodiechöre, die dazwischen tropfen.

Vom Wasser hoch in die Luft geht’s bei „The Moon“. Eingängige Titel können sie. Den orientalischen Touch in der Harmonik auch, Growling und Klargesang im Wechsel ebenfalls. Kennt man, kann Amorphis. Hier wird ein wenig die Tracklist aufgefüllt, könnte man glauben. Next, please.

Windmane gibt dann mal etwas Gas. Verdichtete Klangflächen, hektischere Rhythmik und kürzere Intervalle von Growls und Klargesang geben dem Song etwas Unruhe – Das sonst so romantisch, kitschig angehauchte Gesinge weicht etwas aufgeregten Formen. Gefällt mir. Der Song stampft nicht so stark, wie er könnte, haut aber mal ein paar Kerben.

Die weiteren Titel machen dann eigentlich genau so weiter. Zwischen lyrisch verträumten Titeln über die nordischen Länder, verstecken sich eingängige Hooklines, die man teils wiederzuerkennen glaubt. Zwischendrin ploppen Soundflächen auf und setzen einige Akzente. Die unverkennbare Stimme von Tomi Joutsen koaliert mit den Gitarren von Esa Holopainen und Tomi Koivusaari, die Rhtyhtmusgruppe ballert und groovt sich darunter durch die Songs. Schön. Und erwartbar. Aber schön, es ist schließlich aus Skandinavien (ganz unironisch).

Amorphis erfinden sich auf diesem Album nicht neu. Okay, müssen sie auch nicht, auch wenn die Pandemie sicherlich Zeit dafür geliefert hätte. Viele Melodien klingen bekannt, auch an Songstrukturen hält man keine Überraschungen bereit. Klar muss sich eine Band nicht komplett neu entdecken, nur weil Pandemie ist, aber ein wenig mehr Offenheit und Experimentierfreudigkeit gegenüber neuen Akzenten würde ab und zu vielleicht gut tun. Frisches Blut und so. Neue Klänge vielleicht? Ein paar Highlights im INstrumentarium wäre cool.  Aber gut, man macht mit dieser Platte nichts falsch. Aber eben auch nicht mehr richtig als mit anderen auch. Sorry.

 

 

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Autorenbewertung

6
ø 0.5 / 5 bei 16 Benutzerbewertungen
6 / 10 Punkten

Vorteile

+ Hörer werden mit gewohnten Klängen und Formen abgeholt
+ Starker Bezug zu nordischen Ländern bleibt erhalten
+ Band zeigt, dass sie nicht an Kraft verloren hat

Nachteile

- Hörer werden mit gewohnten Klängen und Formen abgeholt
- machen es vom Songwriting wie Motörhead
- wenig Experimentierfreude

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