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ANNISOKAY und WALKING DEAD ON BROADWAY in Tokio Teil 1 – Sehr lebendig…

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Das erste Tokyo Live-Review steht ganz unter dem Zeichen „Ein Stückchen Heimat in Japan“, denn die Jungs von ANNISOKAY haben sich aus Halle dieses Mal auf den weiten Weg nach Japan gemacht. Als Special Guest mit im Gepäck: die Herren von WALKING DEAD ON BROADWAY. Obendrauf gibt’s noch einen Haufen lokaler Support-Acts und fertig ist das Partyprogramm, welches ich am vergangenen Freitag und Sonntag mit meiner Kamera in Tokio begleiten durfte. 

Erster Halt: Shibuya – Garret Udagawa

Freitag Abend. Man könnte annehmen, nach drei Monaten in Tokyo würde ich mich langsam in Shibuya zurechtfinden. Allerdings ist das Gegenteil der Fall – ich habe mich bisher auch noch nicht entschlossen, was schlimmer ist: Shibuya Station oder die weltberühmte Shibuya Crossing. Nach einigen Navigationsproblemen, die relativ schnell gelöst werden konnten (mein besonderer Dank gilt Google Maps), fand ich mich gegen 17 Uhr im Club Garret Udagawa ein. Neben den Bands waren zu diesem Zeitpunkt noch nicht viele Leute da, was aber möglicherweise dem Werktag und langen Arbeitszeiten geschuldet war. Pünktlich um 17:30 Uhr stand dann auch schon die erste Band, FILL THE VOID, auf der Bühne. Und wer jetzt angesichts der Uhrzeit die Hände über dem Kopf zusammengeschlagen hat: Ja, Konzerte in Japan fangen in der Regel immer sehr früh an und enden auch zeitig. 

FILL THE VOID

Die erste und wohl auch jüngste Band des ganzen Abends, denn gegründet wurde FILL THE VOID erst vor rund einem Jahr. Mit einer handvoll Songs stürmt die vierköpfige Gruppe die Bühne um das bisher anwesende Publikum auf den Abend einzustimmen. Und Downtempo Metalcore ist dafür ein sicheres Rezept. Mit Songs wie „Lovesless“  und „Hatehearts“ locken die Jungs auch einige Leute in Richtung Bühne, während andere wiederum die Show gemütlich mit einem Bier von der Bar aus beobachten, Gute Sicht hat man von dort auf jeden Fall. Das Set der Band ist sehr energiegeladen. Tatsächlich gibt es schon während der ersten Minuten etwas Bewegung um noch überschaubaren Publikum. Vor allem die Growls des Sängers hinterlassen bei mir einen bleibenden Eindruck der Marke „DAS hätte ich nicht erwartet“ – im positiven Sinne natürlich. Obwohl das Set recht kurz war, waren FILL THE VOID ein absolut intensiver Start in den Abend. Nach einem kurzen Umbau sollte die nächste Band daran direkt anknüpfen. Spoiler: Es folgt ein Geheimtipp. 

MAKE MY DAY

Bühne frei für MAKE MY DAY! Die Tokioter Post-Hardcore-Kombo stürmt regelrecht die Bühne und heizt das langsam wachsende Publikum ab der ersten Sekunde an. Mit ihren Electronica-Einflüssen packen MAKE MY DAY auch mich direkt. Selbst mit einem Auge durch den Sucher guckend macht das Bühnenspektakel der Jungs wirklich Spaß. Die beiden Sänger Isam und Julian ziehen die Crowd mit ihrer mitreißenden Art immer näher zur Bühne. Vor allem Isam wirbelt während der einzelnen Songs über die Bühne wie ein Sturm, was bei Songs wie „Crowned Victim“ oder „Taste of Secrets“ kein Wunder ist.
Vor allem Isam fällt mir durch seine Bühnenpräsenz immer wieder ins Auge. Besonders, wenn er das Mikro bloß mit seinem Mund festhält um die Stimmung anzutreiben. Der Rest der Band ist aber ganz ähnlich energetisch und mitreißend. Für mich nicht nur wegen der Mischung von elektronischer Musik und Metal eine Band, die wirklich Spaß macht – MAKE MY DAY sind Genuss für Augen und Ohren, der leider viel zu schnell vorbei war. 

VICTIM OF DECEPTION

Nach einer kurzen Verschnaufpause schlägt die Deathcore-Band VICTIM OF DECEPTION wieder deutlich härtere Töne an. Beim Publikum kommt das definitiv an, denn mittlerweile hat sich der Club deutlich gefüllt und die Leute tummeln sich vor der Bühne. Für mich ist auch VICTIM OF DECEPTION eine Neuentdeckung. Trotz der Tatsache, dass ich normalerweise eher weniger im Deathcore-Bereich unterwegs sind, empfinde ich die Performance der Jungs äußerst mitreißend. Technische Raffinesse an den Instrumenten gepaart mit der brachialen Stimme des neuen Sängers Makito  sind das Aushängeschild der Band. Kein Wunder, dass ich beim nachträglichen googlen der Band einige Vergleiche mit Genregrößen wie BREAKDOWN OF SANITY oder CRYSTAL LAKE finde. Der Auftritt der Band kommt auch mit etwas weniger Crowd-Interaktion oder wilden Moves sehr gut an – die headbangenden Mädels und Jungs in der ersten Reihe sprechen für sich. Deathcore-Fans sollten sich den Namen VICTIM OF DECEPTION auf jeden Fall merken. 

WALKING DEAD ON BROADWAY

Die erste deutsche Band des Abends und die Spannung steigt! Mehr und mehr Leute versammeln sich nach der kurzen Umbaupause unmittelbar in der Nähe der Bühne, gespannt wartend auf WALKING DEAD ON BROADWAY. Als die Band dann auf der Bühne steht, gibt es in dem kleinen Club kein Halten mehr.  Mit einer bunt gemischten Setlist aus alten und neuen Songs nimmt die intime Performance volle Fahrt auf. Und mit intim meine ich intim: das Publikum drängt sich dicht vor die Bühne, es wird gemosht und alle haben sichtlich Spaß. Auch auf der Bühne geht es voller Energie zu. Ich schleiche mich währenddessen durch die Reihen um neben Crowdshots noch ein paar gute Bilder von den einzelnen Herren machen zu können. Gar nicht so einfach bei der moshenden Meute. 

Was mir besonders gefällt: Sänger Nils spricht ein bisschen Japanisch. Tatsächlich mehr, als ich es von anderen nicht-japanischen Bands hier erlebt habe. Englisch wird hier deutlich weniger gesprochen als in Deutschland, weshalb sich Interaktionen mit dem Publikum manchmal schwierig gestalten können. Die Crowd war aber sichtlich angetan von dem japanischen Vokabular – ansonsten verständigt man sich hier mit Händen, Füßen und Musik. 

Den Aufruf zur Wall of Death versteht auch jeder der Anwesenden, somit erreicht der Auftritt von WDOB auch seinen Höhepunkt. Nils setzt das Finale der Performance inmitten des Publikums. Das nenne ich Fannähe! Nach diesem Set ist die kurze Umbaupause auch dringend nötig. Ein kleiner Wermutstropfen: Einige Leute gehen bereits nach diesem Auftritt. Allerdings tritt dieses Phänomen bekanntlich nicht nur in Japan, sondern auch andernorts auf. Spoiler Nummer 2: Da lässt sich jemand ein tolles Finale entgehen.  

ANNISOKAY

Meine Arme werden langsam schwer, aber angesichts des anstehenden Highlights wird der sich ankündigende Muskelkater einfach ignoriert. Also, hinein ins Getümmel! Die Reihen haben sich wie erwartet etwas gelichtet, was der guten Stimmung aber nicht unbedingt schadet. Persönlich sind mir kleine, intime Shows auch lieber als beispielsweise prall gefüllte Hallen. ANNISOKAY eröffnen mit dem Song „Coma Blue“ von ihrer neuen Platte „Arms“ – ein heftiger Start in den Rest des Abends. Mit „What’s Wrong“, „Smile“, „Thumbs up, Thumbs down“ sowie „Carry Me Away“ kommen auch die älteren Platten „Devil May Care“ sowie „Enigmatic Smile“ nicht zu kurz. Während ich durchs Publikum schleiche merke ich wieder, dass es nicht unbedingt viele Leute braucht um Spaß zu haben. Die Anwesenden haben wirklich Bock auf die Jungs als Halle – und das sehe ich deutlich. Auch der Blick von der Bühne ist ähnlich beeindruckend: Headbangen in der ersten Reihe, hier und da wird etwas gemosht und die „Pommesgabeln“ werden fleißig gen Clubdecke gestreckt. Zwischendurch klettert Screamer Dave immer wieder auf die Absperrung vor der Bühne, so sind auch ANNISOKAY nah an der Crowd.

Die Setlist ist weiterhin bunt gemixt mit älteren und neuen Songs wie „Good Stories“, „Naked City“ oder „Unanware“. Natürlich fehlt auch „Escalators“, mein Lieblingssong des neuen Albums, nicht. Allerdings startet dieser Song etwas holprig mit einem kleinen Texthänger, aber weder die Zuschauer noch mich stört das. Es wird versucht auszuhelfen so gut es geht. Und hey, kleine Hänger verleihen einem Set doch manchmal auch Charakter. Das Finale des Abends ist der Song „Sea of Trees“, gefolgt von dem Klassiker „Sky“ als Zugabe. Sowohl Band als auch Publikum geben noch einmal alles und auch ich lasse mich während der Zugabe etwas zum Headbangen mitreißen. Da freue ich mich direkt auf Sonntag! 

Fazit von Show Nummer 1 

Kurz und knapp: ein gelungener Abend! Ein gemütlicher Club, tolle Akustik und ein Publikum das zu großen Teilen wirklich Bock auf die Bands hatte. Besonders gefallen haben mir die musikalischen Neuentdeckungen. Ein Punkt der mir am Herzen liegt: Während ihrer Sets haben sowohl ANNISOKAY als auch WALKING DEAD ON BROADWAY mehrfach ihre Dankbarkeit  gegenüber Veranstalterin und Promoterin Marina von MHz Fest ausgesprochen. Marina hat dank ihrer harten Arbeit schon einige Größen der härteren Musik nach Japan holen können und dort neben der anstrengenden Konzertorganisation auch für das Wohlbefinden der Bands gesorgt. 

Wie ich bereits erwähnte, sind mir kleine Clubshows lieber. Grund dafür ist unter anderem, dass die Bands sich danach oft Zeit zum Quatschen nehmen oder man mitunter sogar mal zusammen ein Bier trinkt. Die Gelegenheit erhält man in größeren Hallen eher selten. So haben sich sowohl ANNISOKAY als auch WALKING DEAD ON BROADWAY nach der Show Zeit für ihre japanischen Fans genommen, fleißig Fotos gemacht und Autogramme gegeben. In meinen Augen für alle Beteiligten ein wirklich runder Abschluss des Tages. Wir lesen uns in Teil 2 – bis dahin viel Spaß mit einer Liste an Social Media Links vieler, toller Bands! 

 

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Saskia Szmerek (@badlands.photography)

Bild mit freundlicher Genehmigung von

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