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ANY GIVEN DAY haben geladen und so war’s: Get That Done Fest 2024

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Den Jahresabschluss noch mal mit einer dicken Haus-Party feiern – so oder so ähnlich stellen sich das viele von uns vor. Das haben sich auch ANY  GIVEN DAY gedacht – denn im heimischen Ruhrpott haben die Metalcore-Urgesteine es am 28.12.24 im „kleinen“ Kreis noch mal krachen lassen. Als Gäste mit dabei in der Turbinenhalle 2 waren die Newcomer REVNOIR aus Frankreich, die Essener Kollegen von THE NARRATOR sowie das Female-Fronted-Trio aus der Hauptstadt von FUTURE PALACE. Aber wie war’s denn jetzt beim GET THAT DONE FEST 2024? Let’s Recap!

REVNOIR – Verstärkung an der French-Metalcore-Export-Front

Ich persönlich kannte REVNOIR vorher nicht und das hat sich glücklicherweise geändert. Die Newcomer-Band aus Frankreich ist seit ihrem Debut 2023 aktiv und überzeugt mit einer düsteren Mischung aus Metal, Rock und Dark Electro – und das ziemlich eindrucksvoll.

Die Combo bestehend aus Maxime Rodriguez-Medallo (Vocals), Julien Ho-Tong (Guitar & Piano), Robin Leneutre (Gitarre) und Kazumasa Yamane (Drums) ist das beste Beispiel dafür, warum ich auch mit Mitte 30 immer noch pünktlich zur ersten Support-Band parat stehe und nicht der Trägheit verfalle, erst für den Main-Act aufzutauchen.

Mein erster Eindruck: Die Band hat live sichtlich Bock, auf das was sie tut und legt dabei eine Performance hin, wie man sie sonst nur bei langjähriger Bühnenerfahrung kennt. Ich habe beim Live-Auftritt lange überlegt, woran mich die Band stellenweise erinnert, bin aber erst beim nachträglichen Reinhören drauf gekommen. Gerade wenn es Richtung Sprechgesang geht, kommen leichte Ronnie Radke-Vibes auf – und auch wenn dieser streitbar ist, kann man das Talent und die Einzigartigkeit nur schwer verkennen. Darüber hinaus ist der Name Programm: REVNOIR setzt sich aus dem französischen Worten rêve = Traum und noir = schwarz zusammen – das steht im Einklang mit dem Klang, für den die Band sich entschieden hat.

Was jedoch besonders hervorsticht, und in meinen Augen gerade im sehr eingefahrenen Metalcore-Bereich frischen Wind reinbringt, ist der deutliche Einfluss der französischen Metalcore- und Rock-Szene. Diese ist oft sehr viel atmosphärischer und melancholischer konzipiert als es bei den deutschen Kolleg:innen der Fall ist, verfügt über extrem starke Melodien und große Refrains. Auch Drum & Bass Elemente kommen hier nicht zu kurz, was aber auch – und das ist ein weiterer Aspekt – mit den starken Einflüssen aus dem französischen Hip Hop zusammenhängt und sich zuletzt bereits bei LANDMVRKS als abwechslungsreiches und erfolgreiches Stilmittel etabliert hat. REVNOIR zeigen sich Letzeren bei manchen Tracks hörbar aufgeschlossen und experimentierfreudig. Dabei scheuen sie auch einen Wechsel von Englisch zu Französisch und wieder zurück nicht. Schön, hömma!

Damit bekommt die derzeit bekannte French-Metalcore-Export-Front bestehend aus LANDMVRKS und RESOLVE selbstbewusste Gesellschaft und wer weiß: Vielleicht sehen wir die drei demnächst gemeinsam auf Tour. Ich persönlich könnte mich nach meinem ersten Mal REVNOIR definitiv mit einer „Crowdsurfing Escalation Tour“ (French Version) anfreunden.

Setlist REVNOIR

Bang Bang
Invincible
The Pact
My Old Me
SNAKE
In Limbo
20mg

THE NARRATOR liefern erstklassiges Heimspiel

Für die 2016 gegründete Band aus Essen dürfte die Turbinenhalle 2 in Oberhausen ein Heimspiel gewesen sein – denn im Pott ist man bekanntlich unter Nachbarn. Selbstverständlich haben die fünf ihr aktuelles Album „Lore“ dabei gehabt und ehrlicherweise war ich die ersten zwei Songs erst zwiegespalten. Nicht nur auf dem Album wirkten „Breach“ und „Stained Glass Reality“ auf mich bisher etwas flach – auch live haben mich die Songs zum Einstieg nicht richtig abgeholt. Das änderte sich dann allerdings mit „Devastator“ und den darauf folgenden Songs.

„Devastator“ selbst hätte ich persönlich durch die starke Dynamik des Songs und den wirklich großen Refrain eher in die Mitte gestellt und Songs mit mehr Wums an die ersten drei Positionen – die kamen nämlich alle samt danach und damit auch die Crowdsurfer nach und nach richtig in Fahrt. Mit „Frontier“ hatte die Setlist allerdings einen perfekten Abschluss und trotz Zeitdruck kündigte die Band an, sich noch etwas Zeit am Merch-Stand für Fotos und Smalltalk zu nehmen. Publikumsnähe bei THE NARRATOR also wie immer 10/10!

Übrigens: THE NARRATOR begleiten ANY GIVEN DAY beim zweiten Teil ihrer Limitless-Tour, die in Kürze startet. Wer die Kombi verpasst hat, findet hier Tickets! 

THE NARRATOR Setlist

Breach
Stained Glass Reality
Devastator
Die Down
The Witch
No Answer
Purgatory
Frontier

FUTURE PALACE heizen der Halle ein

Ja, mir war kalt an dem Tag. Im Fotograben hab ich mir sogar den Nacken so verkühlt, dass ich meinen Kopf am nächsten Tag nicht mehr bewegen konnte. FUTURE PALACE haben das jedoch ganz flott geändert und die Halle ordentlich auflodern lassen.

Mit einer Mischung aus ihrem Album „Distortion“ und „Run“ hat das Female-Fronted-Power House bei der Zusammenstellung seiner Setlist alles richtig. Mit „Malphas“ gab es gleich zu Anfang ordentlich Rums und dank enorm gutem Lichtkonzept einen visuellen Trommelwirbel zum Auftakt. Allerdings hat die Band live nicht nur musikalisch abgeliefert – die Band hat performt als gäbe es kein morgen und Maria erzählt die Geschichten, die sie in ihren Songs verpackt, gefühlt nicht nur mit ihrer Stimme, sondern mit ihrer gesamten Präsenz. Wer der Band bereits länger folgt, weiß, dass man hier keine Piepsstimme zu erwarten hat – die Frau brüllt wie eine Löwin und bewegt sich wie eine Fee, während sie von tiefgreifenden Erfahrungen singt – und das obwohl sie nach eigener Aussage noch angeschlagen war.

Traditionell spielte die Band zum Abschluss  natürlich auch „Paradise“ und ich glaube dieser Moment in der Setlist wird niemals nicht ergreifend sein. Keine Musik-Szene ist so offen, wenn es um das Thema Mental Health geht, wie die Core-Szene und nicht zuletzt auch aufgrund eigener Erfahrungen, ist der Band das Thema sehr wichtig. So war „Paradise“ auch diesmal wieder mit einer persönlichen Botschaft behaftet, die den ein oder anderen zwischen den Jahren vielleicht auch noch einmal anders bewegt hat. Über die Zeit hat der Song sich zur Hymne der Band entwickelt, wenn es um Aufmerksamkeit für Mental Health Themen geht und ich hoffe, dass diese Tradition uns noch lange erhalten bleibt. 

FUTURE PALACE Setlist

Malphas
A Fool on the Devil’s Reins
Uncontrolled
Amethyst
Decarabia
Fever
The Echoes of Disparity
Dreamstate
Dead Inside
Heads Up
Paradise

Gastgeber des Macher-Fests: ANY GIVEN DAY

Ich weiß nicht wieso, vielleicht liegt es daran, dass ich selbst aus dem Ruhrgebiet komme, aber bei der Aussage „Get That Done“ denke ich automatisch an „Macher-Mentalität“, die hier sehr typisch ist. So ist der Song „Get That Done“ natürlich auch Opener der Setlist von ANY GIVEN DAY an diesem Abend. Anpacken, Dinge verändern, in dem man einfach mal macht und dadurch schafft – ein Song der gut in die aktuelle Zeit passt. Ob im Alltag („Wir kriegen alles irgendwie hin und schaffen das schon“) oder einfach mal so ein Ding, wie das Get That Done Fest 2024.

Ich kann zu ANY GIVEN DAY über die Jahre irgendwie nichts Neues mehr sagen. Warum? Die liefern einfach immer ab! Die fünf haben über eine Stunde Setlist durchgezogen, Dennis hat zwischendurch wie immer alle mit Liegestützen gedrillt (Hallo? Ist dir nicht warm in den Scheinwerferen oder ist das schon Level „Jetzt ist auch egal“?) und nach wie vor der unangefochten beste Metal-Sänger den Deutschlands hat, während Dennis Schmitten zusammen mit Andy die Theater Kids gone Metal-Fraktion bildet und Micha sowie Leon (von dem man übrigens nicht merkt, dass er erst 2019 zur Band gestoßen ist) einfach nur Spaß haben. Diese Leichtigkeit spiegelte sich auch im Publikum wieder, das einfach nur eine gute Zeit hatte.

Die Setlist ist hervorragend ausgewählt gewesen und umfasste eine gute Mischung aus den „Classics“ so wie Songs vom aktuellen Album. Ich persönlich feiere grundsätzlich, wenn Bands wenigstens einen Song nur für Female Pits oder Crowdsurferinnen bereitstellen. Mit „Savior“ reihen sich hier auch ANY GIVEN DAY ein und gaben den Securities zum Abschluss noch mal einiges zu tun.

In einer Zeit, wo Shows durchperformt und perfektioniert werden, sind aber vor allem die Authentizität und kleinen Errors etwas, was Live-Shows nahbar und unvergesslich macht. Sei es die falsche Off-Stage Seite, um Cowboy-Hüte zu holen (ja, wir haben das gesehen) oder zu vergessen, wie das Outro von „Home Is Where The Heart Is“ denn noch mal ging.

Damit erhält die Band etwas aufrecht, was seit der Corona-Pandemie irgendwie verloren gegangen ist: Authentizität, Nahbarkeit und das offensichtliche Bewusstsein dafür, wo man herkommt, auch wenn man ein Profi ist (For my Family, For my friends und so). Die Turbinenhalle 2 fasst 1800 Menschen – bei der Vielzahl an Shows die ich 2024 besucht habe, hat sich ausnahmslos kein Headliner an seinen Merch-Stand gestellt, während ANY GIVEN DAY genau das noch bis fast 1:00 Uhr getan haben.

Ihr wollt den Abend noch mal Revue passieren lassen oder konntet nicht dabei sein?
Hier findet ihr die gesamte Setlist des Abends zum reinhören!

Mit dem Get That Done Fest 2024 haben diese Giga-Coolen Musiker erneut einen wirklich ehrenhaften Jahresabschluss auf die Beine gestellt. Ihr wisst ja: 1x ist kein mal. 2x ist ein Versehen und 3x ist eine Tradition. Ob es ein Get That Done Fest 2025 geben wir, wurde noch nicht angekündigt. Wer sich nicht auf seine Hoffnung verlassen möchte, bekommt aber für den zweiten Teil der Limitless-Tour ab sofort Tickets!

Setlist Any Given Day

Get That Done
Never Surrender
Limitless
Endurance
Unbreakable
Loveless
Devil Inside
Broken Guadian
Best Time
Apocalypse
H.A.T.E.
Never Say Die
Home Is Where the Heart Is
Arise
Come Whatever May
Diamonds
Savior


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