ARCHITECTS – Für alle, die gern existieren?
Architects – „For Those That Wish To Exist“
Veröffentlichungsdatum: 26.02.2021
Länge: 58:29 Min.
Label: Epitaph Europe
Genre: Metalcore
Holy Hell, endlich ist der Nachfolger zum 2018er Album der ARCHITECTS da! Ich hatte die vergangenen Tage etwas Zeit, um mich in das mit Spannung erwartete Album reinzuhören. Zugegeben, ich hatte gemischte Gefühle, da durch die ersten Singles eigentlich schon klar war, dass es vermutlich etwas anders werden würde. Oder vielleicht auch nicht? Schauen wir mal, wie sich „For Those That Wish To Exist“ so präsentiert…
GROßE FUßSTAPFEN
Einleitend muss ich erwähnen, dass „Holy Hell“ in meinem Fall das Maß aller Dinge der Band darstellt. Ich weiß jetzt schon, dass mir da nicht viele zustimmen werden, aber so empfinde ich es noch immer. Das liegt vor Allem an „Hereafter“. Dieser Song ist für mich die pure Perfektion im melodischen Metalcore. Die Melodie, die Vocals und wie sie Sam rüberbringt, mehr Gänsehaut geht nicht. Und das, auch wenn ich die Nummer schon gefühlte trölfzigtausendmal gehört hab. Rund um den Song hat sich ein wundervoll stimmiges Album gebaut, das für mich wirklich Maßstäbe gesetzt hat. Aber genug von 3 Jahre altem Stoff.
Das Intro „Do You Dream Of Armageddon“ erzeugt mit den minimalen Textpassagen einen klasse Einstiegsmoment und wird abgelöst von „Black Lungs“. Für mich die Single, die von allen Vorboten am Höchsten gepunktet hat. „Animals“ hingegen hat wohl die meisten Fragzeichen aufgeworfen, da die musikalische Ausrichtung schon beinahe als Industrial bezeichnet werden kann. Einen ähnlichen Weg beschreitet auch „Impermanence“, welches zudem mit einem namenhaften Feature glänzt. Winston von PARKWAY DRIVE hat hier seine bezaubernde Stimme beigesteuert, was dem Song gut zu Gesicht steht. Gastparts gibt es außerdem noch 2 weitere: Mike von ROYAL BLOOD bei „Little Wonder“ und Simon von BIFFY CLYRO bei „Goliath“. Alles definitiv interessant und gut platziert. Was die musikalische Entwicklung angeht (die vor Release eigentlich schon offensichtlich war), so muss man sagen, dass die ARCHITECTS hier Mut und Experimentierfreude beweisen. Die Elemente, die einen deutlich spürbaren Einfluss ausmachen, sind ganz klar elektronischer und orchestraler Natur. „Flight Without Feathers“ kommt zum Beispiel komplett ohne analoge (Saiten)Instrumente aus und bildet damit eine absolute Sonderstellung auf dem Album. Auch ansonsten blitzen praktisch in jedem der 15 Tracks elektrische Sounds auf. Die gab es natürlich auch schon auf dem Vorgänger, aber hier nochmal eine ganze Schippe mehr.
DIESE EINE SACHE
Wer jetzt Angst hat, dass man hier keine angenehme Härte mehr bekommt, nunja, musikalisch würde ich das sogar irgendwie unterschreiben. Allerdings können die herausragenden Vocals von Sam da noch einiges reißen. Auch wenn dieser nun noch wesentlich mehr auf Cleans setzt, so ist eine gesangliche Entwicklung nicht von der Hand zu weisen. In Songs wie „An Ordinary Extinction“ oder „Libertine“ lässt er auch noch die sprichwörtliche Sau raus. Generell mag ich die gesamten Emotionen, die jeder Song auf seine Weise transportiert. Man sollte sich alles in allem aber bewusst sein, dass die Band mit dem Album neue Wege beschreitet. Ich persönlich habe da auch null einzuwenden, aber es gibt da diesen einen Knackpunkt, der „For Those That Wish To Exist“ für mich leider stark in den Schatten des Vorgängers „Holy Hell“ stellt. Mal von einleitend angesprochenem Song abgesehen, hatte dieses so viele starke Momente, die mir nach wie vor im Gedächtnis hängen. Hier hingegen finden sich zwar auch 15 Songs, von denen jeder auf seine Art punkten kann, aber leider kein einziger, bei dem ich mir sofort sagen würde: „direkt nochmal!“ Es fällt mir wirklich schwer, das besser zu beschreiben, ich hoffe ihr versteht was ich meine. Das Album wirkt einfach nicht so stimmig und aus einem Guss.
Rein von der Produktion legt das Werk die Messlatte allerdings verdammt hoch. Selten hört man einen so perfekt ausbalancierten Klangteppich mit all seinen versteckten (und offensichtlichen) Details. Davor muss ich wirklich meine Cap ziehen. Gerade deswegen ist es auch so schade, dass es für mich eben kein richtiges Highlight gibt.
Autorenbewertung
Vorteile
- reichlich Experimentierfreude...
- großartige Produktion
Nachteile
- ...ohne wirkliches Highlight
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3 Kommentare
Ich hab nichts gegen den Stil, denn BMTH haben den ja auch (meist) ganz gut umgesetzt. Aber die Songs reizen mich einfach gar nicht. Nicht die Riffs, nicht die Melodien, nicht die Texte und auch nicht die Refrains. Außerdem ist mir das Album für 15 Lieder einfach zu gleichförmig. Ist schade, aber mMn haben sie ihren Weg ohne Tom noch nicht gefunden. Ich bleibe aber erstmal dran und gucke, was sie vielleicht später noch machen.
Holy Hell mochte ich übrigens auch nicht so. Das war quasi der dritte Aufguss von Lost Forever Lost Together, nur halt mit mehr Refrains. Reizt mich nach AOGHAU, was ja schon LFLT2 war, leider gar nicht mehr.
„Flight Without Feathers“ ohne analoge Saiteninstrumente? Höre ganz klar E-Gitarren.
Moin Max, wo genau? Hab das mehr als effektierte Synthies wahrgenommen.