ARCHITECTS – Gitarrengewitter am Auensee
Leipzig, wir schreiben den 2. Februar 2019. Vor gerade etwas mehr als einer Woche fiel mir auf „Oh, nächste Woche spielen ja ARCHITECTS im Haus Auensee„, und auf mein freies Wochenende fällts auch noch, hübsch! Ich hatte das Konzi zwar schon länger auf dem Radar, aber irgendwie verdrängt. Ich neige generell sehr zur Vergesslichkeit, da kommt dann einer der wenigen, positiven Aspekte von facebook recht gelegen. Man bekommts dann eben doch noch mit. Egal, kurzerhand meine Stammbegleitung für Core-Events kontaktiert, auf ein „Klar!“ brauchte ich nicht lange warten. Also schnell Karten geklickt und das Ding stand. Während der Bestellung fiel mir dann auch erst auf, wer da neben BEARTOOTH noch einen Supportslot hat: POLARIS. Freude nochmals gesteigert!
Mittlerweile stehen wir am Eingang zur Location. Der Einlassbevollmächtigte weist uns darauf hin, dass wir ja Karten für den Rang haben und außen rum zum Nebeneingang müssen. Wer bestellt denn sowas?! (Zu meiner Verteidigung muss ich sagen, dass ich das wirklich nicht auswählen konnte, da das Kartenrückläufer waren und diese anders verkauft werden. Ich hätte allerdings wenigstens mal richtig draufschauen können.) Naja, fügen wir uns unserem Schicksal, immerhin überblickt man von da oben die Halle ganz gut, und die Bar ist auch nicht unter Dauerbelagerung, wie unten. Gaderobe und WC sind ebenfalls viel entspannter zu erreichen. Also bleibt nur der negative Punkt, dass man auf den Rängen nur auf Mosh- und Circlepits herabblicken kann, anstatt mittendrin zu sein. Mir kommt das gelegen, meine Begleitung ärgert sich diesbezüglich allerdings. Außerdem kommt man innen nicht runter, weshalb man auch den Merch nicht erreicht. Das finde ich ziemlich mies den Bands gegenüber, mal davon abgesehen, dass man sich auch kein Tourshirt zulegen kann. Das Konzept sollte dringend mal überdacht werden!
19:00 Licht aus!
POLARIS beginnen ihr Set auf die Minute genau und feuern auch direkt das Publikum an. Der unglaublich sympathische Frontmann Jamie begeistert mit seinen kräftigen Shouts, Jake, welcher für die Cleans zuständig ist, liefert die melodischen Parts souverän ab. Ich mag die Band total und finde ihren Erfolg absolut gerechtfertigt. Besonders in der Heimat Australien konnten sie mit ihrem einprägsam harten Sound die Charts erobern. Das funktioniert hier sicherlich nicht in dem Ausmaß, wenn man sich mal so die Charts anschaut, aber szenebetreffend kann man ein stetes Fanwachstum beobachten. Ich finde den Sound aber irgendwie nicht optimal abgemischt. Es wirkt zum Teil sehr stark verhallt, mag vielleicht aber auch daran liegen, dass die Halle zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht komplett gefüllt ist. Das Problem scheint sich mit der Zeit nämlich auch zu beruhigen. Was die Stimmung angeht, so kann sich wohl niemand beklagen. Um Moshpits muss nicht lang gebeten werden und die Masse scheint bereits jetzt in ordentlicher Feierlaune zu sein. Mir persönlich ist die Spielzeit mit einer halben Stunde etwas zu kurz, aber das ist nunmal Schicksal eines Openers.
19:45 Die Bären sind los!
Als BEARTOOTH die Bühne entern, rastet die Meute ziemlich aus. Ich bleib erstmal noch ruhig, denn so wirklich mein Fall war die Band nie. Nicht schlecht, aber eben nichts herausragendes. Dass sich so ein Empfinden live auch gern mal ändern kann, zeigt sich heute erneut. Das ist schon mehr als ansteckend, was ich hier grad erlebe. Das Publikum singt die Songs zum Teil so laut mit, dass es die Band übertönt. Und das bereits ab dem ersten Stück. Ich muss sagen, bei einem Support ist das keine Selbstverständlichkeit. Mir gefällt diese unglaublich starke Atmosphäre verdammt gut, und so wie sich Sänger Caleb verkauft, kann ich auch wirklich nur mein Cap ziehen. Rein musikalisch haben die Herren auch einiges drauf, brachial und trotzdem melodisch. Nur fehlt mir das gewisse Etwas. Zusammenfassend kann ich schon von einem starken Auftritt sprechen, sehr stark sogar. Allerdings hat sich auch keiner der Songs nachträglich in mein Gehör gefressen, sodass ich es bei einer reinen Liveband für mich belassen werde. Aber eine, die ich mir auch wieder anschauen würde.
Während des nun folgenden Wechsels des Bühnenoutfits werden einige Songs gespielt, die besser nicht hätten gewählt sein können, um die Fans bei Laune zu halten. So laufen hier diverse Klassiker von PAPA ROACH, SLIPKNOT und LINKIN PARK. Alles auch mit gehobenerer Lautstärke als in den Pausen zuvor. Clever! Besonders bei letzteren zaubert es mir ein breites Grinsen ins Gesicht.
20:30 Death Is Not Defeat!
Damit beginnen ARCHITECTS ihren Auftritt. Hab ich genau so erwartet, denn die Nummer passt nicht nur perfekt als Albumintro. Hab ich immernoch genug zappelnde Gleidmaßen von den Vorgängern, so wird jetzt nochmal eine Schippe an Energie draufgepackt. Das gesamte Publikum lässt sich sofort von der Ausstrahlung von Frontmann Sam mitreißen. Sei es lauthalses Mitsingen oder Crowdsurfen. Wo man auch hinschaut oder hinhört, die Stimmung ist nicht mehr in Worte zu fassen. Der Sound allerdings lässt auch hier zu Beginn etwas zu wünschen übrig. Zum Teil sind die Bässe kaum hörbar, was aber mit der Zeit behoben wird. An Songs wird eine saubere Mischung geboten, natürlich mit Fokus auf „Holy Hell“, das aktuelle Album. Als von diesem dann „Hereafter“ gespielt wird, überzieht mich eine Ganzkörper-Erpelkutte. Ich hab mich wirklich extrem auf die Nummer gefreut und werde nicht enttäuscht. Natürlich fehlt auch „A Match Made In Heaven“ nicht. Was mich auch wirklich lächeln lässt, sind die Ansagen. Es wirkt einfach wunderbar authentisch, wenn Sam meint, dass es keine Rockstars sind, sondern jeder das Zeug dazu hat. Für junge Bands sicher ein sehr motivierender Moment. Außerdem empfindet man Deutschland mittlerweile schon als zweite Heimat neben England, wobei Leipzig einen besonderen Stellenwert einnimmt. Ja, solche Sätze hört man von vielen Bands, überall, aber ich kaufe es ihnen tatsächlich ab. Neben all der genialen Stimmung und der gefühlten Nähe zur Band, beeindruckt mich auch das Bühnenbild und die Lichtshow. In nur einer kugelförmigen Projektion im Hintergrund spielt sich soviel ab, dass man praktisch immer irgendwie draufschauen muss. Zusätzlich werden farblich perfekt passende Laser über das Publikum geschickt. Das sieht alles wirklich fantastisch aus und untermalt die Musik auf den Punkt. Diese Bilder werd ich nicht so schnell vergessen. Und die Musik sowieso nicht.
In wenigen Tagen begebe ich mich bereits auf das nächste Konzert. Darüber würde ich natürlich auch gern wieder ein paar Worte verlieren. Danach habt ihr aber erstmal wieder etwas Ruhe vor mir. Zumindest was Konzerteindrücke angeht.
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