AS I LAY DYING – vom Feuer geformt
AS I LAY DYING – „Shaped By Fire“
Veröffentlichungsdatum: 20.09.2019
Länge: 44:05 Min.
Label: Nuclear Blast
Genre: Metalcore
Direkt vorweg: Ich werde im Folgenden darauf verzichten, auf die Vergangenheit von Tim Lambesis einzugehen, oder mich sonst irgendwie an der breitgetretenen Diskussion beteiligen, die es mittlerweile sogar in Deutschlands liebstes Wurstblatt geschafft hat. Mir geht es wie immer nur um die Musik. Ich bitte das zu berücksichtigen, danke.
Da ist es nun also: „Shaped By Fire“ – das Comeback-Album der Metalcore-Schwergewichte aus Übersee. Das letzte Album von AS I LAY DYING liegt nun mittlerweile 7 Jahre zurück. Zugegeben, ich war nie ein großer Fan, und auch wenn ich von eingefleischten Hörern nun Spott ernte: Ich konnte mehr mit WOVENWAR anfangen. Paradox, oder? Egal, das erste frische Lebenszeichen der Band „My Own Grave“ hat mich dann ziemlich aus den Latschen gehauen und meine Neugier geweckt, wie das nun alles weitergeht. Dass mich Tim nach der ganzen Zeit nun an einen Wrestler aus den 90ern erinnert, spielt aber nur eine untergeordnete Rolle.
In Vorbereitung auf den Release hab ich mich nochmal durch die bisherige Diskographie gehört und leider immernoch keinen richtigen Draht gefunden. Es gibt zwar ein paar richtig starke Songs, aber wirklich gecatcht (krasser Slang, oder?) haben sie mich nicht. Eine Sache fiel mir dabei aber auf: die Verbesserung auf allen Ebenen. Bis zur Albumveröffentlichung von „Shaped By Fire“ wurden 4 Songs präsentiert, von denen ich jeden einzelnen richtig gut fand. Und das liegt auch genau daran, dass ich finde, dass sowohl auf stimmlicher, aber besonders auf musikalischer Ebene eine erhebliche Steigerung stattgefunden hat. Das klingt alles einfach so viel ausgereifter, so viel besser und präziser. Und noch dazu ist es voll in die Fresse und trotzdem von melodischer Oberklasse.
Nach dem Intro gibt’s die zuletzt veröffentlichte Single „Blinded“. Ein toller Start in’s Album und genau die richtige Wahl den Hörer einzustimmen. Die heftigen Shouts und der wunderprächtige Refrain, der besonders am Ende nochmal schwere Geschütze auffährt, zeigen wo es lang geht. Das ganze in einem Tempo, dass es schon ein Zwang wäre, nicht mitzuwippen. Und das Schöne daran: so bleibt es auch auf Albumlänge. Alle Songs strotzen nur so von Kraft und man bekommt praktisch keine Chance, mal die Beine hochzulegen. Mein Hauptargument, ihr ahnt es schon – die Melodien – sind derart ausgefeilt und durchdacht, dass es beinahe an Perfektion grenzt. Was auch immer innerhalb der Band während der letzten Jahre passiert ist, damit haben sie es geschafft mich doch noch zu überzeugen. „Undertow“, „Take What’s Left“ oder das Schlusslicht „The Toll It Takes“ sind regelrechte Paradebeispiele für Wechselgesang im Metalcore. Wer garnix für Clean Vocals übrig hat, wird übrigens bei „Gatekeeper“ fündig. Und dann steckt da plötzlich ein zweischneidiges Schwert in meinem Ohr. „The Wreckage“ würde ich als mein absolutes Highlight des Albums bezeichnen. Großartige Melodie, toller Anfang und Übergang zu den Vocals. Alles bestens eigentlich. Und dann endet der Song mit einem Fade-Out. Warum denn nur?? Wenn es eines gibt, das ich in der Musik generell nicht mag, dann sind es gefadete Enden. Das mag bei Electro vielleicht noch schleichen, aber bitte, bitte nicht bei handgemachter Musik! Wenn so etwas dann auch noch einen so guten Song ruiniert, könnt ich platzen. Mein Hirn denkt dann automatisch: „da fehlt doch was!“. Ich hab irgendwann mal eine physische Promo bekommen, bei der jeder Song nur 1:30 gespielt wurde. So fühlen sich für mich solche Enden immer an. Aber sei’s drum, das Album ist trotzdem eine absolute Wucht! Kann man nicht anders sagen. Und bei Nuclear Blast als neue Heimat auch sehr gut aufgehoben.
Autorenbewertung
Vorteile
+ melodisch nahezu perfekt
+ Wechselgesang beispielhaft
Nachteile
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