ATLANTEAN KODEX: Das erhoffte Meisterwerk?
ATLANTEAN KODEX – „The Course Of Empire“
Veröffentlichungsdatum: 13.09.2019
Dauer: 62:34 min
Label: Ván Records
Genre: Epic Metal
Lang ist es her, seit „The White Goddess“ von ATLANTEAN KODEX das Licht der Welt beziehungsweise die Gehörgänge von „Epic Metal“-Fans erblickte. Nun meldet sich die bayerische Kapelle nach geschlagenen sechs Jahren zurück und trumpft mit einem weiteren epochalen Werk auf. Die Frage, die nun vielen unter den Nägeln brennt: Kann der Kodex mit „The Course Of Empire“ an die beiden mit Bestwertungen überhäuften Vorgänger anknüpfen?
Neues Album – alte Stärken
Auch „The Course Of Empire“ bietet wieder die komplette Bandbreite der von ATLANTEAN KODEX bekannten Trademarks: Laute, raumeinnehmende Riffs und druckvolle Schlagzeugfiguren stampfen das Fundament aus dem Boden, über dem sich die musikalischen Epen – Songwriter Manuel Trummer (Gitarre) stöberte für die kreativen Einflüssen des Drittlings in Literatur und Mythologie – in epischer Schwere ausbreiten, nicht selten weit jenseits der fünf Minuten.
Perfekte Voraussetzungen für ein „Epic Metal“-Werk der Extraklasse also. Und dass ATLANTEAN KODEX ihre Faustformel auch quasi auf Knopfdruck in perfekter Weise in die entsprechende Form gießen können, beweisen sie auf „The Course Of Empire“ erneut mit Bravour. Auf eine alles niederwalzende Weise kommt das Intro „The Alpha And The Occident (Rising From Atlantean Tombs)“ daher und erinnert entfernt an den Pathos von BATHORY, ein bisschen auch an die Erhabenheit von GRAND MAGUS und leitet nahtlos über in den ausschweifenden Elfminüter „People Of The Moon (Dawn Of Creation)„. Ein guter Anfang – und keine Seltenheit auf „The Course Of Empire“. Also genau das, was man von ATLANTEAN KODEX liebt und erwartet.
Ein erneuter Meilenstein?
Entsprechend zollt die Truppe neben den bereits erwähnten auch anderen ihrer musikalischen Vorbilder mit Hang zum epischen Texten wie die frühen MANOWAR, SOLSTICE oder MANILLA ROAD Tribut; die fantasievolle Reise erstreckt sich somit auch auf den Rest der Spielzeit und bekommt einen nur marginal düstereren Unterton als von ATLANTEAN KODEX gewohnt. Auf „The Innermost Light (Sensus Fidei)“ stellt die Truppe wieder einmal ihr gewohnt geniales Melodiegespür unter Beweis, „Chariots (Descending from Zagros)“ wagt einen Schlenker in die Doomabteilung und mit dem Titeltrack „The Course Of Empire (All Thrones in Earth And Heaven)“ präsentiert die Band noch einmal die Gesamtsumme ihrer Qualitäten im Wechsel von majästetischen Gitarren und ruhigeren Akkustikpassagen mit Wellengeräuschen im Hintergrund. Abwechslung wird hier auf jeden Fall geboten.
So großartig wie „The Golden Bough“ und „The White Goddess“ ist „The Course Of Empire“ dann aber doch nicht. Das liegt vor allem an den streckenweise nicht ganz so mitreißenden Melodien wie es sie noch auf den beiden Vorgängerwerken gab. Der Spagat zwischen ausufernd-breiter Epik und trotzdem ‚catchy‘ sein gelingt auf dem jüngsten Werk einfach ein Stück weit weniger elegant. Vielleicht mag das auch einfach Jammern auf hohem Niveau sein, schließlich handelt es sich bei den Vorgängern um regelrechte Genre-Meisterwerke. Kein leichtes Erbe also. Da immer noch einen drauf zu setzen, zeigt sich eben schwierig. Gelungen ist „The Course Of Empire“ aber allemal. Und ein ’sehr gut‘ für ein Werk von ATLANTEAN KODEX ist im Vergleich zu vielem anderem immer noch Weltklasse.
Autorenbewertung
Vorteile
+ Langatmige, abwechslungreiche Songs in gewohnter Qualität
Nachteile
- Die melodiöse Stärke der Band wirkt marginal schwächer
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