Aus den Tiefen #10 – Spylacopa

In „Aus den Tiefen“ stelle ich euch regelmäßig mehr oder minder unbekannte Künstler, Projekte und Bands vor, die aus dem einen oder anderen Grund abseits der altbekannten Pfade wandeln. Die Gründe hierfür können zahlreich sein. Das Ergebnis muss nicht immer nach Metal klingen, im Gegenteil! Der Fokus liegt hierbei auf Innovation, auf Experimentierfreude, auf dem Potential, etwas anders zu machen, als alle anderen.

Heute wandert der Blick mal wieder über den großen Teich in eine meiner liebsten Edelschmieden im experimentellen Musikbereich. Wir befinden uns in Brooklyn. Also natürlich nur metaphorisch gesprochen. Habt ihr euch mal angeguckt, was so ein Flug kostet?

New York übt auf mich als Metropole der westlichen Welt keinerlei Reiz aus. Die Musik, die dort zum Teil geschaffen wird, schon eher. Und so möchte ich heute auf SPYLACOPA zu sprechen kommen.

Doch wer oder was verbirgt sich hinter dem Anagramm des Weltuntergangs?

Spylacopa

Wir haben es hier mit John LaMacchia zu tun, der vor allem durch seine Arbeit als Gitarrist der vielgefeierten CANDIRIA Aufmerksamkeit erlangen konnte.
SPYLACOPA jedoch sollte den Kanal bieten, um die (noch experimentelleren) Kompositionen LaMacchias veröffentlichen zu können. Tatsächlich war der Bruch zwischen dem Material der Hauptband und den Solokompositionen zwar in musikalischer Hinsicht deutlich spürbar, hielt weder LaMacchia noch den Rest der Band aber davon ab, das Ergebnis („Collective Unconcious“) auf dem CANDIRIA Album „The C.O.M.A. Imprint“ (2002) zu veröffentlichen.

Bis zur ersten eigenständigen Veröffentlichung sollte es danach noch eine Weile dauern. So erschien die EP „Spylacopa“ erst im Jahre 2008. Dafür hatte sich LaMacchia allerdings tatkräftige Verstärkung aus unterschiedlichen Richtungen mit ins Boot geholt. So ist Jeff Caxide, der ehemalige Bassist der Post Metal-Pioniere ISIS, für den Bass zuständig. Doch damit nicht genug: zwei der extremsten Vocalisten im Metalbereich sind ebenfalls zu hören. Einerseits die von mir vielgeschätzte JULIE CHRISTMAS (Ex-MADE OUT OF BABIES), andererseits den Frontschreihals aus dem Hause THE DILLINGER ESCAPE PLAN, Greg Puciato. Insgesamt gelingt es dieser Veröffentlichung, die Stärken jedes einzelnen Mitglieds herauszuarbeiten und zum Einsatz kommen zu lassen. So lässt sich der Sound irgendwo zwischen Post Rock, Post Metal und Math Rock verorten.

Wieder ging einige Zeit ins Land, bevor im Jahre 2015 das Full Length Debüt „Parallels“ erschien. CHRISTMAS rückt hierauf noch stärker in den Vordergrund und auch die Songs erinnern nicht selten an MADE OUT OF BABIES. Doch auch ruhige, sphärische Töne finden vermehrt ihren Platz in den Arrangements.

Diese Entwicklung sollte ihren Höhepunkt auf dem aktuellen Album „Demon John“ finden, das nicht mal ein Jahr später erschien. Hier agiert LaMacchia wesentlich elektronischer, was die Songs deutlich melancholischer und emotionaler ausfallen lässt. „Demon John“ bewegt sich zwischen sphärischem Trip Hop, Doom Country à la späten EARTH, Stoner Rock sowie Neoklassik & Dark Ambient im Stil von SOAP&SKIN. Obwohl sich das Album so völlig von seinen Vorgängern unterscheidet, ist es dennoch die Platte, die emotional am meisten mit mir macht – und das bei nur einer halben Stunde Spielzeit.

Bei unserem guten alten Freund Bandcamp kann man alle drei Veröffentlichungen streamen, kaufen und runterladen, was ich euch unbedingt ans Herz legen möchte

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