Aus den Tiefen #13 – Nero Di Marte

In „Aus den Tiefen“ stelle ich euch regelmäßig mehr oder minder unbekannte Künstler, Projekte und Bands vor, die aus dem einen oder anderen Grund abseits der altbekannten Pfade wandeln. Die Gründe hierfür können zahlreich sein. Das Ergebnis muss nicht immer nach Metal klingen, im Gegenteil! Der Fokus liegt hierbei auf Innovation, auf Experimentierfreude, auf dem Potenzial, etwas anders zu machen, als alle anderen.

Schon wieder ist ne Woche vorbei, schon wieder steht das Wochenende an. Damit ihr die Freizeit sinnvoll vergeuden könnt, möchte ich euch heute auf die Italiener NERO DI MARTE aufmerksam machen. Zugegebenermaßen haben diese bereits einige tausend Facebook-Likes sammeln können. Aber was heißt das schon?

 

Das Quartett aus Bologna wurde bereits im Jahre 2007 gegründet, agierte bis 2012 allerdings unter dem Namen MURDER THERAPY. In diesem frühen Stadium spielten die Jungs noch recht technischen Death Metal, wenn auch bereits mit progressiven Anleihen. Dieser war alles Andere als schlecht oder ereignisarm, hob sich allerdings noch wenig von anderen Bands der gleichen Stilrichtung ab. Immer weiter verschob sich der Fokus der jungen Italiener dann aber in experimentellere Gefilde, was spätestens auf der letzten MURDER THERAPY-EP „Molochian“ zu hören war. Diese konnte im Untergrund bereits auf einiges an Zuspruch stoßen, was den weiter zu verfolgenden Weg aufzeigte.

Da der nun gespielte und weiterhin zu perfektionierende Stil nicht mehr dem der Anfangstage entsprach, entschloss sich die Band dafür, den Namen zu wechseln und einen Neustart zu wagen. Mit Erfolg, wie sich zeigen sollte.
Die Band wurde bei Prosthetic Records unter Vertrag genommen, über welche im März 2013 das gleichnamige Debütalbum „Nero Di Marte“ erschien.

 

Musikalisch bewegt sich das Debütalbum irgendwo zwischen frühen MASTODON, GOJIRA und ULCERATE. Es wird facettenreicher und dynamischer Death Metal geboten, der es sowohl schafft vertrackt zu arbeiten und zuzupacken, als auch finstere Atmosphäre und Ruhe walten zu lassen. Als Vorbereitung auf den Sturm versteht sich.

Die Reaktionen fielen noch euphorischer aus, als die zu „Molochian“, was dazu führte, dass wenige Monate später eine Nordamerika-Tour im Vorprogramm von GORGUTS und ORIGIN absolviert werden konnte. Ein Ritterschlag.

Vor den Aufnahmen des zweiten Albums kam es zu einem harten Rückschlag. Nach einem Auftritt in Rom, der während der Europatour mit VOID OF SLEEP stattfand, wurden beide Bands ausgeraubt und ihr gesamtes Equipment gestohlen. Um den Schaden irgendwie zu kompensieren, nahmen beide Bands gemeinsam eine Split 7“ auf, deren Erlös den Schaden wenigstens zum Teil auffangen sollte.

Unbeirrt wurde der eingeschlagene Pfad weiterverfolgt und im Oktober 2014 bereits das zweite Album „Derivae“ veröffentlicht. Auf diesem präsentierte sich der eigene Stil noch verfeinerter und das dynamische Spektrum deutlich erweitert: die harten Passagen sind härter, die ruhigen Töne noch ruhiger. Alles, was auf dem Debüt funktionierte, wurde hier bis an die Grenzen ausgelotet und auf 11 gedreht. „Derivae“ stellt ein phänomenales, komplexes und modernes Metal-Album dar, welches dissonantes Riffing, progressive Strukturen und Post-metallische Atmosphäre zu einem organischen Ganzen kombiniert, das in dieser Kohärenz und auf diesem spielerischen Niveau keine Vergleiche mit Titanen wie GORGUTS zu scheuen braucht.

 

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