Aus den Tiefen #19 – FRONTIERER
In „Aus den Tiefen“ stelle ich euch regelmäßig mehr oder minder unbekannte Künstler, Projekte und Bands vor, die aus dem einen oder anderen Grund abseits der altbekannten Pfade wandeln. Die Gründe hierfür können zahlreich sein. Das Ergebnis muss nicht immer nach Metal klingen, im Gegenteil! Der Fokus liegt hierbei auf Innovation, auf Experimentierfreude, auf dem Potential, etwas anders zu machen, als alle Anderen.
Das Wetter macht dich mürbe? Du kommst nich ausm Bett und brauchst was, was dir mal wieder so richtig inne Schnauze haut?
Dann kann es sein, dass du hier fündig wirst.
Bei FRONTIERER handelt es sich um eine Mathcore Band, deren Mitglieder aus Edinburgh und Missouri stammen. Chefdenker, Songwriter und Gitarrist Pedram Valiani (SECTIONED) ist für quasi alle Instrumente verantwortlich, während Chad Kopper den Gesang übernimmt. Beide lernten sich vor Jahren noch über myspace kennen und beschlossen, trotz der Distanz, eine Band zu gründen. So wurden im Jahre 2011 FRONTIERER geboren und gehören mittlerweile zu einer der gefeiertsten Bands Großbritanniens.
Obwohl die Band bereits eine EP und ein Album veröffentlicht hat, standen die Musiker dieses Jahr zum ersten Mal gemeinsam in einem Raum – und auf der Bühne. Ihren Debütauftritt hatten FRONTIERER – die live durch Musiker von SECTIONED zum Quintett heranwachsen – auf dem diesjährigen UK TechFest. Den ersten Auftritt auf dem europäischen Festland wird die Band im Februar nächsten Jahres auf dem Complexity Fest in Haarlem bestreiten.
Insgesamt ist die Band somit alles andere als überpräsent, wenn es um Liveauftritte geht, was neben der räumlichen Distanz der Mitglieder auch daran liegt, dass FRONTIERER ohne Plattenfirma arbeiten. Trotzdem ist das Rolling Stone Magazin, ganz ohne P.R. Arbeit seitens der Band, auf das Projekt aufmerksam geworden und pries sie Anfang des Jahres als eine von „10 Künstler, die man unbedingt kennen muss“. Und das kann und muss ich definitiv unterstreichen!
Dabei ist die Musik von FRONTIERER alles andere als einfach zu verdauen. Was hier an Extreme aufgefahren wird ist für mich total überwältigend und mit wenig anderem zu vergleichen, was ich momentan kenne. Denn am ehesten erinnert mich diese unverbrauchte und hemmungslose Härte an Mathcore Bands der frühen 2000er. Müsste ich Referenzbands nennen, so würde ich FRONTIERER in der Schnittmenge von CAR BOMB, ION DISSONANCE und (die leider schon von uns gegangenen) THE CHARIOT verorten.
Es wird technischer Metal auf allerhöchstem Niveau geboten, der zu keiner Sekunde erahnen lässt, aus welcher Richtung die nächste Gewaltkaskade über dich hereinbrechen wird. Als wären die Gitarren und das Schlagzeug nicht schon brutal genug, werden auch noch Gitarreneffekte dazu verwandt, einige Schippen Noise obendrauf zu schichten. Der Zuckerguss für die gebrochenen Zähne sozusagen. Die Vokalleistung von Sänger Chad Kopper ist dabei zwar nicht unfassbar abwechslungsreich, allerdings arbeitet der Amerikaner hervorragend mit den komplexen Rhythmen, die der Rest der Band vorgibt und erweitert die extreme Kakophonie, die sich hier ergibt, nur um eine weitere Facette, die mir unerwartete Mengen von Glückshormonen durch den Körper schießen lässt.
Als wäre ein Masochist von einem ICE überrollt worden, lassen FRONTIERER mich nach dem Hören ihres Albums jedes Mal zuckend vor Glück, erschöpft und etwas orientierungslos zurück. Ich hab lange keine Band gehört, die so extrem, so komplex, so abartig und finster und gleichzeitig so hörbar und geil war.
Die physischen Exemplare ihres Debütalbums „Orange Mathematics“ sind leider alle vergriffen. Allerdings sind sowohl Album, als auch EP als „Name-your-price“-Download auf Bandcamp erhältlich. Greift zu! Diese Band ist phänomenal!
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