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Aus den Tiefen #27 – Slugdge
In „Aus den Tiefen“ stelle ich euch regelmäßig mehr oder minder unbekannte Künstler, Projekte und Bands vor, die aus dem einen oder anderen Grund abseits der altbekannten Pfade wandeln. Die Gründe hierfür können zahlreich sein. Das Ergebnis muss nicht immer nach Metal klingen, im Gegenteil! Der Fokus liegt hierbei auf Innovation, auf Experimentierfreude, auf dem Potenzial, etwas anders zu machen, als alle anderen.
Du fühlst dich gelangweilt von den Texten der Bands, die du aktuell so hörst? All deine Gewaltfantasien wurden bereits besungen? Nietzsche und Lovecraft in aller Ausgiebigkeit? Jede Facette der Negativität, Wut, Hass, Schmerz, Depression und Verzweiflung sind oft genug durch deine Boxen gedrungen?
Tja, wie wäre es denn dann mal mit:
Schnecken?!
Bevor hier irgendjemand auf wirre Ideen kommt: nein, dass soll keine STEEL PANTHER verdächtige Bezeichnung für das weibliche Geschlecht sein! Denn die britische Band SLUGDGE beschäftigt sich in ihren Texten tatsächlich mit Weichtieren. Was zur Hölle?!
SLUGDGE wurde 2012 von Kevin Pearson und Matt Moss gegründet, die schon in anderen Projekten zusammengespielt haben.
Stilistisch zimmern die Jungs eine Mischung aus technisch angehauchtem Death Metal und Sludge (wie könnte es anders sein) zusammen, die auch vor einigen angeschwärzten Momenten nicht zurückschreckt.
Dabei erinnern mich die tiefen Growls zuweilen sehr an George Kosmas von den australischen BE´LAKOR.
Zuerst wurde ich durch die EP „Slug Life: Volume 1“ auf die Briten aufmerksam. Nachdem ich mich vor Lachen erstmal bepisst hatte, war ich aber besonders von dem KING CRIMSON Cover von „21st Century Schizoid Man“ beeindruckt.
Im Juni 2013 erschien das erste Album „Born Of Slime“ welches mit so wohlklingenden Titeln wie „Day Of Sludgement“, „Deus Ex Mollusca“ und „Slime Traveler“ wieder kein Auge trocken ließen. Jungs, habt ihr Bauschutt geraucht?
Der drückende und eigenständige Sound der ersten EP wurde beibehalten, und die ersten selbstgeschriebenen Songs bestachen durch Präzision, komplexe aber überraschend eingängige Melodien und recht variablen Gesang. Vor allem die cleanen Passagen, die alles andere als kitschig rüberkommen und mich entweder an die Refrains mancher ANAAL NATHRAKH-Songs, oder an MASTODON erinnern, bleiben hängen und schinden Eindruck! Noch nicht überzeugt? Na wartet!
Ein Jahr und zwei Wochen nach dem ersten Album erschien bereits der Nachfolger „Gastronomicon“. Hier verfolgen die Jungs ihren eingeschlagenen Weg konsequent weiter und treiben die entwickelten Stärken weiter auf die Spitze. Beispiele gefällig? „Salters Of Madness“ und „Lettuce Prey“.
Keine Ahnung wie die Jungs so produktiv sein können, denn an ihrer Stelle würd ich vermutlich die meiste Zeit des Jahres vor Lachen am Proberaumboden liegen. Wie auch immer: im September 2015 erschien das dritte Album „Dim and Slimeridden Kingdoms“.
An der grundlegenden Ausrichtung hat sich wenig geändert und vermutlich wird es das auch nicht mehr. Allerdings besticht der Drittling mit einer Konsequenz und Qualität, die sich auch vor Bands wie JOB FOR A COWBOY und Konsorten nicht verstecken muss! Sicherlich bedienen sich SLUGDGE einiger Elemente anderer Bands, Langeweile kommt hier so schnell dennoch nicht auf.
Abschließend stellen sich mir nur noch zwei Fragen. Erstens: wie lange lässt sich so ein Konzept wirklich ausreizen? Und, zweitens, welches traumatische Kindheitserlebnis hat für die immense Faszination mit Weichtieren gesorgt? Letzteres könnte uns wohl nur Freud beantworten.
Wie es jedoch in Zukunft mit den schleimverrückten Briten weitergeht, wird uns die Zeit zeigen müssen.
Alle Veröffentlichungen von SLUGDGE gibt es zum kostenlosen Download auf Bandcamp. Greift zu, denn für diesen Preis ist das mehr als okay!
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