Aus den Tiefen #35 – Von MADE OUT OF BABIES bis BAD POWERS
In „Aus den Tiefen“ stelle ich euch regelmäßig mehr oder minder unbekannte Künstler, Projekte und Bands vor, die aus dem einen oder anderen Grund abseits der altbekannten Pfade wandeln. Die Gründe hierfür können zahlreich sein. Das Ergebnis muss nicht immer nach Metal klingen, im Gegenteil! Der Fokus liegt hierbei auf Innovation, auf Experimentierfreude, auf dem Potenzial, etwas anders zu machen, als alle anderen.
Wer hier öfters mal reinschneit, der weiß vielleicht, dass New York, bzw. genauer: Brooklyn für mich ein Pflaster darstellt, in dem es vor unkonventionellen Bands nur so wimmelt. Als wäre die Stadt an der amerikanischen Ostküste eine Art Nährboden für alles, was in den Charts und in den Ohren der Allgemeinheit wenig verloren hat.
So verhält es sich auch mit der Band (den Bands), die ich euch heute um die Ohren scheuern möchte.
BAD POWERS
Um wirklich auf BAD POWERS zu sprechen zu kommen, muss man den Bogen jedoch etwas weiter spannen und zunächst über MADE OUT OF BABIES reden. Die Band, die 2005 in Brooklyn gegründet wurde, bestand bis zuletzt aus den vier Mitgliedern Eric Cooper, Brendan Tobin, Matthew Egan, sowie der, von mir sehr geschätzten Sängerin, Julie Christmas.
Noch im Gründungsjahr schuf die Band ihr erstes Album „Trophy“, mit dem sie sofort auf Neurot Recordings landeten.
Der aggressive Sound, der sich irgendwo zwischen UNSANE-artigem Hardcore, Post Metal und Noise eingrenzen lässt, sorgte für positive Resonanzen, wobei das unangefochtene Aushängeschild der Band Julie Christmas blieb. Denn ihr Repertoire umfasst von irrem Gekreisch bis zu lieblichem Säuseln so ziemlich alles, was Stimmbänder imstande sind zu kreieren, sofern man sie nur mit genügend Wahn paart.
Das Nachfolgewerk „Coward“ erschien bereits ein Jahr später ebenfalls auf Neurot und ließ somit nicht lange auf sich warten. An der grundlegenden Ausrichtung des Bandsounds änderte sich wenig, wobei die einzelnen Details und Potenziale etwas klarer zu Tage traten und gezielter ausgeschöpft wurden.
Das letzte und meiner Meinung nach am einfachsten durchhörbare Album „The Ruiner“ erschien im Jahre 2008 (The End Records). Danach wurde es, bis auf ein Soloalbum von Christmas, ziemlich ruhig.
Doch wie kommen wir jetzt zu BAD POWERS?
Nachdem es vier lange Jahre kaum etwas zu hören gab, wurde im März 2012 die Auflösung von MADE OUT OF BABIES bekanntgegeben. Der Fakt, dass die Instrumentalfraktion zusammen geblieben ist, und Julie Christmas eigene Wege verfolgt, lässt natürlich einigen Spielraum für Interpretationen offen, was jetzt allerdings nicht meine Aufgabe sein soll.
Wenn einem das Musikgeschäft eines klar machen kann, dann, dass jeder ersetzbar ist.
Also suchten sich sich die verbliebenen MADE OUT OF BABIES-Musiker eine neue Sängerin, die sich schließlich in Megan Tweed fanden, während sich Julie Christmas anderen Projekten widmete.
Doch nur zu sagen, dass der Sängerinnenposten neu besetzt wurde, würde der Musik des neuen Projektes BAD POWERS nicht gerecht werden.
Denn auf dem grandiosen selbstbetitelten Debüt, das schon im Herbst 2012, wenige Monate nach der Gründung erschien, schielt die Band durchaus in neue Richtungen. So befinden sich neben Streichern und Akustikparts auch Spoken Word Passagen und Elektronik auf dem Album.
Wem der Gesang von Julie Christmas immer zu sehr das Gefühl akustischer Lobotomie vermittelte, dem könnten BAD POWERS unter Umständen etwas mehr zusagen. Nicht, dass Megan Tweeds Gesang sehr viel poppiger wäre, allerdings setzt sie den Irrsinn irgendwie subtiler in Szene, als ihre Vorgängerin, ohne dabei an Brachialität zu verlieren.
Obgleich das Debüt Album von BAD POWERS eine mehr als gelungene Fortführung des anfänglichen Sounds darstellte und mit vielen neuen Ideen bestechen konnte, wurde es schon kurz nach der Veröffentlichung ruhig um die Band. Bis heute gibt es weder konkrete Meldungen über neues Material noch über Konzerte.
Somit stellt sich natürlich die Frage, ob BAD POWERS nur ein letztes Aufbäumen vor dem unweigerlichen Ende gewesen sein soll. Wenn sich das Ende aber so anfühlen kann, dann sollten vermutlich sehr viel mehr Bands diesen Schritt gehen.
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