Aus den Tiefen #37: THE MONOLITH DEATHCULT

In „Aus den Tiefen“ stelle ich euch regelmäßig mehr oder minder unbekannte Künstler, Projekte und Bands vor, die aus dem einen oder anderen Grund abseits der altbekannten Pfade wandeln. Die Gründe hierfür können zahlreich sein. Das Ergebnis muss nicht immer nach Metal klingen, im Gegenteil! Der Fokus liegt hierbei auf Innovation, auf Experimentierfreude, auf dem Potenzial, etwas anders zu machen, als alle anderen.

Es gibt Bands, die stehen und fallen mit einem einzigen Bandmitglied. So kann ich zum Beispiel nichts mehr mit GORGOROTH anfangen, seitdem Gaahl weg ist. CYNIC ohne Sean Reinert? IWRESTLEDABEARONCE ohne Krysta Cameron?

Sei es drum …
Bei der Band, um die es mir heute geht, sieht das Ganze recht ähnlich aus, denn an dem Einstieg, Weggang und Neueinstieg von ausgerechnet einem Keyboarder, hängen bei dieser Band Gedeih und Verderb.

Die Rede ist von THE MONOLITH DEATHCULT

 

Im Jahre 2002 in den Niederlanden gegründet, verschrieben sich THE MONOLITH DEATHCULT schnellem Death Metal, der den Landsmännern von GOD DETHRONED nicht gänzlich unähnlich war, und sich darüber hinaus an Größen wie VITAL REMAINS oder NILE orientierte.

Was den Niederländern im Vergleich zu der amerikanischen Konkurrenz aber fehlte, war etwas Eigenes, denn abseits vom handwerklich gut gemachten Geknüppel, gab es wenig Wiedererkennungswert, weswegen das Debütalbum „The Apotheosis“ etwas gesichtslos wirkte und kaum auf längere Sicht überzeugen konnte.

Wenn ich mir aus heutiger Sicht den zweiten Streich „The White Crematorium“ anhöre, so erkenne ich klar, dass hier die Weichen für den weiteren Werdegang gestellt wurden. Textlich wandten sich THE MONOLITH DEATHCULT immer mehr historisch belegter Blutrünstigkeit, Mythologie, Mördern, Kriegsszenarien und Massenhinrichtungen zu, was auch zu Kontroversen und Rassismusvorwürfen führte. Wen das weiterführend interessiert, der kann dem Link folgen.

Doch zurück zum Essentiellen: auch wenn „The White Crematorium“ spielerisch guten Death Metal bot und einige wenige elektronische Spielereien in den Gesamtsound integriert wurden, war die Grenze, die über den Durchschnitt hinausführt, noch nicht durchbrochen.

Dance Death Metal? Oh nein!

Dies gelang erst mit dem dritten, und bis heute vermutlich unerreichten, Album „Triumvirate“. Bereits das sphärische Intro des ersten Songs „Deus Ex Machina“ zeigt, wohin die Reise über den knapp einstündigen Verlauf des Albums führen soll. Hier wird die von Keyboarder Carsten Altena erzeugte Elektronik so organisch in den Gesamtsound integriert, dass man bei diesem Album wohl mit Recht davon reden muss, dass es seiner Zeit voraus war. Das hier hat nichts mit Dancemetal oder Trancecore zu tun und soll ebenso wenig zum Tanzen oder Ecstasy einschmeißen verführen.

Die Samples und Soundflächen, die hier gleichberechtigt neben dem präzisen Gebolze stehen, entfalten eine Stimmung, die im Verlauf der stumpfen Vorgängerplatten nicht aufzukommen vermochte. Wiederum war die Albenveröffentlichung nicht völlig frei von Kontroversen. Hört selbst.

Lost & Found 2.0

Nach Veröffentlichung des Albums verließ Keyboarder und Schlüsselelement Carsten Altena die Band. Was musikalisch folgte, war eine Wiederveröffentlichung des zweiten Albums unter dem Titel „The White Crematorium 2.0“, das zwar nicht das schlechteste Album aller Zeit ist, über das ich aber allein mit diesem Satz hier schon zu viele Worte verloren hab.

Erst mit dem Wiedereinstieg von Altena 2012 nahm man wieder Fahrt auf und veröffentlichte 2013 das insgesamt fünfte Album „Tetragrammaton“, das sich stilistisch an „Triumvirate“ orientierte. Doch auch wenn im Grunde die gleichen Zutaten genommen wurden, ließ sich das Meisterwerk von 2008 nicht kopieren. Was auch gut so ist.

Obwohl „Tetragrammaton“ somit etwas schwächer ist, bietet es trotzdem erstklassigen, modernen Avantgarde Death Metal, der vor Innovation nicht zurückschreckt und durchweg gut unterhält.

Mit der EP „Bloodcults“ von 2015 gaben THE MONOLITH DEATHCULT das bislang letzte Lebenszeichen von sich, machten damit aber klar, dass sie den eingeschlagenen Weg weiterverfolgen wollen. Mit Erfolg, wenn man vorsichtig auf die Zukunft schließen darf.

Leider gibt es bei Bandcamp nur „Tetragrammaton“ und „Bloodcults“ zu bestaunen. Für „Triumvirate“ müsst ihr auf andere Wege zurückgreifen.

Unbedingt reinhören!

Facebook

Bandcamp


Du liest diesen Beitrag, weil unsere Autoren lieben, was sie tun - wenn du ihre Arbeit liebst, kannst du uns, wie andere schon, unterstützen. Wie? Mit einem kleinen monatlichen Beitrag über Patreon
Die mobile Version verlassen