Aus den Tiefen #46: SHA’S FECKEL
In „Aus den Tiefen“ stelle ich euch regelmäßig mehr oder minder unbekannte Künstler, Projekte und Bands vor, die aus dem einen oder anderen Grund abseits der altbekannten Pfade wandeln. Die Gründe hierfür können zahlreich sein. Das Ergebnis muss nicht immer nach Metal klingen, im Gegenteil! Der Fokus liegt hierbei auf Innovation, auf Experimentierfreude, auf dem Potenzial, etwas anders zu machen, als alle anderen.
Zugegeben: ein ums andere Mal hab ich mich hier schon weit weg von Metal bewegt und mich ausm Fenster gelehnt. Heute springe ich noch n Stückchen weiter über den Tellerrand und nähere mich, noch stärker als sonst, dem Jazz.
SHA’S FECKEL
Wie jetzt, Jazz?
Wer ne genauere Erläuterung braucht, findet die hier.
Auf SHA’S FECKEL wurde ich vor ein paar Jahren aufmerksam, kurz nachdem ihr erstes Album mit dem bescheidenen Titel „Greatest Hits“ erschien. Die Band gehört mit zum Schweizer Ronin-Kollektiv, von und um den Pianisten Nik Bärtsch, unter dessem Label Ronin Rhythm Records Alben mehrerer Künstler erscheinen und bereits erschienen sind.
Grundsätzlich wird bei Ronin viel mit (Poly)-Rhythmen, Klängen, teils minimalistischen Phrasen und Post Rock-artigen Spannungskurven gearbeitet. Selbstredend unterscheiden sich die einzelnen Künstler aber mehr oder weniger drastisch voneinander. Während die Stücke von Bärtsch selbst stark vom Piano dominiert werden, die Songs des Projekts SHA’S BANRYU ohne Gitarre und gerade Takte auskommen, dafür aber Gesang aufweisen, ist die Musik von SHA’S FECKEL wesentlich mehr am Jazz Rock orientiert; ruppiger, härter.
Dabei wirkt die Musik sehr zeitgemäß und versucht nicht, sich krampfhaft an 70er-Vorbildern und Jazz-Rock-/Fusion-Ikonen wie dem MAHAVISHNU ORCHESTRA zu orientieren. Und auch wenn mit Bands wie T.R.A.M. (mit Mitgliedern von ANIMALS AS LEADERS, THE MARS VOLTA und SUICIDAL TENDENCIES), oder TRIOSCAPES in den letzten Jahren auch von Künstlern aus dem progressiven Metal-Spektrum immer mehr Nähe zu Jazz und Fusion deutlich wurde, merkt man den Schweizern deutlich an, dass ihre Wurzeln nicht im Metalbereich liegen, weswegen sich ihr Sound gleichermaßen abhebt wie durchsetzt.
Progressives Kollektiv
Ich bin der festen Überzeugung, dass die Musik, die unter dem Dach von Ronin Rhythm Records geboten wird, auch Fans von experimentellen und progressiven Metalspielarten zusagen wird, egal, um welche Band es sich handelt. Denn jede hat ihre eigenen Charakteristika, Alleinstellungsmerkmale, Vorzüge und Ausmaße an Experimentierfreude. Wer sich von MESHUGGAH und Konsorten gern rhythmisch das Hirn verknoten lässt, der ist auch hier genau richtig.
Eine Band des Kollektivs gesondert zu betrachten fällt schwer und ehrlich gesagt habe ich SHA’S FECKEL nur aus dem Grund ausgewählt, da sie meiner Meinung nach den höchsten Anteil an Rockinstrumentierung und -elementen aufweisen. Keinesfalls soll das aber das Werk eines anderen Künstlers schmälern.
Was ich zum Schluss jedoch ausdrücklich hervorheben will, ist das bereits 2008 erschienene Meisterwerk „Chessboxing Vol. 1“ von SHA’S BANRYU, welches für mich eine der großartigsten (und leider vergriffenen und wohl unmöglich in die Hände zu bekommendsten) Platten des Universums darstellt.
Ronin Rhythm Records hat eine Bandcampseite, bei der die Alben jedoch nicht in Gesamtheit zu streamen sind. Reinhören sei euch dennoch wärmstens ans Herz gelegt!
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4 Kommentare
Das Wortspiel beim Bandnamen ist Euch Nichtschweizern klar?
Offenbar nicht, nein. Klär uns auf. 🙂
Gern. Es ist sonst nicht meine Art, Kraftausdrücke zu verwenden, aber trotzdem. Schafseckel ist in der Schweiz (vielleicht auch im Badischen oder im Schwabenland) eine gebräuchliche und recht derbe Anrede für eine unliebsame männliche Person. Nicht nachsprechen …
Da haben wir wieder was gelernt. =D
Danke für die Erklärung, das wird mir vermutlich nicht mehr aus dem Kopf gehen.