Aus den Tiefen #48: WHALERIDER
In „Aus den Tiefen“ stelle ich euch regelmäßig mehr oder minder unbekannte Künstler, Projekte und Bands vor, die aus dem einen oder anderen Grund abseits der altbekannten Pfade wandeln. Die Gründe hierfür können zahlreich sein. Das Ergebnis muss nicht immer nach Metal klingen, im Gegenteil! Der Fokus liegt hierbei auf Innovation, auf Experimentierfreude, auf dem Potenzial, etwas anders zu machen, als alle anderen.
Zugegebenermaßen ist es bei mir schon etwas länger her, dass ich auf einem Konzert, das ich besucht habe, eine wirkliche Neuentdeckung machen konnte und eine Band kennenlernte, die ich vorher noch nie gehört habe, und die dennoch bleibenden Eindruck bei mir hinterlassen hat. Kürzlich kramte ich mal wieder einige CDs aus dem Regal, und stieß dabei auf eine Band, die für mich bei nem Konzert in meiner Stadt genau sowas geschafft hatte.
Es handelt sich um WHALERIDER.
Hinter WHALERIDER stecken vier Jungs aus Mannheim, die sich Ende 2011 gründeten und ihren Sound selbst als „70’s Sludge-Pop“ bezeichnen. Neben diesem recht weitreichenden Genrebegriff lassen WHALERIDER auch Elemente aus Grunge, Doom und Stoner Rock einfließen, was ihre Musik gleichermaßen groovend, eingängig und trotzdem nicht zu soft werden lässt. Dazu hier und da noch eine gehörige Portion Schwermut und fertig ist das hörenswerte Gesamtgemisch, dem man zum ersten Mal auf der 2012 erschienenen EP „Was it only a Dream“ lauschen durfte.
Bereits hier bewiesen WHALERIDER, dass ihre Songs nicht nur Einflüsse aus den 70ern, 80ern und 90ern aufweisen, sondern dass diese auch gekonnt verwoben und umgesetzt werden können, ohne inkonsequent zu wirken. Somit hat das süddeutsche Quartett zumindest meiner Meinung nach genug Potenzial unter der Haube, um Hörerschaften verschiedener Stilistiken zu sich zu holen.
Im November 2014 erschien das Full-Length-Debüt „Thanatos“, welches nicht nur mit mehr Songs, sondern auch mit noch mehr Reife bestach. Die Schwermut, die die EP noch zeichnete, ist auf dem Full-Length-Album nicht gänzlich gewichen, und dennoch gibt es mehr Momente, die zum Feiern und Glücklichsein einladen, was besonders live mitreißt und überzeugt.
Neben zwei Songs, die sich in früheren Stadien schon auf „Was it only a Dream“ befanden, bietet „Thanatos“ neun brandneue Stücke, die facettenreich, unkompliziert und packend sind.
Dabei verfallen WHALERIDER nicht in irgendwelche Klischees, oder versuchen Popsongs zu schreiben, was Mammutstücke wie „Feed my Affection“ oder das Titelstück eindrucksvoll belegen können. Bei den Songs, die die Acht-Minuten-Marke knacken, gelingt es der Band, sich nicht haltlos zu verrennen, sondern zu jedem Zeitpunkt dem roten Faden zu folgen und diesen so einzuspinnen, dass er auch von der Hörerschaft problemlos nachvollzogen werden kann. Die Kurzweiligkeit dieser Songs beeindruckt mich bis heute. Groß!
Nach der Veröffentlichung ihres Debüts wurde es still um WHALERIDER, was sich bis heute leider nicht geändert hat. Nur sporadisch gibt es Facebook Updates der Mannheimer, allerdings wurden die letzten Monate des Jahres 2016 als recht hektisch beschrieben, und in Aussicht gestellt, dass die Zukunft für manche Bandmitglieder anders aussehen werde, als für andere, was, zumindest für mich, nach Rotationen des Besetzungskarussells klingt. Wer weiß …
Auch, wenn ich bandinterne Schwierigkeiten und stressige Zeiten nachvollziehen kann, so hoffe ich doch, dass es irgendwann ein Wiedersehen mit den Jungs von WHALERIDER geben kann und sie sich nicht vom Weg abbringen lassen. Denn Potenzial gibt es hier auf jeden Fall! Bleibt nur zu wünschen, dass uns dieses in naher Zukunft zu Ohren kommt!
Beide Veröffentlichungen sind über Bandcamp und die Band selbst erhältlich!
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