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Ausgezehrte Seelen – NGANGA tauchen ins Dunkel
NGANGA – „PHTHISIS“
Veröffentlichungsdatum: 29. September 2023
Label: Eigenveröffentlichung
Dauer: 24:39
Genre: Black Metal
Der Name NGANGA ist in den Weiten der Metalwelt noch recht unbekannt und höchstens als Geheimtipp bekannt. Das könnte sich aber bald ändern, denn das Quartett NGANGA aus Raleigh, North Carolina legt mit „Phthisis“ sein erstes offizielles Album vor. Gegründet wurde die Band mit dem ungewöhnlichen Namen als Duo von Eyn (Bass und Gesang) und Jordan King (Schlagzeug). Durch den Einstieg von Gitarrist Charles Meyer war die Besetzung komplett, in welcher NGANGA ihr Demoalbum „De Muerte„ aufnahmen. Mit ihrer ungewöhnlichen Herangehensweise an Black Metal erntete die Band viel positives Feedback und als indirekte Folge stieß auch Nate Stokes (Gitarre und Gesang) dazu. Letzterer spielt auch Gitarre bei der Blackened Doom Metal Band NOCTOMB deren selbstbetiteltes Album eine Woche vor „Phthisis“ erschienen ist.
Heilkundige der Bakongoreligion
Der Name NGANGA stammt aus der Sprache Kikongo, die im Westen Zentralafrikas in den Staaten Kongo, Demokratische Republik Kongo, Gabon und Angola gesprochen wird. Die Bedeutung des Wortes kann mit dem deutschen Begriff „Experte“ übersetzt werden. In der Religion der Bakongo jedoch sind die NGANGA Heilkundige, Schaman*innen oder spirituelle Heiler*innen. NGANGA gibt es nicht nur in ihrer west-zentralafrikanischen Herkunft, sondern auch in den Gebieten der afrikanischen Diaspora – vorrangig in der Karibik, in Brasilien und den amerikanischen Südstaaten.
Spuren von Bakongo oder Kikongo findet man in Musik oder Texten von NGANGA vordergründig keine. Es ist eher die Faszination für die Spiritualität und die Mystik, welche die Band aus North Carolina mit ihrem Namen verbindet. Die NGANGA sind kräuter- und heilkundig, stehen in Kontakt mit Geistern und Ahnen, und sie sind in der Lage, Geister oder Objekte – die Nkisi – zu beschwören. Es ist also gut nachvollziehbar, dass auch heute noch Menschen von den Kräften der NGANGA fasziniert sind.
Chaos und Schwindsucht
„Phthisis“ heißt also das erste richtige Album von NGANGA. Wie schon das Demoalbum „De Muerte“ wird „Phthisis“ in Eigenregie ohne Label veröffentlicht und ist sowohl digital als auch auf Kassette erhältlich. Außerdem gibt es die neue Veröffentlichung auch auf CD. Der schwer auszusprechende Name ist eine alte Bezeichnung für Tuberkulose oder Schwindsucht, die sich auf die körperliche Auszehrung oder Abmagerung in Zusammenhang mit der Krankheit bezieht.
Hinter dem Namen verbirgt sich jedoch kein medizinisches Thema. Vielmehr bezieht sich die Schwindsucht auf den Aufbau des Albums sowie auf dessen Narrativ von einem graduellen Abstieg hinab in die Finsternis mentaler Krankheit. Es beginnt mit dem wütenden Spucken von Gift und Galle, von wo sich das Thema immer tiefer hinab in beklemmende und düstere Kerker der Seele windet.
Unkonventionell und klaustrophobisch
Die musikalische Umsetzung dieser mentalen Auszehrung ist äußerst passend. Wie auch die Thematik ist die Musik nichts für schwache Nerven. Vordergründig bedienen sich NGANGA an Elementen des Black Metal wie eisig kalte Stakkati auf der Gitarre, höhenlastige Produktion, giftige Vocals, rasend donnernde Blastbeats. In der Struktur und der Umsetzung aber ist der Sound von einem zutiefst beklemmenden und chaotischen Tenor bestimmt. Anders als viele DSBM- oder Atmospheric Black Metal-Bands setzen NGANGA bei der Vertonung mentaler Krankheit nicht auf Einflüsse aus dem Post Metal. Sie schlagen also einen komplett anderen Weg ein als Protagonisten wie DER WEG EINER FREIHEIT oder PRAISE THE PLAGUE. Stattdessen liegt der Fokus auf chaotischen, dissonanten und obskuren Klängen. Auf diesem Wege vertont das Quartett aus Raleigh innere Kämpfe sowie das verzerrte Verhältnis zwischen Außen- und Innenwahrnehmung. Wahrlich ist dies keine leichte Kost, jedoch ist die Umsetzung äußerst gelungen.
Credits
Eyn – Bass / Gesang
Jordan King – Schlagzeug
Charles Meyer – Gitarre
Nate Stokes – Gitarre / Gesang
Aufnahmen und Mix – by Colin Swanson-White
Master – Colin Marston
Logo – Mario Colon
Album Artwork – Awo Prosatega
Das Promomaterial wurde uns freundlicherweise von C-Squared Music zur Verfügung gestellt.
Autorenbewertung
Vorteile
+ anspruchsvolles Narrativ
+ starke Umsetzung des Themas
Nachteile
- recht kurz
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