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BEHEADED – Maltesische Raserei in neun Akten
BEHEADED – „Only Death Can Save You“
Veröffentlichungsdatum: 14.06.2019
Länge: 39:22 Min.
Label: Agonia Records
Genre: Brutal Death Metal
Als potenzieller Erholungssort für Sonnenanbeter reiht sich der kleinste Inselstaat der europäischen Union öfter in die engere Auswahl buchungswilliger Pauschalreisetouristen. In den Gefilden schwermetallischer Musik dagegen besteht weitläufig noch etwas Nachhol- und vor allem für die Fans auch Weiterbildungsbedarf. Fangen wir am besten sofort in dieser Review vom Urschleim an. Denn auf den Tag genau eine Woche vor dem kalendarischen Sommerbeginn veröffentlicht die dienstälteste maltesische Brutal Death Metal-Band BEHEADED ihr sechstes Album. Gegründet haben sie sich 1991 in der Kleinstadt Fgura, welche in unmittelbarer Nähe der Hauptstadt Valetta liegt.
Für mich ist es kaum zu glauben, dass seit ihrem letzten beeindruckenden Silberling „Beast Incarnate“ aus 2017 bereits zweieinhalb Jahre ins Land gezogen sind. Anknüpfend an diesen Aspekt erschließt sich die Frage, ob die Akustikhenker innerhalb dieses Zeitfensters ihren Stil noch weiter ausbauen konnten oder sie ihren Fans nun lediglich eine Copy-Paste-Version ihres Vorgängerwerkes unterbreiten?
Neuer Sound, der älter klingt?
Während auf ihren älteren Werken wie unter anderem „Omniuos Bloodline“ (2005) oder „Recounts of Disembodiment“ (2002) noch stürmischer und tempoorientierter Brutal-Death-Metal mit leichter Slam-Attitüde, Hybridgesang (halb Pig Squeals, halb Growls) und relativ plastischer Perkussion perfomt wurde, zeigte sich seit dem 2012er-Album „Never to Dawn“ eine neue Grundausrichtung in ihrer Musik. Das Quintett verließ ihr bis dato bewährtes Terrain, welches an Vorbilder wie SUFFOCATION, CRYPTOPSY, alten DEEDS OF FLESH und eventuell auch DEFEATED SANITY angelehnt war und verschrieb sich fortan einer Balance zwischen Old-School-Atmosphäre und technischen Brutal Death-Riffs.
Stillstand oder Progression?
Genau diese, nahezu abrupte Kehrtwende wird bei „Only Death Can Save You“ nicht verworfen. Die verschiedenen elektrisierten Gitarren heben sich bemerkbar voneinander ab mit teilweise variaten, aber dennoch nicht übertriebenen Tonsprüngen. Die Drums flattern beispielsweise im Titel „Evil be to him who evil seeks“ mal dezent im Hintergrund, an anderen Stellen bestimmen sie dagegen einschlägig den Takt. Temporär werden uns auch in den folgenden Titeln wie „A greater terror“ die allseits im Genre bekannten und wechselnd beliebten Blast Beats nicht vorenthalten.
Auch die Vocals stechen aus dem voluminösen Rest an Brutal Death Metal-Veröffentlichungen zumindest etwas heraus. Nicht allzu tief, dennoch vor rasender Aggression sprudelnd, fügen sie sich in die Gesamtkomposition als eine Symbiose aus Growls und Shouts mit krächtzendem Abgang ein. Das erinnert nicht zuletzt auch an neuere GRAVE-Alben. Den Konsens aus Stimme und Instrumenten werte ich grundsätzlich als knackig, ehrlich, ambitioniert, aber nicht zu progressiv oder trendlastig überschäumend. Auch lassen sich äußerlich ein paar Analogien zu hochtechnisierten und saubergeputzten Formationen wie den oft „überproduzierten“ KRISIUN, REBAELLIUN oder CENTURIAN ziehen.
Der Sound der Riffs gestaltet sich über die gesamte Laufzeit hinweg zwar als dicht, allerdings nicht als auffallend virtuos. Markante Motive und Tonsprünge wiederholen sich und wirken handwerklich und auf Ebene des Songwriting authentisch. Im 4. Titel „Unholy Man“ kann ich den hervortretenden Old-School-DM-Vibe nicht leugnen. Danach wird mit „Embrace your Messiah“ ein besonders stampfender, vorrangig (monoton-)rhythmisch ausgelegter Nackenbrecher geboten. Hinsichtlich des Tempos wird hier vom Gaspedal heruntergegangen.
Der siebte Track „Gallows Walk“ fungiert dagegen als Ausnahme zum nächsten Stück. Namenskonform (zu deutsch „Galgenmarsch“) begleiten hierbei mehrere redende Menschen einen Verurteilten zum lebensnehmenden Strick. Schnell reihen sich ein Riffgewitter sowie eine sakrale männliche Predigerstimme ein, um den Zeremoniencharakter zu verschärfen. Nach dieser kurzen Phase der Rehabilitation verlangen mir die letzten beiden Titel „Only Death Can Save You“ und „From the fire where it all began“ noch einmal meine volle Aufmersamkeit ab.
Der Charakter des neuen BEHEADED-Albums
Eigentlich rauscht das neue BEHEADED-Album im Verlauf durch die Gehörgänge wie ein süffiges Bier die Kehle hinunter. Das allerdings ohne exotische Akzente zu setzten oder enorme Spannungskurven aufzubauen und anschließend zu entladen. Was mir derweil wirklich missfällt, ist die übermäßige Ähnlichkeit zum Vorgängeralbum. Sowohl auf instrumentaler als auch auf gesanglicher Ebene wurde für mich zu viel übernommen, anstatt ausdifferenziert und weiterentwickelt.
Autorenbewertung
Vorteile
+ Sound im Grunde konsistent und wuchtig
+ etliche Motive bleiben in Erinnerung
+ ansprechende Rhythmus- und Riffstrukturen
Nachteile
- kaum Variation in den Melodien
- kaum Überraschungsmomente
- Spannungskurven bleiben äußerlich
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