BELMONT – Weniger ist mehr?

BELMONT – „AFTERMATH“

Veröffentlichungsdatum: 04.03.2022
Länge: 41:22
Label: Pure Noise Records
Genre: Progressive Punk

Vier Jahre nach der Veröffentlichung des gleichnamigen Debütalbums von BELMONT veröffentlichen die Jungs aus Chicago mit „Aftermath“ nun ihr zweites Album. Mit Pure Noise Records hat sich nicht nur das Label der Band geändert, auch soundmäßig gibt es einige Neuerungen bei BELMONT. Die eine oder andere Überraschung hat „Aftermath“ selbstverständlich auch in petto, aber dazu später mehr. 

„Bowser’s Castle“, „Pain Now“, „Parasitic“ und „What I Lack“ sind die vier bisher veröffentlichen Singles der Platte – und die vermitteln einen ziemlich guten ersten Eindruck darüber, was „Aftermath“ zu bieten hat: nämlich viel Abwechslung und Sound, der Genregrenzen sprengt. „Parasitic“ beispielsweise ist geprägt von Metalcore-Einflüssen, während „Bowser’s Castle“ oftmals an Nu-Metal Klassiker erinnert. „What I Lack“ ist der Pop-Punk Moment der vier Songs und ähnelt an die älteren Tracks von BELMONT, aber in verfeinertem Gewand. Selbstverständlich ist mit „Bowser’s Castle“ auch für Popkultur-Referenzen gesorgt. Eins verdeutlichen die bisherigen Releases auf jeden Fall, nämlich dass BELMONT sich von Midwest Emo à la „Overstepping“ (2016) zu einer deutlich progressiveren Band entwickelt haben. Vor allem Fans der alten Songs müssen sich mit „Aftermath“ also auf Veränderung einstellen. 

Punk trifft musikalische Raffinesse

„Fully Sent“ heißt der erste Song der Platte und könnte in den ersten Sekunden mit Trap-Elementen und verzerrten Stimmen für Verwirrung sorgen. Wie bereits erwähnt, „Aftermath“ ist eine sehr abwechslungsreiche und experimentelle Platte. Demnach zeigt „Fully Sent“ von der ersten Sekunde an, worauf Hörer*innen sich in den nächsten 41 Minuten einstellen können. Selbstverständlich kommen die raffinierten Gitarrenmelodien und energetischen Drums nicht zu kurz, schließlich ist das immer noch ein BELMONT-Album. „In My Skin“ schließt nahtlos an den charakteristischen Sound der Band, ist weniger experimentell. Stattdessen verleihen kurze, instrumentale Passagen dem sonst kraftvollen Song etwas Ruhe. 

Der Titel lässt eventuell erahnen, dass es sich bei „Country Girl“ wohl um den kontroversesten Song von „Aftermath“ handelt. Tatsächlich kann „Country Girl“ wohl der Kategorie „entweder man liebt es, oder man hasst es“ zugeordnet werden. Country ist hier nämlich Programm, selbstverständlich in Kombination mit Pop-Punk und etwas Metalcore. Ein Banjo auf einer BELMONT Platte ist eine echte Überraschung, aber ich persönlich halte „Country Girl“ für ein sehr gelungenes Experiment. 

Von „C“ wie „Country“ zu „E“ wie „Emo“

Mit „Top Gun (From The Top)“ war’s das aber auch wieder mit Country und „Aftermath“ schlägt wieder schnellere, Core-orientierte Töne an. Der Song wird durch verspielten, technischen Gitarrensound dominiert, was „Top Gun (From The Top)“ zu einem spannenden Hörerlebnis macht. „4am // Disappear“ ist der emotionale, ruhige Moment des Albums, stimmig untermalt von sentimentalen Lyrics. Klangmäßig überrascht „4am // Disappear“ noch einmal mit Emo-Einflüssen. Mir persönlich gefällt der Song sehr, wenngleich er einen krassen Kontrast zum gewohnten Sound der Band darstellt. „Never Found“ bietet eine Brücke vom melancholischen Sound des vorhergehenden Tracks zurück zum charakteristischen Sound der Band. Ein ruhiger Einstieg, gefolgt von mehr Tempo gepaart mit Core-Elementen. 

„Guilt Trip“ hingegen schlägt wieder den Weg Richtung Pop-Punk ein, der mich aber irgendwie nicht ganz abholt abholt. Definitiv ein solider Song, der auf mich aber an einigen Stellen etwas repetitiv wirkt. Nach dem bereits bekannten „What I Lack“ folgt mit „Advanced Darkness“ der letzte Song von „Aftermath“ – und hier lassen es BELMONT noch einmal richtig knallen! Die Experimentierfreude der Band kommt noch einmal deutlich zum Vorschein: ein paar elektronische Elemente, reichlich energiegelandener Pop-Punk und eine ordentliche Portion Screams. „Advanced Darkness“ ist der mitreißenste Song der Platte und bietet reichlich Live-Potenzial – also ein rundum gelungenes Finale für „Aftermath“! 

Fazit

Mit „Aftermath“ liefern BELMONT ein starkes zweites Album, das nicht davor scheut, Genregrenzen zu sprengen und einige musikalische Experimente einzugehen. BELMONT machen in erster Linie das, worauf sie Lust haben und schrecken nicht davor zurück, dass vielleicht nicht alle ihre Songs ankommen. Genau das macht „Aftermath“ zu einer mutigen und interessanten Platte, die an einigen Stellen zu überraschen weiß – aber auch die Geister scheidet. Vor allem Fans des ursprünglichen Sounds der Band könnten von dieser Entwicklung abgeschreckt sein. Wer aber abseits der Genregrenzen denkt und „Aftermath“ nicht strikt als Progressive Punk oder Pop-Punk Album sieht, sondern offen für ein paar Experimente ist,  der wird an der Platte definitiv Freude haben.

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Autorenbewertung

8
"Aftermath" ist ein starkes Album mit zahlreichen Einflüssen und Experimenten. Belmont schrecken nicht davor zurück, mit der Platte neue Wege einzuschlagen, die vielleicht nicht jedem gefallen könnten. Genau das macht "Aftermath" meiner Meinung nach so spannend - und genau so entstehen auch mal ungewöhnliche musikalische Perlen wie "Country Girl"! Wer sich also von einem Banjo auf einem Progressive Punk Album nicht abschrecken lässt, sollte unbedingt reinhören!
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8 / 10 Punkten

Vorteile

+ Abwechslungsreiches Album
+ Musikalisch spannend und raffiniert
+ Einige musikalische Experimente ...

Nachteile

- ... die vermutlich nicht bei jedem auf Gegenliebe stoßen
- Stellenweise etwas repetitiv

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