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Bin ich ein Junkie? – Es geht einfach nicht ohne…

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Die Raucher unter euch können mich garantiert verstehen: Wenn ich so richtig Bock auf eine Zigarette hab, mir aber gerade keine anstecken kann, werde ich ungeduldig, regelrecht reizbar und meine Konzentraton fällt in den Keller. Ich will verdammt nochmal ’ne Kippe! Jetzt! Und wenn ich dann endlich meinen Körper mit Teer und Nikotin vergiften kann, geht ein Glücksgefühl durch Mark und Bein, als könnte ich fliegen. Anspannung wird zu Entspannung, Reizbarkeit zu Gelassenheit. Ja, mir ist bewusst, dass ich für teures Geld meinen Körper freiwillig vergifte. Scheiß Sucht!

Anspannung wird zu Entspannung, Reizbarkeit zu Gelassenheit.

Habt ihr euch schon mal auf Musik gefreut und sie dann doch aus irgendwelchen Gründen nicht hören können?
Manchmal passiert es, dass ich mir neue Mucke auf meinen MP3-Player ziehe und mich auf den nächsten Morgen freue, weil ich dann während der allmorgendlichen Zugfahrt lauschen kann. Dann durchwühle ich meine Tasche und stelle fest: Leck mich fett! Das Ding liegt noch zu Hause. Ich kann also den gesamten Tag meine Musik nicht hören. Arrrgh! Ausrasten! Und zack – bin ich, ähnlich wie ohne Tabak, unausgeglichen und gereizt. Der Tag kann schon gar nicht mehr so gut werden, wie er hätte mit guter Musik werden können. Unmöglich. Und wenn ich jetzt zusätzlich noch meine Kippen zu Hause hab liegen lassen: Rette sich, wer kann.

Ist das auch eine Sucht?

Umso geiler ist dann aber das Gefühl, wenn ich endlich nach Hause komme und die Boxen aufdrehe. Ein Schub guter Laune breitet sich in meinem Unrumpf aus. Ich fühle mich leicht und entspanne. Aufatmen ist angesagt. Das Verlangen nach ausgewählten Klängen im Ohr ist gestillt. Ist das auch eine Sucht?

 

Music-Meme

 

Was an guter Musik richtig „gefährlich“ ist: sie macht sofort abhängig. Entdecke ich einen neuen Künstler oder eine neue Band, der/die mich total abholt, muss ich sofort Merchandise und CDs bestellen. Das Gute daran: Wieder jemanden unterstützt, der es verdient hat. Das Schlechte daran: Für den Rest des Monats gibts Toastbrot.
Mehr gibt der Geldbeutel jetzt nicht mehr her. Denn natürlich reicht es nicht aus, eine CD zu ordern. Nein! Es muss eben alles an Musik sein, das je veröffentlicht wurde, plus T-Shirt oder Kapuzenpulli und, und, und. Da wird eben jeder verfügbare Taler zusammengekratzt. Und am allerbesten wäre es, wenn das ganze Zeug nach dem Bestellvorgang direkt aus dem Bildschirm fliegen würde, weil ich es dann immer nicht abwarten kann. Und ich stelle fest: Es muss eine Sucht sein.

Nur gut, dass niemand wirklich nachrechnet, was der Kauf diverser Platten und Shirts bisher so gekostet hat. Das wäre für viele wahrscheinlich ein derber Elbow-Drop in die Fresse. Aber im Gegensatz zum Erwerb und Konsum diverser Genussmittel ist Musik erstens kein Gift für den Körper (außer vielleicht für die Ohren, wenn man’s ständig viel zu laut braucht), ganz im Gegenteil, sie ist Balsam für die Seele.
Musik gibt also zweitens auch etwas zurück. Und das in nicht unerheblichem Ausmaß. Sie kann ein Sixpack Energy-Drinks, starkes Beruhigungsmittel, das pure Entspannungsbad, Seelsorger und vieles anderes für ihre Konsumenten sein, je nachdem, was man gerade so nötig hat.

Da gibt man auch den einen oder anderen Groschen mehr aus, nur um wieder an der Nadel hängen zu können.

Und dass Musik DAS schafft, ist mir unbegreiflich und immer wieder beeindruckend für mich. Ich bin gern Musik-Junkie und Tonträger-Suchtwanst. Und ich bin auch der Meinung, dass unser Alltag wesentlich konfliktfreier und entspannter ablaufen könnte, würden sich mehr Leute einfach mal mit ihrer vermeintlichen Lieblingsmusik beschäftigen. Sie auf sich wirken lassen. Sie wahrnehmen, anstatt sie immer nur im Hintergrund dudeln zu lassen.
Vielleicht würden dann viel mehr Leute ihrer Vorliebe für oder ihrer „Sucht“ nach Musik nachgehen, anstatt sich ständig über belanglose Kleinigkeiten aufzuregen und Groll zu verbreiten (es kann natürlich auch sein, dass solche Leute schlicht und einfach ständig ihren MP3-Player zu Hause vergessen, und deshalb schlecht drauf sind). Gute Musik macht gute Laune. So geht’s mir damit zumindest. Und da gibt man auch den einen oder anderen Groschen mehr aus, den man vielleicht gerade nicht hat, nur um wieder an der Nadel hängen zu können – allerdings an der Nadel des Plattenspielers.

Bild mit freundlicher Genehmigung von

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24 Kommentare

  1. Laura
    22. Juni 2018 bei 21:32 — Antworten

    Ja, das kenn‘ ich nur zu gut. 😉 Früh aufstehen – erstmal eine “Dosis“ Metal. Musiksucht ist trotzdem besser als andere Süchte.^^ Auf dem Weg zur Arbeit und zurück: Metal. Während der Arbeit muss ich halt geduldig sein, bis ich Feierabend hab. 😀 Oder der Moment, wenn man merkt, dass man seine In-Ears vergessen hat. o.O Schrecklich. Schade ist aber auch, dass keiner von meiner Familie Metal hört.

  2. Mr. Zulu
    27. Mai 2016 bei 21:35 — Antworten

    Das schlimmste ist bei mir immer, dass meine komplette Familie keinen Metal hört und wenn ich mir dann ne CD einleg, dann kommt nach spätestens 5 min „mach die Musik leiser!“ Und dass allerschlimmste ist, dass meine Eltern immer übertreiben, sprich sie drehen die Lautstärke so weit runter, dass man die Musik schon bei dem leisesten Geräusch, das im Raum ist nicht mehr hört… zum Glück gibt es Kopfhörer, die inzwischen bei keiner Strecke, die ich radl, fehlen ?

    • 30. Mai 2016 bei 15:10 — Antworten

      Respekt und gegenseitige Rücksichtnahme sollte beidseitig funktionieren. Aber ich kenne das auch. 😉

  3. Max
    27. Mai 2016 bei 9:36 — Antworten

    Völlig nachvollziehbarer Artikel! Da ich sehr viele Freunde habe, die kein Metal höre, ist das für mich oft ein Problem, wenn ich mit denen länger unterwegs bin und alles mögliche hören muss, nur kein Metal. Ich meine ich bin da ja offen, doch nach Stunden von Gedümpel brauche ich eben fette Klänge sonst fang ich an zu zittern und meine Laune verschlechtert sich rapide….

    • 30. Mai 2016 bei 15:10 — Antworten

      Japp, irgendwann ist der Punkt erreicht. 😛

  4. minuslik
    26. Mai 2016 bei 23:42 — Antworten

    Wow, ich bin anscheinend doch nicht so süchtig wie ich dachte, denn ich komme problemlos ein, höchstens zwei Tage ohne Gitarrengeschrammel aus. Ich könnte zwar theoretisch auf Arbeit Musik hören, aber wenn es zugeht wie im Taubenschlag macht es auch keinen Spaß.

    Was das CD-Kaufen angeht, hab ich mich von den zahlreichen Forenbeiträgen inspireren lassen, wo es heißt: »Früher, da hatten wir nur eine Kassette mit ein paar Liedern drauf, die haben wir dann umso intensiver gehört und selbst nach Wochen immer neue Details entdeckt!« Heißt für mich, wenn ich eine Band interessant finde, besorge ich mir fürs Erste nur eine CD (i. d. R. die aktuelle) und wenn sie mir gefällt, spiele ich sie oft zwei Wochen rauf und runter, bis ich meine, wirklich alles gehört zu haben. Für die anderen ist später immer noch Zeit.

    • 30. Mai 2016 bei 15:12 — Antworten

      Das ist dann definitiv die etwas sparsamere Variante. 😀 Ein dickes Lob, dass du das durchhälst, nicht immer gleich alles zu kaufen. 😀

      • minuslik
        31. Mai 2016 bei 22:52

        Mach du auch ein paar Fehlkäufe, dann schaffst du das auch 😉

  5. Eva
    25. Mai 2016 bei 23:01 — Antworten

    Zum erst einmal ein wirklich gut geschriebener Text.
    Meine Musik-Sucht ist mir glaube ich in meiner Schulzeit einmal aufgefallen als ich für meinen Schulweg meinen MP3-Player zu Hause liegen lassen habe und keine lust mehr hatte die 4 Etagen wieder hoch zu rennen, außerdem dachte ich mir „Hey was solls zur Schule brauche ich eh nur 3 Minuten das passt, schon hole ich den eben später bevor ich weiter muss.“ Ja denkste. ich war die ersten zwei Blöcke so extrem gereizt, dass ich meinem Sitznachbar schon wegen seiner bloßen Existent an die Gurgel gehen wollte (und dabei kam ich immer super mit ihm aus), danach habe ich wirklich nie wieder die Stufen gescheut um mir meine Musik zu holen.
    Was jedoch fast genauso schlimm ist wie die Musik nicht hören zu können ist wenn man schlicht weg nicht die richtige Musik hören kann, dass ist dann fast noch schlimmer finde ich, vor allem wenn nur Musik um einen rum läuft die man nicht mag.

    • 26. Mai 2016 bei 11:15 — Antworten

      Danke für das Lob, Eva! 🙂
      Jo, ich achte mittlerweile auch immer vorbildlich drauf, dass ich meinen MP3-Player nicht mehr vergesse.

  6. Diana
    25. Mai 2016 bei 18:29 — Antworten

    Ich finde es auch schade, dass viele Leute sich nicht mehr mit der Musik befassen.
    Musik muss man lieben,verehren und spüren können…
    Ich könnte auch den ganzen Tag Musik hören ist halt nur blöd, wenn du in der Öffentlichkeit bist (mit vielen Menschen) und merkst Oh Mist du hast deine Kopfhörer daheim liegen lassen .. ?

    • 25. Mai 2016 bei 19:12 — Antworten

      Kann ich verstehen. Ich brauche auch jeden Tag – den ganzen Tag Mucke. 🙂

      • Diana
        25. Mai 2016 bei 20:34

        Ohne geht’s einem nicht so gut. ☺️

  7. Valnir Helbras
    25. Mai 2016 bei 14:53 — Antworten

    Ich kenne das Gefühl gut, wenn man sich richtig auf Musik freut. Bei mir geht nichts ohne Musik, vom aufstehen bis zum einschlafen ist immer Musik an nur wenn ich auf der Arbeit bin ist es mir leider untersagt Musik zu hören das nervt echt hart. Dafür ist der Feierabend immer ein Segen, wenn ich auf meinem Heimweg endlich wieder Musik hören kann ^^

    • 25. Mai 2016 bei 15:01 — Antworten

      Dann bist du also auch ein glücklicher Junkie. 😛

  8. Pseudo
    25. Mai 2016 bei 12:41 — Antworten

    Mir geht es da doch sehr ähnlich. Aber lieber bin ich Musik-Junkie, als an einer wirklich schädlichen Sucht zu leiden (Alkohol, Drogen, etc.).
    Oftmals habe ich den Eindruck, Musik würde nicht so wertgeschätzt, wie es ihr zusteht. Dieses im-Hintergrund-dudeln sagt finde ich ärgerlich. Vor allem, wenn man bedenkt, wie viel Arbeit, Entbehrung und Herzblut oft in der Musik steckt. Vor allem beim Metal.

    • 25. Mai 2016 bei 12:52 — Antworten

      Da kann ich dir vollkommen zustimmen, wobei ich denke, dass hinter jeder Musik irgendeine Idee steckt, die wertgeschätzt gehört. Nicht nur im Metal. Ausnahmen bestätigen die Regel. 😀

    • 25. Mai 2016 bei 13:16 — Antworten

      Teuer ist die Sucht aber trotzdem 😛
      Meine zumindest..xD

    • 25. Mai 2016 bei 16:00 — Antworten

      Dem kann ich nichts weiter hinzufügen^^

  9. Florian Lohn
    25. Mai 2016 bei 12:23 — Antworten

    Japp, kenn ich nur zu gut 😀 Vor allem wenn sich das Neu entdeckte mit mehrmahligem Hören zu einer absoluten Headbangorgie im Auto wandelt 😀 Als kleiner Tip für den Metalcore-Bereich: For I Am King 😉

    Musik ist die ungefährlichste und beste Sucht auf dieser Erde. Deshalb gibt es kein „FUCK ICH BRAUCH DAS JETZT“-Moment sondern eher ein „Geil, gleich wieder Musik auf den Ohren!!!!!“ Gefahr stellt Musik also nicht dar, aber einen Tag ohne Musik? NIE IM LEBEN, selbst nach Wacken nicht. Spätestens kurz vor der Heimat muss dann doch mal Tinitusauffrischung herrschen 😀

    In diesem Sinne, Stay Metal

    Florian

    • 26. Mai 2016 bei 11:23 — Antworten

      Schöner Name erstmal! 😛
      Ja, man ist einfach nie gesättigt. Musik geht immer!

  10. CrispyBlowfish
    25. Mai 2016 bei 10:34 — Antworten

    Ich stimme dir voll und ganz zu, Flo!
    Gestern ersz wollte ich losfahren um einzukaufen! Habe dann festgestellt, dass mein Handy UND meine „Auto-Kippen“ noch zu Hause liegen… und hab dann dooferweise die Kassiererin (die eigentlich echt süß war) angeschnauzt, sie solle schneller machen..
    Naja… zu Hause angekommen erstmal nen Glimmstängel angesteckt und gemütlich bei lauter Musik gekocht. Dass war ein schöner Moment, als die Anspannung endlich weg war 😀
    Ach ja, und schöner Artikel übrigens 😀

    • 26. Mai 2016 bei 11:21 — Antworten

      Hallo, Mensch mit der lustigen Mailadresse. 😀
      Die arme Kassiererin! Aber vielen Dank für das Lob!

      • CrispyBlowfish
        31. Mai 2016 bei 1:32

        Das ist meine „Ich melde mich irgendwo an“-Emailadresse 😀
        Ja, sie tut mir sehr leid, so im Nachhinein!

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