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BLAUFUCHS – Immer noch nicht am Ziel!
BLAUFUCHS – „DARAN WIRD ES NICHT SCHEITERN“
Genre: Punk Rock / Indie Pop
Länge: 29:27
Label: Aggressive Punk Produktionen
Veröffentlichungsdatum: 20.05.2022
Ist man irgendwann zu alt für Punk? Wie lang muss der Iro sein, um die Message vollends zu begreifen? Gibt es auch so etwas wie Kuschelpunk? BLAUFUCHS halten jedenfalls an dem Image des grauen Arbeiters fest, der tagein-tagaus mit seinen leere-Augen-Kumpels morgens und abends in der S-Bahn zur Arbeit und wieder zurück abhängt und sich doch bitte klar machen soll, dass es das nicht war und er damit nicht da angekommen ist, wo er es bitte sollte. „Du bist noch immer unterwegs! Noch immer nicht am Ziel! Noch immer nicht angekommen!“ Ass! Wie vor, keine Ahnung, dreißig Jahren schon? Wahnsinn.
„Daran wird es nicht scheitern“ ist eine weitere Ansage gegen das schnöde Mittelstandsleben mit geregeltem Job und Einbauküche. Wobei sich sich durchaus schöner Sinnbilder bedienen. Mehr als ein Linienflug über den Atlantik trennen uns (wer ist das?) und ein Zusammenbruch ist, ja hallo, schon der Neubeginn. Cool. Abgedroschen, aber vielleicht bin ich dafür auch nur zu schnöde. Das Bild ist doch schön! Auch wenn man noch mit Erreichen einer gesicherten Existenz mit einem geregeltem Alltag und Wohnung noch nicht am Ziel ist, soll man lieber zwischendrin zusammenbrechen und es nochmal lieber anders machen. Punkattitude erfüllt. Yes!
Ansonsten ist die Platte auch auch weiterhin Punk mit erhobenem Zeigefinger. An sich ok, aber auch auf einem Niveau, an dem es eher auch als Einmischung in das Privatleben durchgehen kann und nicht mehr eine Ansage an politische und wirtschaftliche Umstände ist. „Lebt ihr das Leben so, wie es einem kernigen Punker gefallen würde“? So ließen sich die neun Songs (plus einem Intro aus Nachrichtenschnipseln) zusammenfassen ließe.
Und, könnt ihr? Traut ihr, euch zu fragen, ob, ihr Liebe zulasst? Ehrlich gesagt ist genau die Frage in dem Song so undeutlich gesungen, dass man nur mutmaßen darf. Aber um etwas in der Richtung wird es wohl gehen. In einer Zeit der Distanz, des erstarkenden Egoismus und der ständigen Vorsicht, einander zu nahe zu kommen, weil ja vielleicht doch eher eine Anzeige kommt statt eines Lächelns, macht der Song „Verpasst“ durchaus Sinn.
Musikalisch gesehen ist das Album durchaus mittelmäßig im Midtempo gehalten, keine Up-Beats, der Anfang von „Einsam“ erinnert harmonisch fast – genrefremd – an IN FLAMES. Inhaltlich ist es dasselbe. Wenn man einsam ist, wenn ruft man dann an? Und wie zahlt man dann seine Miete (hä?). Aber ey, man ist zumindest frei. Ok…
Wie gesagt, vielleicht bin ich schon zu alt und nicht Punk genug. Das Album ist im Grunde genommen ein Vorwurf an alle, die sich bis in das Berufsleben durchgeboxt und eine Existenz aufgebaut haben. Aber sie sind doch einsam und allein und nicht mehr punkkonform frei im ursprüngliche Sinne, manno! Oder sehe ich das falsch und zu eng und zu spießig und bin vielleicht selbst zu nah an dieser Losergruppe dran, die da besungen wird, um das zu beurteilen? Ok. Wo ist meine Bierflasche und die Homies auf der Straße? Ok, sorry. Aber von Übertreibungen lebt sowas ja.
Solo!
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