Blues Rock – Hänger oder Steher?

THE ANSWER – Solas
Veröffentlichungsdatum: 28.10.2016
Dauer: 49:07 Min.
Label: Napalm Records

 

Ich habe einen neuen Begriff gelernt. Das kann man ja zugeben. Er nennt sich „Neue goldene Generation der Rock-Musik“. Der zumindest wird THE ANSWER auf Wikipedia zugeordnet. Wenn man diese fragwürdige Plattform verlässt und sich an andere Quellen wendet, findet man zum Beispiel ein Zitat, welches ihnen eine große Zukunft voraussagt: „They are going to be huge“. Also, schon golden? Am 28.10. wird das neue Album „Solas“ erscheinen, gefolgt von einer Tour durch UK, die Schweiz und weitere europäische Länder. Es soll einen Höhepunkt ihrer bisherigen Karriere darstellen.

Der erste Track des nordirischen Quartetts, gleichzeitig dem Albumtitel gleichlautend, „Solas“, hat etwas leicht luftig bluesiges an sich. Man fühlt sich an windige Klippen erinnert, toll romantisiert mit einem träumerischen Sänger davor. Ok, kitschig ist das. Aber ein schön entspannter Einstieg. Zwischen dem ganzen high-tempo Geballer aus dem Thrash- und Death-Bereich mal sehr entspannend. Trotzdem zeigt der Text sich sehr tiefgründig. „Will you live your life in fear?“; „When I wake up in the morning, I don’t know where I stand, These shadows won’t release me, Oh deliver your demands“. Puh, hart. Aber eigentlich ganz cool, das musikalisch so verpacken zu können.

„Beautiful World“ zeigt dann schon andere Klänge. Beinahe schon orientalisch angehauchte Harmonien und Instrumente, aber weiterhin eher gedrosseltes Tempo. Cooler Sound auf jeden Fall, etwas nachdenklicher, im Verlauf beinahe schon dramatisch. Klarer Unterschied zum ersten Song. Mir gefällt so eine Abwechslung. Man merkt, dass ein neuer Track läuft. Trotzdem groovt der Song auch, man fängt nicht irgendwann an, wegzuhören. Sehr gut!

Der nächste Song heisst „Battle Cry“. Eine direkte Verbindung der einzelnen Titel scheint es also nicht zu geben. Der Track kommt auch eher radiomäßig daher und reißt einen jetzt nicht vom Stuhl. Wobei man sich da fragt, ob nicht gerade er mit so einem selbstbewussten Titel das sollte. Weiterschalten, bitte!

„Untrue Colour“, „In this Land“ und „Thief of Light“ sind auch eher gemütlich, bis letzten Endes schon irgendwie müde und gospelhaft.  Zwischendrin poppen immer wieder plötzlich Klangkonstrukte auf, bei denen man sich fragt, wie sie da in die Songs gekommen sind. Auch sind die Songs teilweise sehr repetitiv in ihrem Aufbau. An sich kann man sonst nicht viel dazu sagen. Das muss nicht schlecht sein, aber auch nicht gut. Stellt sich da eine Stagnation zur Albummitte hin ein? Immerhin hält „In this Land“ ein ordentliches Solo parat. Mäh…

Trotzdem, die Spannungskurve steigt auch wieder. Nachdem man bei „Being Begotten“ plötzlich sehr nahe an COLOSSEUM dran ist, ist der Drummer wieder aufgewacht. „Left me standing“ setzt mal wieder Akzente auf den Rock, nicht den Blues. (Nichts gegen Blues, wirklich, aber sowas kann man mitten im Album einfach nicht bringen!). Plötzlich tauchen Parts auf, die die mündigen Hörer mitsingen können! Wow.

Der Rest des Albums lässt einen dann doch versöhnlich zurück. Es war keine Falle. Aber man muss streckenweise schon echt durchhalten können. An sich präsentieren THE ANSWER hier aber ein stark abwechslungsreiches Album, mit guten Hooks und vielen melodiösen Parts. Perfekt zum Entspannen eigentlich. Dennoch, es ist nicht alles Gold auf diesem Album. Andere Rockgrößen scheinen immer wieder gut erkennbar durch, manchmal scheint auch einfach gar nichts. Der Mittelteil stellt einen klaren Durchhänger im Spannungsbogen des Albums dar. Zusammenfassend kann man aber sagen, dass die Insel mit ihrem Neuling zeigt, dass sie immer noch gute Musik hervorbringen kann. Daher: Chapeau!

 

 

 

Autorenbewertung

6
THE ANSWER legen mit "Solas" ein Album vor, welches durch kontrastreiche Songs mit vielen musikalischen Ideen hervorsticht. Abwechslung, episch verträumte Hooks und entspannend bodenständiger Rock sind Indikatoren dafür, hier grundsätzlich keinen Fehlgriff zu tun. Nur der Mittelteil des Albums zeigt ein paar leichte Einbrecher, welche aber durch starke Songs am Ende wieder aufgefangen werden. Das Album steht!
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NAPALM RECORDS6 / 10 Punkten

Vorteile

+ schöne Melodien
+ sehr abwechslungsreich
+ entspannter Bluesrock
+ gute Abwechslung im CD-Schrank

Nachteile

- stellenweise merkwürdige Einspieler in einzelnen Songs
- starker Durchhänger in der Mitte der CD

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