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Boygroups, Konfetti und ein Heiratsantrag = ESKIMO CALLBOY
Der vergangene Freitagabend war ein Abend voller Überraschungen. Ich erfüllte meiner Cousine einen ihrer größten Wünsche und fuhr mit ihr nach Magdeburg in die FACTORY zur Europatour von ESKIMO CALLBOY. Es war ihr erstes Konzert und wie ihr alle wisst, bleibt dieses ganz besonders in Erinnerung. Angekommen am Club standen kaum Autos da und ich hatte schon die Befürchtung, dass ich entweder falsch gefahren war, wenig Publikum da war oder das Konzert aus irgendwelchen Gründen abgesagt wurde. Aber Moment, es spielen ja ESKIMO CALLBOY? Die meisten können ja noch gar nicht fahren (kleiner Scherz), doch anfangs hatte ich wirklich das Gefühl, einer der Ältesten in der Halle zu sein. Nach kurzem Disput mit der Stempeldame, dass mein Name schon von der Liste gestrichen wurde, weil angeblich ein weiterer Herr Zecho das Konzert besuchte, der zufällig auch beim SILENCE MAGAZIN arbeitete, ging es erst einmal an die Bar. Angenehme Preise und eine große Auswahl, da lacht das Herz! Doch da ich an diesem Abend als Fahrer eingeteilt war und nicht nur die Verantwortung für meine Cousine, sondern auch für meine bessere Hälfte hatte, welche zur seelischen und moralischen Unterstützung mit kam, entschied ich mich dafür, es mir an diesem Abend mit Cola richtig zu geben. Punkt 19.00 Uhr begann der Abend mit den Jungs von HER NAME IN BLOOD aus Tokyo. Ich muss zugeben, dass ich an dem Abend keine der Bands kannte und eher vor eingenommen an die Sache heranging. In ihrem halbstündigen Set rissen die vier Japaner ordentlich einen ab. Gleich am Anfang gab es einen Circle Pit und eine Wall of Death, die leider etwas missglückte, da keiner wusste wann es losging. Davon mal abgesehen konnte sich das Publikum durch die schnellen Deathcore-Beats schon mal warm tanzen. Zwischenzeitliche Breakdowns und Harmonien brachten im Gegensatz dazu wieder Ruhe in das Geschehen. Alles in allem konnten sie für ihre erste Europashow überzeugen.
Nach kurzer Umbaupause, fingen 19.45 Uhr pünktlich PALISADES aus New Jersey an. Die fünf Jungs aus den USA hatten nicht nur musikalisch sondern auch äußerlich Ähnlichkeiten mit Boy-Groups aus den 90ern. Frisuren wie aus den guten alten BACKSTREET BOYS-Zeiten. Bomberjacke und Goldkettchen, erinnerten dann doch wieder an Autohändler aus Köln Kalk. Musikalisch gesehen war es eine Mischung aus melodischem Metalcore mit Growls und Screams und Popelementen, welche größtenteils mit einer hohen, cleanen Stimme gesungen wurden. Auf der Bühne gab es viel Bewegung, wodurch es gar nicht so einfach war, ein gutes Bild einzufangen. Trotz der Popelemente ließen sich die Leute auf der Tanzfläche gut aus, wodurch auch mal der ein oder andere Fuß am Kopf landete. Was ich aber echt loben muss, ist das loyale Verhalten der Besucher, jedem im Circle Pit wieder hoch zu helfen und auch bei Kleineren Rücksicht zu nehmen. Sicher gab es am Ende des Abends wieder die ein oder andere Verletzung, aber im Großen und Ganzen blieb alles friedlich. Auch wenn es kein Schmaus für meine Ohren war, konnten PALISADES, welche mit der ESKIMO CALLBOY Tour ihre erste Europatour hat, beim Publikum Eindruck hinterlassen.
Was ich bis jetzt nicht verstehe und auch nicht verstehen will ist das so genannte „bouncen“, zu dem die Band aufrief. Ihr wisst nicht was das ist? Tja das wusste ich bis zu diesem Zeitpunkt auch nicht. Es ist die typische Hand-/ Armbewegung, welche auch gern im Hip Hop angewendet wird. Nur habe ich leider keine Ahnung was so etwas auf einem „Metalkonzert“ verloren hat???
Hand an den Sack, Arm in die Luft und schon ging es los.
In der nächsten Umbaupause musste ich das draußen vor der Tür erstmal bei einer Zigarette verdauen. Ich hab ja schon viel gesehen, aber bei Metalkonzerten wird man auch immer wieder überrascht. Um 20.30 Uhr betraten, beziehungsweise sprangen die Jungs von ANNISOKAY aus Halle an der Saale die Bühne. Der Einstieg in ihr Konzert ging gleich laut und derb los, sodass man sofort im Geschehen drin war. Die Band animierte ohne großen Worte durch ihr Auftreten, ihre schnellen Parts, als auch abrupten Breakdowns das Publikum zur Bewegung. Schnell entstand ein Circle Pit, Crowd Surfer ließen sich über die Massen geben und eine Ansammlung von Menschen im Moshpit. Die fünf Jungs aus dem herrlichen Sachsen Anhalt wurden vor kurzem erst zur bekanntesten Rockband des Bundeslandes ernannt. Musikalisch ist es kein weich gespülter Metalcore, sondern durch die Death Metal Elemente und den derberen Sound geht es mehr in die Richtung von HEAVEN SHALL BURN. Einzig in den ruhigeren Parts wird mit einer sehr hohen Männerstimme gearbeitet, welche früher in der Schule bestimmt für Einsen in Musik, aber Prügel auf dem Schulhof gesorgt hat. Zwischendrin schaffte es die Band, den halben Saal zu einer Wall of Death zu animieren, welche aus der Ferne gesehen nicht von schlechten Eltern war. Schlussendlich konnte mich diese Band musikalisch überzeugen und ohne mich zu weit aus dem Fenster zu lehnen würde ich behaupten wollen, dass diese Truppe das Potenzial besitzt, einmal größeres zu erreichen.
Ein Ende des Abends war so langsam in Sicht und alle machten sich für die Headlinershow von ESKIMO CALLBOY bereit. Inzwischen fanden sich auch die letzten Zuschauer ein und es war gut gefüllt. Um perfekte Sicht zu haben stellten sich meine Cousine und ich an die Seite des Fotograbens. Dadurch standen wir sicher und hatten perfekte Sicht auf die 75-minütige Show der sechs Metalcorer aus Castrop-Rauxel. Punkt halb zehn begann dann auch das Electrocore-Spektakel mit tiefen Bässen und einer Lichtshow, wie man sie zu gut aus Diskotheken kennt. Fuchs wie ich manchmal bin, habe ich mir natürlich die Playlist geben lassen. Somit startete die Band mit dem Song „Crystals“ vom gleichnamigen Album und einem Konfettiregen über das gesamte Publikum. Die Band war gut drauf und merkte ihnen förmlich an, dass sie echt Bock hatten was abzureißen.
Dementsprechend wurde gleich zu Anfang zum Circle Pit aufgerufen, was sich keiner hat zweimal sagen lassen. Auch Crowd Surfen war gänzlich erwünscht, was das Team der Security eher nicht so gern sah. Sie baten darum keine weiteren Leute über die Massen zu „reichen“. Doch die Fans von ESKIMO CALLBOY sahen das ganz anders und eine Flut von Gästen, welche über die Hände gereicht wurden, nahm bis zum Schluss nicht ab. Mit „Party At The Horror House“ und „Monster“, spielten sie die vom Publikum gewünschten Klassiker. In der Mitte der Show, kam es zu einer weiteren Überraschung an diesem Abend. Ein junger Mann betrat in Begleitung seiner Freundin die Bühne, hielt eine kurze Ansprache, fiel auf die Knien und fragte sie mit mutiger Stimme:
„ Wollen wir nicht mal bei MC Donalds essen gehen?“
NEIN, das ist natürlich Blödsinn, er hielt um ihre Hand an und sie willigte ein. Die Jungs von ESKIMO CALLBOY positionierten sich schon schön am Rande und es gab mit tobendem Applaus eine Bierdusche über das glückliche Paar. Schmelz, Schmelz, aber hätte man dafür nicht Wasser nehmen können? Naja wie dem auch sollte keine Zeit verstrichen werden und es gab die nächsten Kracher mit „Best Day“ und „Paradise in Hell“.
Die Songs waren eine Zusammensetzung aus schnellen Riffs, einer schnellen Base und Pop/ Electropassagen, welche im Hintergrund liefen. Kurzum, eine metallische Boygroup. Als dann kurz vor Ende noch veränderte Coversongs von JUSTIN BIEBER und den BACKSTREET BOYS dargeboten wurden, hat sich meine Meinung über das Thema „Boygroups“ noch einmal bestätigt. Insgesamt ließen 16 Songs der Band die Trommelfelle der Fans zittern. Zwischendurch gab es kurze Ansagen und Gags der beiden Sänger „Sushi“ und „Kevin“.
Der Sound war bei allen Bands an diesem Abend echt gut, wodurch sich ein Besuch in der FACTORY auf jeden Fall lohnt. Zum Ende des Abends die letzte Überraschung: Ich habe es überlebt. Anfangs dachte ich, ok schönes Boygroup Konzert wo du der Älteste bist, doch ich muss meine Meinung dazu revidieren. Musikalisch gesehen waren alle Truppen fit an ihren Instrumenten, aber mit dem Genre werde ich mich wohl nicht anfreunden können.
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