BÜTCHER: Mit Satans Wagen durch den höllischen Genre-Schmelztiegel

BÜTCHER – „666 Goats carry my Chariot“

Veröffentlichungsdatum:  31.01.2020
Länge:
0:36:36
Label:
Osmose Productions
Genre:
Thrash/Speed/von allem etwas – Metal

Die Woche neigt sich dem Ende entgegen und endlich schaffe ich es mich dem auserkorenen Release zu widmen.

In der Genre-Spalte lächelt mich „Thrash/Speed Metal“ an und schon bin ich ganz bei der Sache. Und dann dieser poetisch-vielseitig-klischeekitschige Albumtitel „666 Goats Carry my chariot“, PERFEKT!

Ich lasse mich also nicht lange bitten, schwinge mich in den Streitwagen und lasse mich von den Belgiern von BÜTCHER in ihr neues Machwerk entführen.

Ein komisches Vorspiel

Das Intro kommt mir etwas zu getragen und schwülstig daher, meine Hoffnung schwindet kurzzeitig. Aber dann kommt ein herrlich trockenes Schlagzeugintro, gefolgt von einem wundervollen kleinen Gitarrensolo und mir stielt sich ein breites Grinsen aufs Gesicht! Nun komplettiert der Gesang das Ganze, denn ich im Wechsel irgendwo zwischen MOTÖRHEAD, ACCEPT/RUNNING WILD und EXUMER einordnen würde. Etwas rauer, mit einigen Ausflügen in höhere Tonlagen und einfach immer schön garstig. „Iron Bitch“ als erster richtiger Titel gefällt mir also direkt sehr gut!

Nicht kleckern – KLOTZEN!

Zwischendrin lese ich mir die Infos zur Band noch durch, und stolpere über die Kernfrage deren Antwort BÜTCHER lautet:

„Was passiert wenn dieses glühende Stück Stahl in den gleichen Topf eingeschmolzen wird, in dem eine Mischung aus okkultem und epischem Heavy Metal, First Wave Black Metal und prachtvolle Gitarrenparts bereits kurz vor dem zerstörerischen nuklearen Meltdown sind?“ (frei übersetzt!)

Man bäckt hier also keine kleinen Brötchen, sondern geht direkt aufs Ganze! Auch das Artwork der Scheibe erinnert mich auf grandiose Weise an alte 80er Jahre Thrash oder Speed Metal Veröffentlichungen. Eben immer eine Spur zu übertrieben und zu klischeebehaftet, aber stilsicher.

Ein mächtiger Hauptakt!

„45 RPM“ beziehe ich als Plattensammler einfach mal direkt auf das schwarze Gold, auch wenn ich es textlich leider nicht verstehen kann. Und spätestens bei „Sentinels of Dethe“ spürt man auch deutlich den Teil der sich auf die First Wave of Black Metal Zeit bezieht, denn das Stück ist eine chaotisch-verworrene Kakophonie, die mich sehr an VENOM´s „Black Metal“ erinnert.

Der namensgebende Titel „666 Goats carry my Chariot“ offenbart dann komplett den oben beschriebenen Schmelztiegel, denn hier wird ein bunter Ritt über die Genregrenzen hinaus betrieben. Aber was soll ich sagen? Mich nehmen die 666 Ziegen wirklich mit auf ihre Reise, und ich finde den Track großartig, auch aufgrund der mehrfachen gut eingesetzten Tempowechsel. Aber mir gefallen auch die mindestens 3 verschiedenen Gesangsstile und die virtuosen Gitarrensoli, die teilweise im krassen Kontrast mit einer sanften Akustikgitarre enden. Ein geiles Lied – und hier zum reinhören:

Eine rasante Fahrt zwischen allen Genre´s!

Das „Viking Funeral“ kommt natürlich nicht etwa getragen und ruhig daher, nein weit gefehlt! Hier wird mit einer Inbrunst auf die Instrumente eingewirkt, als soll der Wikinger dadurch erst noch vom Leben zum Tode befördert werden. Aber für mich hat das ganze dennoch eine Struktur und folgt eben nicht einfach nur dem Motto: „Eins, zwei, drei – und dann spielen alle so schnell und so laut sie können“.

Das nachfolgende Stück bewegt sich ebenfalls immer auf einer schmalen Grenze zwischen Black Metal und Thrash, ohne dabei ins Chaos abzugleiten und gegen Ende werden sogar noch klassische Metaltöne angeschlagen. Es ist ein gewagter Mix, der aber sehr gut funktioniert. Und immer wenn in diesem Album mein innerer melodie-suchender Monk kritisierend auftauchen möchte, dann wird er gnadenlos abwechselnd von Gitarre, Schlagzeug und genialen Gesangsparts niedergeknüppelt! Und das zurecht!

Der letzte Titel bildet dann noch ein ruhiges Outro geführt von einer verspielten Akustikgitarre.

Fazit:

Es ist mir einfach ein inneres Fest! Es ist ein 36-minütiger Ritt über alle Genregrenzen hinweg, der den tristen Arbeitstag genauso vertreibt wie das graue Februarwetter. Nach dem letzten Ton des Albums kann ich einfach nur genüsslich wieder mit dem ersten Titel beginnen. Es ist ein wenig wie der dritte Nachschlag von Oma’s Sonntagsbraten: Man weiß genau es ist nicht wirklich gesund, aber es ist zu gut um es nicht zu tun!

Ich finde das Album großartig. Es nimmt mich absolut mit und ich mag den gebotenen kruden Mix – mit Ausnahme des Intros – vom ersten bis zum letzten Ton. Und mich würde es wirklich interessieren ob die feine Struktur die den Titeln innewohnt auch live noch erkennbar ist!

Autorenbewertung

9
Ein Album das sich nirgendwo einfügen lässt, und jede Genregrenze mit großen Geschützen niederwalzt. Das Album ist einfach eine reichliche halbe Stunde großartiger Spaß für alle Freunde der härteren Gangart!
ø 0 / 5 bei 0 Benutzerbewertungen
9 / 10 Punkten

Vorteile

- Wucht, Energie und viel Power
- eine große Vielseitigkeit, die auch einen genialen Track wie den Namensgeber neben harten Hau-Drauf-Nummer gut aussehen lässt
- ideale Stimme des Sängers für jedes eingebaute Genre-Schnipsel

Nachteile

- leider nur 36 Minuten Spielzeit
- das Intro finde ich etwas unpassend zum Rest des Albums

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